Natürlich alles ganz großartig

Always Wanted War, Chuck Bass, Sodium / 14.12.2013 – Kiel, Alte Meierei

Die kleinen grauen Zellen meines Hirns befinden sich im Krieg. AT WAR WITH SATAN? Nein, mit sich selbst. Dabei will ich doch nur wissen, wohin. In der Hansastraße locken die beiden Titanen trauriger Olli und Horst Pillau Jr. Kann nur gut werden. Aber letztendlich siegt die Gier nach neuem Vinyl. Denn ich weiß, dass Always Wanted War heute ihre frisch gepresste „C.R.E.A.M.“-10“ dabei haben. Ab in die Meierei!

Dort treffe ich sofort auf El Tofu und wir sabbeln uns fest, bis drinnen plötzlich ein fieses Disco-Intro ertönt. Wir drängeln uns neugierig hinein. Es ist übrigens gar nicht mal so voll, aber wir drängeln dennoch.

Hm, der Gitarrist, der sieht doch aus wie dieser Chris, der auch bei Sodium spielt, denke ich noch, als ich mich der Band von der Seite her nähere. Und was soll ich sagen? Es IST Chris und es SIND SODIUM, die kurzfristig für Torpedo Holiday eingesprungen sind. Mittlerweile ist ja Czassi nicht mehr dabei. Doch die umtriebigen Hävener haben bereits einen neuen Recken gefunden, und zwar SVEND von den großartigen AND THEN THEY RUN. Das ist heute erst sein zweiter Auftritt mit SODIUM und man kann jetzt schon sagen, dass er herrlich in die Band passt. Ob es an ihm liegt, dass SODIUM heute monströs LAUT klingen, vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls sind das mal echt die Drums Of Doom, die Julian da erzeugt. Und Lucas klingt schön brutal, da kommt Wut rüber. Insgesamt mal wieder ein bügelbrettharter Abgang, SODIUM regieren! Im Januar auf Tour mit Chuck Bass.

Letztere werden auch gleich als nächste verknuspert. Dazu gibt’s heute Glühwein. Das find ich gut, denn während ich Glühwein prinzipiell mag, verachte ich diese abscheulichen Weihnachtsmärkte. Heute also mal Glühwein-Trinken in angenehmer Atmosphäre! CHUCK BASS haben seit meinem letzten Review (30 Jahre Meierei im August dieses Jahres) heftig zugelegt! Die sind mittlerweile ja viel fixer unterwegs! Oder hat der Glühwein meine Sinne derart verlangsamt? Jedenfalls wird geschrien, geknüppelt, dann wieder nachdenklich inne gehalten und weitergeschrien. Das Ganze ohne jegliche tough-guy-Scheiße, sondern ganz entspannt. Sehr sympathisch und ich traue denen auch die Kompetenzen zu, die SODIUMMSE nachts irgendwann sicher in deren Betten zu lotsen.

Die 10“ ist natürlich wieder ein echtes Schmuckstück geworden, das war ja auch klar. ALWAYS WANTED WAR hauen nur liebevoll aufgemachte Tonträger raus. Transparenter Siebdruck (animalisches Motiv!) auffem Cover, Magenta-farbriges Splatter-Vinyl, Poster mit Texten drinne und Download auf ’nem Bierdeckel. Sieben Songs sind auch noch druff, darunter auch „Derry“, das Ding, zu welchem AWW das geniale Video gedreht haben. Spackiges Getanze gibt es heute leider nicht, dafür die volle Pulle Screamocore. Die Cuxhavener sind in dem Bereich mit meine Lieblingsband, da gibt es einfach in jedem Song schöne Momente, zu denen du Lufttrommeln spielen, fiesen Gesichtsentgleisungen Raum geben oder mit pathetischer Geste deinen Glühweinbecher erheben kannst. Immer wieder bölkt der textsichere Teil der Besucher_innen mit, herrlich. Viel zu schnell ist der Auftritt vorüber, wie eigentlich bei allen drei Bands.

Und zu meckern gibt es nichts? Na, wenn ich ganz pingelig bin, dann doch: Alle drei Bands schreiben doch interessante Texte, haben generell was zu sagen. Doch zwischen den Stücken kommt in der Hinsicht kaum Info rüber. Da hätte ich etwas mehr erwartet als lediglich den Hinweis, dass man Shirts und Tonträger dabei habe. Muss ja nicht gleich zum Poetry Slam werden, aber wat Ansage zu den Texten oder so hätte ich spannend gefunden. Dennoch natürlich alles ganz großartig!

Blashyrkh!

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