Die Alte Meierei ist ein Ort, in dem verschiedene Menschen und (Sub)Kulturen ihren Platz haben sollen, der Raum kann und soll möglichst bunt und vielfältig von den Nutzer_innen gestaltet werden, was von inhaltlichen Veranstaltungen, über Konzerte bis hin zur Nutzung der Wände für Kunst und Graffiti reicht. Die Meierei ist damit auch zu einem der wenigen Orte in Kiel geworden, an dem Graffiti Writer_innen „legal“ malen können, das finden wir gut, richtig, wichtig und (meistens) schön und wir würden uns auch wünschen, dass es noch mehr solche Flächen in der Stadt gibt, an denen ohne Stress gemalt werden kann.
Die große Wand hinterm Haus und eine komplette seitliche Wand sind zum malen freigegeben, ebenso haben wir prinzipiell nix gegen Tags auf den Wänden in der Halle. Allerdings sind in den letzten Monaten einige Dinge vorgefallen, die uns ziemlich nerven und verärgern und zu denen wir uns als Nutzer_innen-Plenum der Alten Meierei jetzt äußern wollen.
Es wird in letzter Zeit vermehrt und massiv innerhalb und auf dem Grundstück der Meierei auf jede erdenkliche Fläche getaggt, egal worauf, egal ob es vielleicht gar kein Sinn macht, weil es am nächsten Tag von anderen Nutzer_innen wieder geputzt wird/werden muss, egal ob es vielleicht gar nicht dazu gedacht ist oder ob andere Meierei-Nutzer_innen vielleicht Arbeit reingesteckt haben. Ein paar traurige Höhepunkte: die Holzboxen vom Wobadub Soundsystem, die Boxen der Anlage auf der Bühne, ein Wohnmobil, welches auf dem Hof parkt, der neu gebaute und lackierte Eingangstresen, überall auf den neuen Toiletten, auf dem frisch gefliesten Boden, auf aufgehängten Transparenten und Fahnen… Kurz gesagt, es wird vor nichts mehr halt gemacht, die Liste lässt sich leider fortsetzen. Wir sind davon ziemlich genervt und empfinden das Verhalten einiger malender Besucher_innen als ziemlich respektlos gegenüber den Menschen die sich hier engagieren, den Bewohner_innen und der Meierei als selbstverwaltetes und unkommerzielles Projekt.
Wir respektieren Graffiti als Art sich auszudrücken und betrachten es als Teil linker Subkultur. Wer jedoch durch massenhaftes und wahlloses taggen in der Meierei massiven Schaden anrichtet, hat die Idee des Projektes nicht verstanden. Es ist schon ziemlich frustrierend, neue Toiletten, Türen und Tische zu bauen um danach mitanzusehen, wie sie innerhalb kürzester Zeit verunstaltet und zerstört werden. Toilettendeckel gehen kaputt, wenn Writer_in sich draufstellt um möglichst weit oben seinen/ihren Namen anzubringen. Geputzt werden diese übrigens auch, sieht danach wegen verwischter Farbe halt scheisse aus, weil die Farbe nicht mal hält… Autos, die auf dem Gelände parken oder unsere Musikanlagen und technisches Equipment sind keine Flächen, die darauf warten vollgetaggt zu werden. Klingt komisch, ist aber so. Ebenso wenig wie andere Möbel, Türen oder Fenster innerhalb und außerhalb der Meierei. Schlösser verkleben übrigens und sind nicht mehr nutzbar, wenn mensch sie mehrmals überlackiert. Nicht alles, was irgendwo rumsteht, ist eine Leinwand für dein Ego!
Wir werden deshalb jetzt Schilder in der Meierei anbringen, die definieren, wo taggen ein No-Go ist und erwarten von allen Nutzer_innen und Besucher_innen, das zu respektieren und Andere darauf aufmerksam zu machen. Ebenso erwarten wir von den Sprüher_innen, dass sie ihren Müll und leere Dosen rund um das Haus eigenständig entsorgen.
Wir hoffen mit diesem Statement ein wenig zum nachdenken anzuregen. Die Meierei funktioniert nur durch Eigenverantwortung und Eigenleistung. Es gibt hier keine Chef_innen, keine bezahlten Putzkräfte oder Handwerker_innen, sondern nur Menschen, die Lust haben, diesen tollen Ort zu nutzen, zu erhalten und zu verbessern. Respektiert das, helft mit und seid Teil davon!
Nutzer_innen-Plenum der Alten Meierei, Februar 2017