Mit Uli Schippels (Rosa Luxemburg-Stiftung Schleswig-Holstein)
28.10. / 18.30 Uhr / Gewerkschaftshaus (Legienstr. 22-24, Kiel)
Zum Ende des 1. Weltkrieges im Oktober 1918 wurde auch den Matrosen der Kriegsmarine Deutschlands die Sinnlosigkeit ihres Kampfes klar. Am 30. Oktober brach der offene Widerstand der Matrosen gegen den weitere Fortführung des Krieges aus – sie verweigerten den Auslaufbefehl und versperrten anderen Schiffen die Ausfahrt aus dem Kieler Hafen. Etwa 1000 meuternde Matrosen wurden verhaftet und in das Marinegefängnis in Kiel gebracht. Die Marineinfanterie weigerte sich gegen die meuternden Matrosen vorzugehen.
Am 2. November erklärten sich die Werftarbeiter*innen in Kiel bereit, den Aufstand der Matrosen zu unterstützen und führten 3. November 1918 eine Massenkundgebung durch, auf der die Freilassung der inhaftierten Matrosen gefordert wurde. In der Kieler Innenstadt wurde die dabei durchgeführte Demonstration angegriffen, es wurden acht meuternde Soldaten erschossen und 29 verletzt. Daraufhin kam es am 4. November zu einem bewaffneten Aufstand, in dessen Folge ein Arbeiter- und ein Soldatenrat gebildet wurde, der zum Generalstreik aufriefen. Dies sollte durch die Herrschenden mit weiteren nach Kiel entsandten Truppen verhindert werden – doch diese verbündeten sich mit den Aufständischen. Am selben Tag wurden alle militärischen und öffentlichen Gebäude durch die Aufständischen besetzt. Die Befreiung der inhaftierten Matrosen war gelungen.
Die revolutionäre Bewegung breitete sich schnell über große Teile des Deutschen Reiches aus. Das Bild war meist das gleiche: den Soldaten aus Kiel schlossen sich weitere Arbeiter und Soldaten an, öffentliche Gebäude wurden besetzt, Gefangene befreit und Räte gewählt, denen die Exekutivgewalt übertragen wurde. Der 1. Weltkrieg endete wenige Tage später, die Monarchie wurde abgeschafft.
Die sozialistische Räterepublik aber konnte gegen die Konterevolution nicht bestehen – die Räte wurden zerschlagen und entmachtet.Trotzdem haben die Aufständischen aus der Marine und den Rüstungsbetrieben in Kiel – für kurze Zeit – eine verhängnisvolle weitere militärische Entwicklung gestoppt und den Willen zur Beseitigung des Militarismus deutlich gemacht. Die grundlegende Veränderung der bestehenden politischen und ökonomischen Verhältnisse ist ihnen gegen die Konterrevolution letztlich nicht gelungen.
Um an die Aktualität der Forderungen der aufständischen Matrosen und Arbeiter*innen von 1918 zu erinnern laden wir anlässlich des 98. Jahrestag des Ausbruchs des Matrosenaufstands in Kiel und Wilhelmshaven zusammen mit Fire and Flames Music zu einem historischen Stadtrundgang an die Schauplätze der revolutionären Ereignisse ein. Dieser wird am Kieler Gewerkschaftshaus beginnen im Stadtteil Gaarden enden, wo am Abend ebenfalls im Kontext des Gedenkens an die Novemberrevolution ein Konzert mit den französischen Bands Retrograd + Ackee and Saltfish im Medusa stattfinden wird.