Mörkhimmel / 30.04.2014 – Kiel, Alte Meierei
Verdammt, das Wetter wird immer besser, Frühlingsgefühle breiten sich aus. Dagegen hilft nur ein echtes Herb-Konzert voller apokalyptischer Klänge, welche einem die rosarote Brille wieder von der verträumt lächelnden Fratze reißen. Mörkhimmel aus der Tschechischen Republik kommen genau richtig, um die körpereigene Biochemie wieder ins Lot zu bringen. AUFSTEHEN!
Kurz vorher hatte mich noch ein Kumpel angerufen, ob 21.00 Uhr auf dem Flyer denn nun Beginn oder Einlass bedeute. Hehe, good one! Wir trudeln um 22.30 Uhr ein und liegen somit goldrichtig, um vorher noch Klönschnack zu halten, in der umfangreichen Distro zu stöbern und zwei, drei Biere zu verköstigen.
Plötzlich gehen die Lichter aus, der Sänger brüllt was Unverständliches. Rabimmel, Rabamm. Tiefergelegte Gitarrenwand trifft auf Klumpfußdruming und schwedisch anmutende Basszerre. Ja, ist das denn noch Crust oder schon Death Metal? Ich würde schon sagen, dass MÖRKHIMMEL ihre Inspirationen zu einem nicht geringen Teil aus der Ursuppe schwedischer Death Metal-Bands beziehen. Die Band verweist selbst übrigens auf DISGUST, DISFEAR, DARKTHRONE, BATHORY, HELLHAMMER und VENOM. Meinetwegen auch das! Das Ganze wird jedenfalls nie zu technisch, sondern treibt gnadenlos nach vorne und hat diesen geilen galoppierenden Rhythmus. Dazu zerfetzt der Sänger mit Leidenschaft seine Stimmbänder, muss nach jeder schwarzmetallisch gekeiften Ansage eines Songtitels aber erst mal selbst kichern. Ziemlich sympathisch. Auch dass zwei Stücke mittendrin abgebrochen werden, kann hier niemanden aus der Fasson bringen. „Shit happen!“, verkündet der Sänger und es wird weitergebölzt. Worum es in den Texten gehen mag? Nun, einige sind auf Englisch, andere auf Tschechisch. In „Nothing“ heißt es beispielsweise „There is no satan / There is no god / Nothing for you / Nothing for me / Disappear into oblivion / In the shadow of solitude”. Oder in “Dark Sky”: “The sky cries for this dying world / We lost what was most precious along the way / And our punishment will be imminent / Frozen snowflakes stuck to your face / As cold as a human soul could be”. Ja, die Menschheit ist am Arsch, mach endlich Schluss, knips aus das Licht, betätige den Abzug, spül alles die Toilette runter. Was mir da vielleicht noch fehlt, ist die kämpferisch erhobene Faust, die dem ganzen Dreck den Kampf ansagt. Aber manchmal gibt es diese Hoffnung auf eine bessere Welt eben nicht mehr und alles scheint aussichtslos. Zu genau diesem Gefühl machen MÖRKHIMMEL den Soundtrack. Nur zu kurz, jedenfalls heute so als einzige Band des Abends. Wir brüllen die Band für ein wenig mehr zurück, aber ich hätte heute gerne drei Sets von MÖRKHIMMEL gesehen.
Die LP „Zloskřivec“ lohnt übrigens sehr. Wer das Konzi nicht sehen konnte, sollte zuschlagen.