Frauen Lesben Trans Café

Jeden 1. Donnerstag im Monat

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Selbstdarstellung der Veranstalter_innen

Selbstverständnis

Seit 2006 finden in der Meierei „FLT“-Veranstaltungen statt, die jetzigen Veranstalter_innen haben die Arbeit der vorherigen Gruppe(n) ab Ende 2008 weitergeführt. Dieser Text steht für die Sicht der jetzigen Veranstalter_innen-Gruppe. Er hat das Ziel, ihre politische Perspektive in Kürze und in klarer Form dar zu stellen.
Der Raum, in dem das FLT-Cafe stattfindet, ist Teil des Projektes Alte Meierei und damit ein selbstverwalteter, unkommerzieller Veranstaltungsraum. Als Veranstalter_innen tragen wir direkte Verantwortung für das Programm des FLT-Cafes. Als Teil des Projektes Meierei sind wir nicht mit allem, was dort vor sich geht, in Übereinstimmung. Wir tragen das Projekt mit, weil die Idee, einen selbstverwalteten Raum, in dem Kultur unkommerziell sein darf, eine der besten Ideen überhaupt ist. Deswegen ist auch das Essen bei „FLT“-Cafés auf Spendenbasis. Wir gestalten mit anderen Gruppen gemeinsam den Raum, den wir nutzen. Dabei ist es wichtig, ohne Chef_in und nach eigenen Vorstellungen zu arbeiten. Das schließt nicht ein, dass wir mit allen anderen veranstaltenden Gruppen einen politischen Total – Konsens brauchen.

Politische Ausrichtung des Cafés:

Die politische Ausrichtung des „FLT“-Cafés knapp in Worte zu fassen, stellt sich bisweilen als Herausforderung dar. Der Begriff „queer“ bietet die Chance, vielschichtige Differenzen von Menschen anzuerkennen und Heteronormativität zu kritisieren, ohne sich auf einschränkende Identitätskategorien festlegen zu müssen. Gleichzeitig ist er zum Teil schwierig besetzt, da er zwischen elitär-akademischen Debatten (welche wiederum Menschen ausschließen) und einer Verwendung als Partymotto schwankt und gleichzeitig oft (falsch) als Synonym für lesbischwul verstanden wird. Während mit „queer“ sehr gut die soziale Konstruktion von Geschlecht und anderen Differenzlinien gefasst und in Frage gestellt werden kann, läuft mensch aber gleichzeitig Gefahr, die reale Dimension von Machtverhältnissen zu vernachlässigen. Um diesen gegenüber trotzdem eine kritische Position einnehmen zu können, trifft es wahrscheinlich am besten, das Café als queer-feministisch zu bezeichnen.
Dass die positive Umdeutung des Begriffs „queer“ zunächst von Schwarzen politischen Aktivist_innen ausging, die sich der Heteronormativität entzogen, soll nicht ausgeblendet werden. Eine Weiße Aneignung von Schwarzem Wissen und politischen Praxen muss stets hinterfragt werden. Gleiches gilt auch für unser Weißsein. Als Weiße Veranstalter_innen haben wir eine sehr beschränkte Perspektive und nehmen vieles aus dieser privilegierten Position eventuell nicht war. Es ist uns wichtig, im Café eine rassimuskritische Perspektive zu entwickeln, soweit dies aus einer Weißen Position heraus möglich ist. Rassistische Äußerungen und Verhaltensweisen haben hier keinen Platz! Ebenso wenig wie Nationalismus!
Wir lehnen das System im Ganzen ab und arbeiten auf eine Utopie ohne Nation und Herrschaft hin.
Das Café kann ein Raum für Austausch und Vernetzung sein, ist aber weder ein Freiraum noch ein Schutzraum. Beides kann das Cafe nicht leisten, denn grenzüberschreitendes Verhalten kann auch in diesem Kontext niemals ganz ausgeschlossen werden. Das Konzept der Definitionsmacht sehen wir als grundlegendes Prinzip einer sexismuskritischen Praxis. Allerdings sehen wir uns nicht als eine Unterstützer_innengruppe, da wir nicht in diesem Sinne professionell sind und mit einer Unterstützer_innengruppe verbundene Erwartungen vielleicht nicht erfüllen können.

„FLT“-Konzept:

Die Bezeichnung Frauen-Lesben-Trans bricht mit der heteronormativen Matrix, die Heterosexualität und ein zweigeschlechtliches System als Norm setzt. Trotzdem ist das Konzept lückenhaft und denkt immer noch in Kategorien fort, wir ziehen es deswegen vor, den Begriff in fetten Anführungszeichen zu verwenden, um den Konstruktionscharakter zu betonen. „FLT“ lässt Vieles unbenannt, taucht aber häufig in anti-heteronormativen und sexismuskritischen Kontexten auf, mit denen wir uns solidarisch fühlen und hat deswegen einen gewissen Wiedererkennungswert. Weibliche, lesbische und Transidentitäten/-inszenierungen erfahren im Alltag häufiger Unterdrückung und Diskriminierung als viele andere Körper/Sexualitätskonstruktionen. Wir finden es daher sinnvoll, grade für „FLTs“ einen Raum anzubieten.
Als Veranstalter_innen wollen wir keine Herrschaft unterstützen, die nur zwei Geschlechter denkt und nur Liebe und Begehren erlaubt, die heterosexuell und monogam sind, sondern sind vielmehr an einer kreativen Praxis von unterschiedlichen Körperkonzepten interessiert. Die Eigendefinitionen von Personen stehen dabei immer im Vordergrund.
Wir haben keine Lust eine Rausschmeißer_innenpolitik im Bezug auf ein „FLT“-Passing zu betreiben und wollen keine anderen Körperinszenierungen und -konstrukte ausschließen. Menschen die sich im Café daneben benehmen (sich mackerig verhalten, Identitäten oder die Definitionsmacht in Frage stellen…), fliegen raus egal, ob und welchem Geschlecht sie sich zuordnen.

Wir begreifen uns als `feste´ Orga-Gruppe, freuen uns aber über euer Interesse bei der „FLT“-Crew mitzumachen! Kommt einfach beim Cafe vorbei, schaut euch an, was wir so machen und haut uns an 🙂