SAVAGE MASTER, SPELL / 11.03.2018 – Kiel, Alte Meierei

Wer hätte es gedacht, dass eine doch etwas kauzige Heavy Metal Band wie SAVAGE MASTER derart häufig bei uns reviewt wird bzw. so regelmäßig auf Tour gehen kann? Wir hatten hier auf Dremu jetzt schon die SAVAGE MASTER-Shows vom KEEP IT TRUE XIX (2016), aus dem Bambi Galore (Mai 2016), vom HELL OVER HAMMABURG VI und Doom Fränk berichtete gar direkt aus den Staaten (Brooklyn, Oktober 2017). Dort gaben ihm Stacey & Co. auch ein paar CDs zum Verlosen mit – die Dinger stießen hier auf reges Interesse. Nach dem HELL OVER HAMMABURG hängen SAVAGE MASTER und SPELL noch eine Tour ran, was für Infernal Herb DIE Gelegenheit war, um zuzuschlagen und beide Bands in die Meierei zu wuchten. Doom Fränk ist natürlich auch vor Ort und trägt eine veritable Fresstüte voller Snacks bei sich. „Für den Tourbus als Dankeschön für die geschenkten CDs. Da drin sind mindestens 4000 Kalorien!“ Das ist doch mal ein Willkommenspräsent – HEAVY METAL IS LOVE!

Für einen Sonntag und für Kiel (der gemeine Kieler Metaller steht eher auf Hauruck-Bierzelt-Metal, die Meierei ist ihm natürlich politisch auch suspekt) ist es gut besucht, diverse alte Bekannte trudeln ein und ich treffe sogar einen alten „Kumpel“ aus Tapetraderzeiten zum ersten Mal persönlich, mit dem ich in den Achtzigern häufig telefoniert hatte.

SPELL haben wieder Ommas Wohnzimmerlampe dabei, für den Opferaltar war leider kein Platz. Aber ein paar Kerzen mit Weihrauchduft gönnt man sich schon. Wunderbar, da gehste später nicht müffelnd, sondern geradezu duftend ins Bett! Die Kanadier spielen hypnotizing Heavy Metal mit fein ausgearbeiteter Gitarrenarbeit und geil fiepsigem Gesang. Mich erinnert das etwas an die schwedischen NIGHT, bei längerem Lauschen kommen auch IN SOLITUDE, CAULDRON und PORTRAIT als Referenzen in den Sinn. Im Vergleich zum just am Wochenende gesehenen SPELL-Auftritt geht das Trio heute etwas entspannter an die Sache ran. Der Gesang klingt weniger schrill, der Gesamtsound wirkt auch aufgeräumter. Leicht psychedelische und progressive Elemente mischen sich mit eingängigen Melodien und groovigem Bassspiel. Die Setlist von gestern wird insofern variiert, alsdass der Debutkracher „Possessed By Heavy Metal“ einer originellen Coverversion weichen muss, nämlich „Dirty Women“ von BLACK SABBATH. Der Song besitzt zwar nicht gerade einen der smartesten Texte der Legende, gehört aber zu den seltener gecoverten Stücken aus der OZZY-Phase (und war in der Setlist auf der Abschiedstour). Gut!

Ein SAVAGE MASTER-Auftritt ist fast wie Theater. Die Akteure, die eben noch in Straßenklamotten vor der Bühne rumlungerten, werfen sich in ihre SM-Nieten-Leder-Kapuzen Optik und Stacey grimassiert kinskiesk. Die Riffs peitschen und laden stante pede zum Fistbangen ein, mit „Black Hooves“, „Veangeance Is Steel“ und „With Whips And Chains“ geht es los – ich bin ziemlicher sicher, dass es keine*n Anwesende*n gibt, die oder der nicht Spaß hat! „Looking For A Sacrifice“, „Burning Leather“ und „Child Of The Witch“ bilden den nächsten Packen, der unterstreicht, dass im Grunde jeder SAVAGE-MASTER-Song Ohrwum-Refrains und unwiderstehliche Parts besitzt. Das Songwriting und Staceys Stimme ergeben eine sehr eigene Mischung, die mit Vergleichen nicht wirklich erfasst werden kann. CIRITH UNGOL stecken sicher drin, auch MERCYFUL FATE und vielleicht WENDY O. WILLIAMS. Die Musiker*innen sind hundertprozentig totale Musiknerds mit riesigen Plattensammlungen in den Bereichen Punk, Metal und Obskuritäten, sie spielen ja auch in anderen Projekten wie THE HOOTERS oder BLADE OF THE RIPPER. Mit „Ready To Sin“, „Path Of The Necromancer“, „Mask Of The Devil“, “Dark Light Of The Moon”, “Creature Of The Flames”, “Ripper In Black” und “Death Rides The Highway” folgen weitere Faves. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass SAVAGE MASTER diesen Gig genau so genießen wie den vor zwei Tagen in der ausverkauften Markthalle. Hier befinden sich zwar ca, 1000 Leute weniger als in Hamburg, aber auch diese überschaubare Crowd rastet aus. Beleg für den Bock, den die Band offenbar hat, ist das spontan rangehängte RIOT-Cover „Swords And Tequila“. Kollege HOA-Rick, dessen Lieblingsband mit weitem Abstand RIOT ist, verliert hier nahezu völlig die gewohnte Contenance.

Exzellent!

www.dremufuestias.de