- Geschrieben von Torsten und Philipp (Demufuestias).
- INSIDE INFERNAL CRUST BRIGADE, Part II
Philipp: Heute habe ich das sichere Gefühl, dass uns ein verdammt gutes Konzert bevorsteht. „Gefühl“, fragt ihr, „weißt du als (neues) Mitglied der veranstaltenden Konzertgruppe denn gar nicht genau, was dich erwartet?“ Exakt, genau so ist es. Dat Booking macht der Herb und da ich außer in existentiellen Notlagen nicht „youtube“, höre ich aus Prinzip vor einem Konzert nicht bei den Bands rein. Ist auch viel schöner, ich kann das nur empfehlen! Einfach mal ohne Plan auf ein Konzert gehen und sich überraschen lassen! Bekommste eine Black-Metal-Watsche, gibbet Drone-Gebrumme oder vielleicht doch klassischen Heavy Metal?
Torsten: DREMU unterwegs; mal wieder in der Alten Meierei bei der infernalen Krustenbrigade. Mit dem Unterschied nur, dass dieses mal nicht nur vor der Bühne agiert wird, sondern auch dahinter. Tresen und Küche sind also prominent besetzt 😉 und His Infernal Majesty uns Herb kann den Fuß vom Gaspedal nehmen.
Passt eh, denn heute ist Doom angesagt, da darf man es ruhig mal langsamer angehen lassen.
Torsten: Ich freu mich schon diebisch auf KINGWITCH! Deren Song „Carnal Sacrifice“ war vor einiger Zeit auf einer Rock Hard- Sampler-CD vertreten und nachdem ich ihn quasi für mich entdeckt hatte, schallte er beständig aus meinen Lautsprechern. „Schuld“ ist die Stimme von Frontdame Laura, die ein so prägnantes Organ hat, dass man es einfach nicht überhören kann. Und schon beim Soundcheck in der Meierei bestätigt sich dieser Aspekt wiederholtermaßen. Was für eine kraftvolle Stimme, welch tolles Vibrato! Ich bin entzückt! Noch dazu entpuppen sich die Menschen hinter KINGWITCH als äußerst nette Zeitgenossen, die sich gern auf einen Smalltalk einlassen und grundentspannt wirken. Einem vergnüglichem Abend steht also nichts im Wege.
Philipp: MASS RIFT hatte ich vor ein paar Tagen in Hamburg fast gesehen und freue mich, das nun nachholen zu können. Die Hamburger*innen gibt’s wohl erst seit ein, zwei Jahren, was im Nachhinein erstaunlich ist, denn sie klingen schon ziemlich geil. Stoner Rock, der mit Groove und Power überzeugt – im Gegensatz zu diversen eher drögen Vertretern dieses Genres. Sängerin Joannas dunkle Klangfarbe passt perfekt zu den treibenden Riffs, mit ausladenden Gesten unterstreicht sie den Beat. Ihre Mimik bleibt leider weitestgehend verborgen, es ist mal wieder so düster inner Meierei, dass Jan seine Kamera mit einem resignierenden „unfotografierbar“ wegpacken muss. Aber so ist das bei der CRUST BRIGADE, Dunkelheit ist Trumpf. Viel wichtiger ist eh, dass es gut klingt und da macht Ass (aber eben auch die Band selbst) einen tollen Job. Noch feister hätte es mit einem Bass geklungen, aber MASS RIFT haben halt gerade keine*n Bassist*in und mögen dennoch zocken. Ein schöner Auftakt für den Abend, der augenscheinlich allen Anwesenden gefallen hat.
Torsten: MASS RIFT , eine noch junge Band aus Hamburg, sind auch schon da und riffen sich warm. Zwar ohne bassige Töne aber die Band sucht derzeit eine/n BassistIn – also ran da! – feed em with your deepest tones!
Also hören wir hier heute „nur“ zwei Gitarren; die braten aber auch amtlich. Schön fetter, staubtrockener Stoner Rock tönt da durch die Anlage. Frontfrau Joannas Stimme setzt einen feinen Kontrast zu den dicken Riffs, denn der Gesang ist eher elfenhaft. Ebenso ihre anmutigen Bewegungen hinterm Mikro. Das wirkt alles zwar noch etwas zurückhaltend, aber mit ein paar mehr Gigs im Rücken werden uns MASS RIFT noch kräftig in den Ar… treten. Also: schön weitermachen! Und wiederkommen! Da ist Potenzial und das will ich wachsen sehen!
