Der Auftritt der Südtiroler Band „Freiwild“ am 9. April in der Kieler Sparkassen-Arena wirft seine Schatten voraus. Die Gruppe ist umstritten, immer wieder wird ihr unterstellt, nationalistisches Gedankengut zu verharmlosen – spielen darf sie trotzdem in der Landeshauptstadt.
Kiel. Die Kieler Linken-Ratsfraktion, setzte in der Ratsversammlung unter dem Betreff „Kein Platz für völkisches und nationalistisches Gedankengut in der Landeshauptstadt Kiel“ einen Antrag auf Missbilligung des Auftrittes durch die Ratsversammlung. Der Antrag beinhaltete auch, künftig auszuschließen, „dass Konzerte in der Sparkassen-Arena organisiert und durchgeführt werden, bei denen Songtexte, Muster oder Werte politisch radikal rechts verortet werden müssen.“ In der Begründung des Antrags hieß es: „Es ist unerheblich, inwieweit Freiwild selbst offen rechte Positionen vertreten. Vielmehr ist entscheidend, dass sie mit ihren Texten und ihrem Auftreten zu einem gesellschaftlichen Klima beitragen, in welchem Gruppierungen wie Pegida und AfD mit ihrer rassistischen Hetze vermehrt Gehör finden.“
Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) zeigte sich „fassungslos“ über den Antrag. Als Verwaltungschef auszuschließen, dass eine Band auftreten dürfe, sei „nichts anderes als Zensur“.
Lydia Rudow (Grüne) sagte: „Meines Erachtens fischt ,Freiwild’ am rechten Rand und distanziert sich nicht deutlich genug von den Vorwürfen. Aber zu Toleranz gehört auch, dass Auftritte nicht verboten werden können, solange keine Volksverhetzung nachgewiesen ist.“ Das sei bei „Freiwild“ nicht der Fall. Stefan Kruber (CDU) sagte: „Dass wir uns nicht entscheiden, Musikstile zu zensieren, ändert nichts daran, dass wir verbrecherisches Gedankengut ablehnen.“ Die Menschen könnten ja „mit den Füßen abstimmen“ und selbst entscheiden, ob sie das Konzert besuchten.
Interfraktioneller Alternativantrag
Der Rat stimmte – mit Ausnahme der beiden Linken-Ratsherren – schließlich für einen interfraktionellen Alternativantrag, in dem es heißt, Kiel sei eine „weltoffene, friedliche, solidarische Stadt“. Man begrüße es, wenn Künstler in ihrem Wirken diesen Werten entsprechend agierten. „Für alle anderen gilt, dass sie im Rahmen der grundgesetzlich garantierten Freiheit der Kunst handeln können, aber auch eine gesellschaftliche Diskussion darüber aushalten müssen.“
Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer der Sparkassen-Arena, Stefan Wolf. Ihm war der Antrag der Linken-Ratsfraktion zwar bekannt: „Wir können das Konzert aber nicht absagen, schließlich sind im Vorfeld gültige Verträge unterzeichnet worden.“ Ob die Texte der Band nun Tatbestände der Verfassungs- oder Fremdenfeindlichkeit erfüllten, müssten Juristen entscheiden: „Ich kann das beim besten Willen nicht beurteilen. Solange diese Texte nicht auf dem Index stehen, sind mir die Hände gebunden.“ Auch in anderen Städten habe es immer wieder einmal Versuche gegeben, Auftritte von „Freiwild“ zu verhindern – bislang allerdings ohne Erfolg.
In Kiel treten am 9. April auch linke Bands auf. Das Konzert der Hamburger Gruppe „Tocotronic“ in der Pumpe ist bereits ausverkauft, allerdings keine Gegenveranstaltung. „Wir haben das Konzert schon gebucht, als der Termin für ,Freiwild’ noch nicht bekannt war“, sagte Carlo Lehne, der für das Booking verantwortlich ist. Die Nutzer der Alten Meierei hingegen veranstalten gemeinsam mit der Initiative „Keine Bühne für Nationalismus“ am gleichen Abend einen Konzertabend mit „antifaschistischem und unkommerziellem Anspruch“.
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