30 Jahre Meierei: Stumbling Pins, Rodha, Chuck Bass,, The One / 10.08.2013
Ja, ist es denn die Möglichkeit? 30 Jahre soll es schon her sein, dass ich zu meinen ersten Veranstaltungen in der Meierei gegangen bin? Ich weiß noch, dass ich als kleiner Hosenscheißer diese ganze Häuserkampf-Sache mit Spannung verfolgt habe (sofern man mit 15 und im Jahre 1983 überhaupt an Informationen darüber kam), den Sophienhof scheiße fand (damals hatte jede_r so einen „Find-ich-doof“-Aufkleber im Sophienhof-Logo-Design auf dem Ranzen. Also, jede_r in der GUTEN Gang). Ranzen, hehe! Rucksäcke hat man als Schüler noch nicht getragen. Und irgendwann stand ich vor so einem Plakat an einem Stromkasten mit einem Punker druff und fand, dass es eine gute Idee sei, da mal hinzugehen. Verdammt gute Idee!
Das Fest ist bereits in vollem Gange, als wir ankommen. Wie schon beim Kiel Explode ist der Bereich rechts neben dem Meierei-Gebäude zur zusätzlichen Abhäng-Zone deklariert worden. Überall findet man gemütliche Sitzmöglichkeiten, der Außentresen ist mit Cocktails aller Art (lecker: der White Russian) bestückt und es cruist sogar ein mobiles Roulette über den Hof. Zum Glück kein russisches, hoho. Drinnen gibt es Kuchen und veganes Chili (beides übrigens bis spät in die Nacht), im Café wird zudem ein Film über die (Kieler) Häuserkämpfe gezeigt.
Viel ist zunächst noch nicht los, was sich aber später ändert.
THE ONE beginnen den Reigen, zumindest den der Stromgitarren, denn draußen hatte wohl früher bereits eine Akustikcombo gespielt. Noch vor einem halben Jahr hatten The One in einer ganz anderen Besetzung gespielt. Vom Original-Line-Up ist lediglich Fanski übriggeblieben, der es irgendwie in der kurzen Zeit geschafft hat, neue Menschen zu finden und daraus wieder eine Band zu machen, welche das THE-ONE-Ding weitermacht. Oder vielmehr hat es das jetzige Trio geschafft, dass man es ihm nicht anhört, erst vor kurzem ins Leben gerufen worden zu sein. Klingt powervoll und melodiös, heute auch irgendwie dreckiger als beim letzten Mal (Pumpe, mit SMOKE BLOW).
Leider stand das Konzert im Vorfeld unter einem schlechten Stern. Die Rotten Sprotten und Spiral Of Noise hatten das Pech, dass mit NERVÖUS, RISE ABOVE DEAD und ABSOLUT BASTARD gleich drei Bands kurzfristig absagen mussten. Doch erstaunlicherweise zaubert man heute gleich zwei kapitable Überraschungen aus der speckigen Krustenkappe: Erstere in Form von Chuck Bass, die mich gehörig in Wallung versetzen. Ein Bass, dessen Linien an JOY DIVISION erinnern (der Vergleich stammt von Jan, glaub ich, und passt so gut, dass ihn auch gleich die KN übernommen haben), trifft auf leicht angezerrte Gitarren und Brüll/Screamo-Gesang. Und gefällt mir richtig gut. Von den Nasen werden wir bestimmt noch hören. Denn: It’s a sad and beautiful world.
Und die zweite Überraschung sind Rodha, von denen ich ebenfalls noch nie zuvor gehört hatte. Sludge/Doom der ganz schweren Sorte erfreut nicht nur die langhaarigen Anwesenden. Zumindest sieht man nach kurzer Eingewöhnungsphase so ziemlich jede_n Besucher_in doomdancemäßig hin- und herschwanken. Dagegen ist nichts zu machen, ich glaube diese schamanenhaften Rhythmen sind entstanden, seit vor Tausenden von Jahren irgendwelche Urmenschen auf Dinge gehauen haben. Deine Seele erinnert sich, Dein Geist wird ruhig. Dein Herz öffnet sich für neue Verbindungen und Wege, Dein Körper findet seine Rhythmen wieder. Und über alles hinaus, was Dich als Mensch, als Wesen auf der Erde, ausmacht, eröffnet Dir die Trommel auch die spirituelle Dimension. Okay, die letzten drei Sätze hab ich von so ‘ner Hippie-Seite geklaut. Passt aber volle Kanne. Dazu brüllt der Sänger uns mal an, mal setzt er eine Sprechstimme ein. Ich zitiere: Geht!
Und nun wird es tatsächlich noch mal richtig voll in der Meierei: Die Stumbling Pins geben sich die Ehre. Auch unfasslich, die sich die Band entwickelt hat. Von ‘ner rotzigen Punkband zu ‘ner rotzigen Punkband! Und Melodien offerieren die, da wird dir schwindelig. Mir jedenfalls. Kann natürlich auch an den ganzen Getränken liegen, die mir Andi Harkonnen in den Rachen schüttet. Mist, hatte der nicht eben noch Ufo in Beschlag genommen? Aber ich schweife ab: Die Melodien! Teilweise dreistimmig, wie man es von den PINS kennt. Und immer schön flink mit den Füßen/Händen zugange. Ich bin begeistert.
Und das war erst der Anfang einer ganzen Woche Meierei-Jubi-Festivitäten. Respekt, Liebe und all den Scheiß an alle Beteiligten. Mehr Infos: www.altemeierei.de