Hexis, Kaliyuga, Deconstruct / 06.03.14 – Alte Meierei, Kiel
Morgens in die KN geguckt, interessant klingende Ankündigung dieser Veranstaltung gelesen, harten Tag auf Arbeit gehabt, spontan entschieden in die Meierei zu gehen, Frustrationsbewältigung auf die musikalisch harte Tour …. Drei hart rockende Bands, vollmundig angekündigt. Genau das richtige um die lastende Anspannung loszuwerden. Neugierig bin ich, da einerseits eine neue Kieler Band angekündigt wird und andererseits eine Kapelle aus Tunesien aufspielen soll. Hatten wir hier im Norden auch noch nicht. Die dritte Band hatte schon beim KIEL EXPLODE FEST mitgemacht, kannte ich aber auch noch nicht. Das Gefühl heute Abend etwas Großartiges zu erleben, versetzt mich in euphorische Vorfreude. Schon die Begrüßungsrunde fällt äußerst erfreulich aus – viele, lang nicht gesehene Freunde haben sich eingefunden. Indes, lange Zeit zum Sabbeln bleibt nicht:
Deconstruct legen schon los … – oder wollen es gerne, denn erst mal reißt der Gitarrengurt, das Instrument fällt zu Boden und killt das Klinkenkabel. Die Panne wird aber humorvoll überbrückt, doch die Nervosität der Band ist durchaus bemerkbar. Was aber nicht schlimm ist, wenn man bedenkt, dass DECONSTRUCT heute einen ihrer ersten Gigs spielen. Die Band agiert zwar schüchtern aber sehr sympathisch. Der Sänger freut sich diebisch, dass er endlich selbst mal in der Meierei spielen darf. Immerhin hatte er sich das immer schon gewünscht. Und was DECONSTRUCT da vor unseren Ohren erbauen, ist wahrlich nicht übel: metallische Kruste, mal im up-Tempo, mal kriechend langsam, mit Gitarrensoli und D-Beat-Charme. Das böllert schon ganz nett aus den Verstärkern. Zu jedem Song gibt’s Infos über die Texte, die sich mit Themen wie Flüchtlingen, Krieg oder Angst befassen. Am besten gefällt mir „Frontiers“ (?) – ein Long Track mit schleppendem Rhythmus und düsterer Stimmung! Mehr davon bitte! DECONSTRUCT solltet ihr im Auge/Ohr behalten! Da wächst was Gutes ran.
Nach kurzem Plausch und Umbau geht’s weiter. Und als erstes fällt die Konstellation der Band ins Auge: Gitarre, Schlagzeug, Gesang – nix Bass, auch nicht vom Band. Mmhh … – ich bin gespannt! Kaliyuga reißen aber auch ohne Tieftöner alles ein, was nicht irgendwie fest ist! Der Gitarrist schreddert satte, scharfe Riffs ins Publikum, der Drummer haut sein Kit in Grund und Boden und die Frontfrau schreit fieser und abgründiger als so mancher, böser BM-Shouter! Wat `ne Wucht! Ansagen gibt’s nur wenige, aber immerhin den Hinweis, dass KALIYUGA aus Frankreich und Hannover kommen und dass man sich das Set in drei (!!!) Tagen drauf geschafft hat! Aaallter, und die Mucke ist mal nicht eben unkomplex – allein was der Drummer da an Breaks und Fills und Tempo macht – und uneingespielt wirkt die Band schon gar nicht. Respekt! Dem ersten Eindruck nach, donnert hier `ne Grindcore-Combo durch die suburbane Botanik. Doch im Verlauf des Sets kommen Crust und D-Beat deutlicher zum Tragen. Eher zum Schluss wird es, mit zunehmender Langsamkeit, auch düsterer. Mir gefallen hier beide Aspekte sehr! KALIYUGA hinterlassen einen fulminanten Eindruck und schade ist nur, dass sie keinerlei Merch mithaben. Wiederkommen!
Und nun …. – wird mir (im wahrsten Sinne) schwarz vor Augen! Hexis kommen über uns! Doch zuerst geht das Licht aus. Komplett! Ers’ma‘: Dunkelheit … – und dann Nebel …. – und dann die … äh … Musik, nee … der phonetische Sturm! Unter mir erbebt die Treppe. Schwere, tiefe Riffs türmen sich auf vor mir. Die hämmernden Attacken der Double-Bass-Drums ziehen mich in einen pulsierenden Mahlstrom. In der Dunkelheit zucken grelle Lichter (die einzige „Beleuchtung“) und zeigen wage Schemen und Schatten. Mein Körper ergibt sich willenlos dem tosenden Rhythmus und zuckt mit den Strobos quasi um die Wette. Die Schreie des Frontmanns hinterlassen eine Gänsehaut. Stumm steh ich da und lass mich im Phon-Orkan treiben! Schrei dagegen an, aber nichts und niemand hört mich! HEXIS sind hypnotisch, chaotisch, monoton und zerstörerisch! Im ersten Moment klingt alles irgendwie gleich – EIN wuchtiger Ton! Anfänglich fehlen mir die Takte der Snare, die nur vereinzelt geschlagen wird. Nach und nach entwickle ich ein Gespür für das Ganze. Und trotzdem muten die Songs „unfassbar“ an. Nur Vehemenz und Wucht sind überdeutlich. HEXIS‘ Urgewallt überrollt einfach alles! Erst zu Hause beim Anhören der Platte („Abalam“) erschließt sich der Rest. Nachhaltig – das Ding dreht sich jeden Tag. Das muss sie sogar, denn der Gig von HEXIS ist rabiat kurz: gerademal `ne halbe Stunde hauen uns die Dänen ihren schwarzen Hardcore um die Ohren. Ich hatte mich grade so schön eingegroovt …. – aber wenn selbst der kampferprobte Hr. Wolter sacht, er hätte Kopfschmerzen …. – wir wollen ja niemanden leiden lassen …. grins … Ich fand‘s genial!!!! HEXIS haben mich tief beeindruckt! Brutal und roh und unheimlich gut!!!! Torsten