DISEASE / 03.04.2019 – Kiel, Alte Meierei

Review von Philipp (Dremufuestias)

INSIDE INFERNAL CRUST BRIGADE, Part III

Auch das passiert: Die Existenz dieses Termins hatte Infernal Crust Commander Herb bis wenige Tage vorm Konz schlicht vergessen. Da schwillt die Zahl der INC-Veranstaltungen im April somit auf sechs an. Uns bleiben zwei Tage, um etwas Werbung zu machen, aber lediglich eine Handvoll Noise-Crust-Inferno-Liebhaber*innen bekommen das noch mit. Schade, denn wenn eine Band aus Mazedonien sich auf Krustenkreuzzug begibt, ist mensch doch generell gern dabei, zumal das Logo im Stil des DISCHARGE-Schriftzugs viel versprechend aussieht.

Die Band besteht aus drei Mitgliedern, aber in den Bandbus quetschen sich sieben Leute. Insofern aber auch sinnvoll, da DISEASE gleich drei Monate unterwegs sind und so jede*r mal irgendwo Hand anlegen kann. Beim Soundcheck gibt dann auch der Fahrer immer wieder Anweisungen zur Klangoptimierung im Sinne der Band. Und nicht nur das, wenig später stellt sich heraus, dass der Kerl auch noch in einem Nebenprojekt der Band singt, die dann auch gleich heute unangekündigt die „Vorband“ macht.

Flo bedient heute die sinnverwirrende Anzahl an Knöpfen der Meierei-Anlage. Im Gegensatz zu anderen Mischer*innen steht er auf ‘ne gepflegte Floorshow, was angesichts der zu erwartenden geringen Besucherzahl auch Sinn ergibt. Die Bühnenelemente fürs Drumsetpodest sind schnell auf den Boden gehievt, und so kann das Geballer pünktlich losgehen. Ich bin zuerst fast etwas enttäuscht, weil ich nicht mitbekommen hatte, dass DISEASE noch mit ihrem Driver eine Art Supportset zocken. Denn ich mag gerade die Stimme des Gitarristen und Sängers Alex, die so einen geilen Touch von räudiger Melodie transportiert. Der Fahrer bellt und schimpft (mehr), was aber auch ganz geil kommt. Da er nicht an ein Instrument gebunden ist, wieselt er zuerst vor uns hin und her – um dann plötzlich die Treppen hochzustürmen und jede*n einzelne*n Besucher*in runterzuschubsen. So wirkt das Ganze doch gleich viel intimer. Der Spuk ist nach ca. 15 Minuten aber auch beendet. Viehische D-Beat-Schrotung.

Nur kurz Päuschen machen, neues Bier geöffnet und ab! Der Bass von Spagi wird unfasslich verzerrt, sodass der Eindruck eines monströsen Blubberns erzeugt wird, die Gitarre sägt genretypisch und Drummer Marce kloppt den D-Takt in Perfektion. Alex singt von „Rage And Despair“, „Death Battlefields“, „Air Raid“ und „The End Of Life“. Totale Distortion, Dis-Nightmare, Ugly Noise, Rawpunk und die Liebe zur Zerstörung verbinden DISEASE mit Bands wie PISSCHRIST, ANTI-CIMEX oder WARVICTIMS. Textauszüge bestätigen das: „Bloody rivers cover the earth / Death battlefields / Wounded and starved soldiers / Driven to the edge of insanity“ oder “Mother scream in pain for their lost sons / Dead soldiers bodies lie in the cold night” oder “Suffocating smell from the rotting corpses / neverending war crimes / Megaton explosion mass graveyards”. Nichts Neues im Osten? Alles schon mal gehört? Ja, aber genau solche Scheiße passiert ja immer noch und gerade jetzt in diesem Augenblick irgendwo auf der Welt. Also muss auch ‘ne Punkband genau darüber singen. Die Anwesenden sind begeistert und nehmen fast alle ‘nen Tonträger mit, empfehlenswert z.B. die „Tour 2019 Edition“ „Neveranding War Crimes“. Crust on!

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