- Review von Philipp (Dremufuestias)
Verehrte stinkende Asis, willkommen zu einer neuen Rubrik, die streng genommen nicht „Berichte aus dem Pit“ heißen müsste, sondern „inside INFERNAL CRUST BRIGADE“ oder so („Tag 41 – sie haben immer noch nicht gemerkt, dass ich ein Hund bin“). Wie, wo, was? Ja, als der Infernal Crust Commander Herb die Ankündigung schrieb, dass die Tätigkeit dieser Konzertgruppe wahrscheinlich in ca. einem Jahr eingestellt würde, überlegten viele, wie man dies verhindern könne. Mitmachen war da eine ziemlich logische Option. In meinem Falle natürlich in bescheidenem Umfang: hauptsächlich im Weg stehen, Bier verkaufen und dabei ebenso viel selbst trinken, als erster das Merch der Bands abernten und so weiter. Leider auch ganz schön viel Geschleppe, muss ich feststellen. Irgendwo stehen arschschwere Bühnenelemente herum, die erst aus dem Weg und später für die nächste Konzertgruppe wieder in den Weg gestellt werden müssen. Macht aber in so netter Gesellschaft alles Laune, zumal die Vorfreude aufs Konzert stetig wächst.
JoyBoy hat den Sound hart im Griff, wenn MØRDER loslegen, als Freund beider Bands ist er in deren jeweiligem Sound auch voll drin. So klingt es infernalisch, die Gitarren streuen diese unheilvollen TRAGEDY-artigen Harmonien ein, Niko bearbeitet sein Set mit in sich ruhender Gelassenheit. Für viele ist es das erste Konzert der neuen / aktuellen MØRDER-Besetzung, ich hatte bereits neulich im Kröker das Vergnügen (siehe „Schlagworte“). Skeptiker können erleichtert sein: Natürlich bringen neue Mitglieder Veränderungen ein, aber der mörderische Charakter bleibt erhalten, zumal Pete, Anna und Andi ja auch jeweils einen ureigenen Stil haben. Und zwei Gitarren (neu hinzugestoßen: Feli) vermögen noch mehr zu drücken. Das erfreulich zahlreich erschienene Publikum wirkt doch sehr angetan.
Obwohl man MAGGOT HEART vielleicht am ehesten als Post Punk bezeichnen könnte, scheinen sie vor allem in der Metalszene beliebt zu sein. Auch heute sind diverse Kuttenträger*innen am Start. JoyBoy erzählt, dass das MAGGOT-HEART-Album „Dusk To Dusk“ für ihn zu den besten Platten 2018 zähle und er besonders die Produktion abfeiere, weswegen er sich bemühen wolle, dass die Band heute auch live so klingt. Früher Punk, rauhe Wave-Anteile und ruppige, immer wieder mit überraschenden Wendungen versehene Songstrukturen prägen das Gesamtbild, wobei gerade der Reverb lastige Gesangssound von Linnéa Olson wirklich exakt wie auf den Aufnahmen von „City Girls“ und „Dusk To Dusk“ klingt. Interessant übrigens, dass Linnéa live mit anderen Leuten musiziert als im Studio und in Interviews auch wiederholt darauf hingewiesen hat, dass MAGGOT HEART kein auf lange Lebensdauer angelegtes Gefüge seien. Es wäre schade, wenn es keine weiteren Alben geben würde, aber falls das Projekt tatsächlich eher früher als später aufgelöst wird, kann man sich freuen, es immerhin mehrfach live genossen zu haben. In der Dunkelheit der Meierei kann mensch sich in die pulsierende Darbietung fallen lassen – Melancholie, Pessimismus, Hoffnungslosigkeit, urbane Tristesse, aber auch was Kämpferisches und ‘ne Art traurige Schönheit vermittelt zumindest mir die Darbietung. Man könnte dazu tanzen, einige tun das auch, ich tanze immerhin innerlich.
Dat war wat, näxte INC-Attacken:
Die Dickinson-Doku SCREAM FOR ME SARAJEVO inner Hansa 48, 13. März
KING WITCH inner Alten Meierei, 20. März