Heute vor 40 Jahren wurde die hansa48 besetzt. Sie war das dritte Gebäude binnen weniger Monate, das sich die noch junge zweite Welle der Hausbesetzer*innenbewegung der frühen 1980er Jahre in Kiel aneignete und vor der Zerstörung durch Wohnungskonzerne und eine auf Vereinzelung und Konsum ausgerichtete Stadtumstrukturierung bewahrte. Der Hauptschauplatz der Bewegung fand am Sophienblatt statt, wo die Rahmenbedingungen der Besetzungen eine deutlich größere politische Sprengkraft besaßen, als am Ravensberg.
Die Hansa 48 ist das einzige Haus jener Jahre, das nicht geräumt, sondern von den Besetzer*innen nachhaltig in kollektives Eigentum für Kultur, Wohnen und Arbeit unter einem Dach überführt werden konnte, das bis heute fortbesteht. Um dies zu erreichen, ist die Hansa 48 – ganz bewusst – auch Spielball der herrschenden Politik gewesen. Am Sophienblatt dagegen wurde im Sommer 1983 geräumt, abgerissen und später ein Einkaufstempel errichtet. Die Alte Meierei ist eines von mehreren Ausweichobjekten, die die Bewegung der Stadt noch abtrotzen konnte und das einzige, das überlebt hat. Dies verbindet uns, trotz der nicht konfliktfreien Ursprungsgeschichte und der bisweilen unterschiedlichen Wege, die beide Projekte in den zurückliegenden Jahren gegangen sind, wohl auf ewig.
Die Hansa 48 hat bewiesen, wie erfolgreich kollektive Selbstverwaltung bei Abwesenheit von Privateigentum funktionieren und welch Ausstrahlungskraft sie in einer Stadt wie Kiel erlangen kann. Das Erbe der Kieler Hausbesetzer*innenbewegung liegt in unseren Händen und bleibt unbezahlbar. Es liegt an den Nutzer*innen beider Zentren, dafür zu sorgen, dass es noch viele weitere Jahrzehnte weiter glänzt. Dass der Kampf gegen den Mangel an bezahlbaren Wohnraum, Vereinzelung und die kapitalistische Stadt aktueller denn je ist, spüren wir jeden Tag. Dass wir Platz für politische Organisierung und unkommerzielle Kultur brauchen, um dem entgegenzuwirken, genauso.
Wir wünschen der Hansa 48 alles Gute und dass sie ihre Herkunft nie vergisst. Abhilfe dafür hat sie sich nun selbst geschaffen und eine umfangreiche Chronik veröffentlicht: Ein lesenswertes Stück Kieler Bewegungs- und alternativer Kulturgeschichte, in dem auch die Alte Meierei notwendigerweise an einigen Stellen Erwähnung findet. Darauf angestoßen werden kann zunächst leider nur online, in Präsenz sollten wir dies aber schnellstmöglich nachholen.
Mit een Wort: Lat stahn as steit! Mit selbstverwalteten Zentren in die Zukunft!
Die Veranstaltung zu 40 Jahre hansa48 & Buchvorstellung kann online angeschaut werden.