Tanz mit dem Herzen, oder Tanz garnicht!

Wave On The Grave: Hansen + Dark Sun Bright / Alte Meierei Kiel, 16.1.2015.


Wave on the Grave – Wave, Punk und Goth im 80ies Retro – als ich da gefragt worden bin ob ich den Sound machen kann, hab ich innere Freudensprünge gemacht und mich gleich noch als DJ mit ins Aftershow Set gemogelt – gefolgt von wochenlanger Vorfreude.

Als ich mit meiner Plattenkiste voller Wave, Postpunk und Deathrock Lieblingsscheiben, und langen Armen vom Schleppen, am frühen Nachmittag in der Meierei angekommen bin, war die Halle schon festlich geschmückt.

Aus Gips geformte Arme,Beine, Hände, Füße und Köpfe ragen aus den Wänden und alles ist mit transparenter Frischehaltefolie umwickelt – was später im ausschließlich blauen Scheinwerferlicht zu einem coldwave-kalten Kristalltempel geworden ist. Und ordentlich Nebel gehört natürlich auch dazu. Die super liebevolle Deko steigert den Bock und so läuft der Aufbau locker freudig ab, alle sind super sympathisch heute. UND das Konzert wird vom Offenen Kanal mit drei Kameras und maximalen Aufwand gefilmt. Also haben wir noch länger was von dem Abend.

Hansen aus Kiel beginnen den Abend, und haben auch ihren allerersten Gig. Das Duo aus Schlagzeug und Gitarre spielt rauen, absolut kitschfreien PostPunk mit deutschen Texten, was mich sofort an EA80 oder fliehende Stürme erinnert. Das dumpf-tiefe Schlagzeug treibt und der Gitarrensound ist so richtig kratzig, also absoluter 80ies Punk Flavour. Finde da gerade das unperfekte besonders Reizvoll, denn dafür gibt’s rohe düstermelancholische Energie. Der Hit der Band ist wohl definitiv „Heut am Tag“, auf jeden Fall hat das Publikum diesen mit Rufchören gefordert. Andere Songs heißen „Friss mein Gehirn“ oder „Zombies Überall“, das hat zwar irgendwie Splatter-Charme, ist aber nichts für mich, da steh ich eher auf herzschmerzendes Philosophieren. Trotzdem n super Gig.

Dark Sun Bright aus Eckernförde brauchen mich gar nicht, die bringen eigene Monitorboxen usw. mit und der Sänger mischt die Band selbst mit einem am Mikrophonständer befestigtem Tablet-PC. Musikalisch spielen sie Gitarren-Wave-Pop mit E-Schlagzeuger, Keyboard, Gitarre Bass und Gesang – und das wirklich schweinegut. Da kippt mir die Kinnlade runter, das ist Traummusik zum es sich so richtig schön schlecht gehen lassen. Jeder der Musiker, besonders der Sänger, macht seinen Job wirklich perfekt, so perfekt, dass mir fast schon ein bisschen der Punkfaktor fehlt – aber eigentlich ist es schon geil wie es ist.

Als Ulf zum Pult kommt um mir zu sagen, wie geil die Band klingt, muss ich ihm sagen, dass ich damit gar nichts zu tun habe. Aber nun gut, während die Band Perfektion anstrebt können wir uns schon mal das Bier schmecken lassen und über – unser Lieblingsthema – Gitarrenequipment fachsimpeln.

Kurz nach dem Konzert sind alle noch kurz in Trance, aber dann wird getanzt, und getanzt und getanzt. Das habe ich in der Meierei noch nie erlebt. Der Wahnsinn! Da schmeckt das Bier echt super lecker!

Zwei Tage später steckt mir die Nacht noch immer in den Knochen, aber genauso auch die Euphorie.
Wie heißt es so schön: „Tanz mit dem Herzen, oder Tanz garnicht!“

Ganz klar ist, es muss ein Wave On The Grave Teil 2 geben, und ich freu mich jetzt schon drauf. Und Bands, die man buchen könnte, fallen mir auch genug ein.

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