Philipp: Schon beim nachmittäglichen Soundcheck von KING WITCH wackelten die Wände und spätestens beim Vocaltest von Laua Donnelly klappten diverse Unterkiefer runter. Was für eine klare, kraftvolle Stimme! Der Auftritt ist dann auch die pure Macht. Heavy / Doom Metal mit Gänsehautmelodien donnert aus der Meiereianlage. Der Vierer aus Edinburgh klingt gnadenlos heavy, holt seine Inspirationen nur teilweise aus 70er Einflüssen, denn Stücke wie „Carnal Sacrifice“, „Under The Mountain“ oder „Beaneath The Waves“ atmen eher den Spirit der BLACK SABBATH-Phase mit DIO am Mikro. In Jamie Gilchrists Gitarrenspiel meine ich außerdem frühe TROUBLE, SAINT VITUS und CANDLEMASS herauszuhören. Dazu besitzt die Band – und allen voran Laua Donnelly – eine wahrlich energische Präsenz. Ihre ganze Körperhaltung drückt den Willen aus, leidenschaftlich abzuliefern und dem Mob seelenvoll gezockten Heavy Metal vor den Latz zu kloppen. Den Gesang kann man über die gesamte Auftrittslänge als makellos bezeichnen, das muss ich einfach nochmal deutlich hervorheben. Wer das Konzert verpasst hat, dem sei das Album „Under The Mountain“ dringend empfohlen – abernten und hoffen, dass die Schott*innen wiederkommen!
Torsten: Kurze Umbaupause, nette Gespräche an der Bar (es sind erfreulicherweise die eingefleischten Crust-Brigade-Maniacs da) und schon geht‘ s schottisch rockend weiter. Wider erwarten hauen KINGWITCH so richtig ins Mett! Nix von wegen „Doom“ – zumindest nicht im herkömmlich – langsamen Sinne. Das hier ist im wahrsten Sinne „POWER-Doom“, denn so kraftvoll (und auch schnell) spielen das eher wenige Bands aus diesem Genre. Schlagzeuger Lyle legt sich so dermaßen ins Zeug, dass man glaubt, er würde gleich abheben. Sein riesiges Ride – Becken kommt gar nicht zur Ruhe. Die Gitarrenarbeit ist äußerst variabel. Gitarrist Jamie ist mit allen (Metal-) Stilen vertraut – mal speedig schnell, dann wieder verschleppt und langsamer. „Beneath The Waves“ und „Solitary“ sind schön wuchtige Stücke, da walzt es ordentlich! Doch egal ob die Songs mit durchgedrücktem Gaspedal („Carnal Sacrifice“) oder doomig gezockt werden – über allen thront die Stimme von Frontfrau Laura. Die hat wirklich Kraft in der Stimme! Dazu noch dieses tolle Vibrato – das würde man überall raushören. Mich erinnert das manchmal ein bißchen an den legendären Midnight von Crimson Glory oder an Mark Antoni von den Tech-Thrashern Realm. Wobei Lauras Stimme nicht sooo hoch, sondern generell tiefer ist. Um alle Facetten von KINGWITCH zu erfassen, ist es unbedingt empfehlenswert die aktuelle Platte zu hören! „Under The Mountain“ ist richtig gut produziert (alles D.I.Y.- erst später wurde die Band gesingt!) und zum anderen bekommt man einen vollständigen Eindruck von Lauras Stimme und der prima eingespielten Band. Soul und Blues stehen hier locker neben thrashigen Riffs. Verdoomt abwechslungsreich also! KINGWITCH schmettern und wuchten sich – obwohl nicht allzuviele Banger den Weg in die Meierei gefunden haben – gut gelaunt und äußerst souverän durch ihr Set, unterstützt durch einen astreinen Sound, den Ass mal wieder gut hinbekommen hat. Die SchottInnen freuen sich nicht nur über den guten Sound sondern auch über den Ort Alte Meierei, was mehrfach lobend erwähnt wird. Da hat doch die Infernal Crust Brigade mal wieder ein gutes Näschen für eine geile Band gehabt! Das Ding wird noch lange nachhalten.
Nicht wenige Stimmen meinen heute übrigens, dass KINGWITCH unbedingt auf’s Hell Over Hammaburg gehören. Ich stimmme dem ausdrücklich zu und drück mal alle Daumen dafür! Ansonsten bitte gerne zurück nach Kiel kommen! Not only „She burns“, Kiel burns too!
Philipp: Im April dreht die INFERNAL CRUST BGIGADE endgültig am Rad, fünf Konzerte allein im nächsten Monat (vielleicht kommt noch ein sechstes dazu), hier der Übersichtsflyer: