SPIRAL OF NOISE III / 23.03. 2013 – Kiel, Alte Meierei
Es ist schon etwas komisch: Bereits zum dritten Mal findet das Spiral Of Noise statt und dies ist der erste Bericht auf Dremu darüber. Ausdruck einer Tatsache, die immer wieder verwundert und von regelmäßigen Meierei-Gänger_innen bestätigt wird. Denn bei Spiral-Of-Noise-Konzerten ist immer gut was los, allerdings kenne ich oftmals 90% der Leute nicht. Warum das so ist? Keine Ahnung. Entweder sind die stilistischen Diskrepanzen einfach zu groß oder ein Teil der Besucher_innen hat ansonsten einfach keinen Bock auf die Meierei. Aber das ist im Endeffekt alles reine Spekulation.
Wenden wir uns also dem dritten Spiral Of Noise zu. Als ich um kurz nach fünf ankommen, spielt die erste Band schon, Camel Driver. Von Herrn Wolter als instrumentaler Stonerrock beschrieben, was den Kern der Sache ganz gut trifft. Vielleicht verspielter als „typische“ Stonerbands, aber vor allem die Gitarrenarbeit steht knietief im Wüstensand. Und ja, einige mächtige Riffs und einen ordentlichen Drive besitzen CAMEL DRIVER, das muss man ihnen lassen. Nur leider keine richtig coolen Songs, zu oft fehlt einfach der rote Faden. Eher was zum Mitwippen denn zum Ausrasten und als Opener völlig in Ordnung, aber mehr nicht.
Als nächstes wird es dunkel. Ab.Est aus Göttingen reichen Strahler hinter dem Schlagzeug. Komplett in schwarz gekleidet ballert das Quartett seinen Post-Metal in die Halle. Und das ist schon richtig gut. Ruhigere Passagen wechseln mit Gewaltausbrüchen und über allem liegt eine zutiefst finstere Atmosphäre. Klar, NEUROSIS lassen sich als Einfluss nicht leugnen, eine bloße Kopie sind AB.EST aber nicht. Und wenn sich die Riffwände meterhoch auftürmen und dazu manisch ins Mikro geschrien wird, klingt das schon verdammt gut. Zumal die Band auch häufiger mal das Tempo anzieht und dann fast schon blackmetallisch knallt. Definitiv das erste Highlight des Abends!
Die nachfolgenden Operators sind dann das genaue Gegenteil. Eher hippiesk unterwegs, wird hier von der ersten Sekunde an drauflos gerockt. Eine Mixtur aus viel 70er Kram (Hammondorgel!), Stonerriffs und einer guten Dosis Rotzrock, dargeboten von einer Band, die definitiv Bock auf Liveauftritte hat und von der ersten Sekunde an über die Bühne der Meierei fegt. Kein Wunder also, dass das Publikum davon angesteckt wird und OPERATORS die besten Resonanzen des Abends einfahren können. Stillstehen ist dabei aber auch kaum möglich, die Spielfreude der Berliner reißt einfach mit. Einziges Manko: die ganz großen Ohrwürmer fehlen noch, aber ansonsten ein astreiner Auftritt. Würd ich mir live immer angucken.
Dann Känguin, zufällig auch Band der Veranstalter. Instrumental geht es zur Sache. Postrock trifft Hardcore trifft experimentelle Klänge. Am Anfang wirkt das noch etwas zähflüssig, oftmals schweift das ganze etwas ab, aber die Kieler reißen immer rechtzeitig das Ruder rum. Und können sich vor allem im Laufe des Gigs merklich steigern. Hatte ich das erst als solide abgestempelt, so werden KÄNGUIN von Track zu Track besser und beenden ihren Gig mit einer amtlichen Lärmorgie. Doch, das war auf jeden Fall gut, phasenweise sogar richtig cool.
Und dann ШАХТЁР ähh Shakhtyor. Und SHAKHTYOR sind heavy. So heavy wie die Faust in die Fresse des Naziarschlochs von nebenan. Instrumentaler Doom, der einfach mal alles plattwalzt. Das Trio aus Hamburg weiß genau, wie man einen Song erst bedächtig aufbaut, nur um dann eine Rifflawine ohnegleichen auf der Hörer loszulassen. Im Publikum wird zwar auch gebangt, der Großteil der Hörer:_innen lässt sich aber einfach nur staunend überrollen. Von der ersten bis zur letzten Sekunde ein Fest für alle Doommaniacs. Absolut großartig und bis jetzt der beste Auftritt des Abends!
Wie wollen Hermelin dagegen ankommen? Nun, indem sie eine Lektion in Sachen instrumentaler Postrock erteilen. Das Quartett macht zwar auch nicht viel anders als sonst, sprich auf ruhigere Passagen folgen immer wieder Ausbrüche und amtliche Riffattacken, aber das wie ist entscheidend. HERMELIN wissen einfach, wie man Songs schreibt und arrangiert. Hier stimmt das Zusammenspiel, der rote Faden ist ständig präsent. Überflüssige Parts, technischer Schnickschnack oder gar sinnloses Gedudel? Fehlanzeige. Hier passt einfach alles haargenau zusammen. Ein klasse Konzert, das von Anfang bis Ende den Hörer fesselt.
Dann Neume. Nur zwei Leute, die aber mit ihrem Noiserock trotzdem Lärm genug für vier oder fünf machen. Das ist durchaus faszinierend, wie ein Bekannter treffend feststellt und auch der Wechsel zwischen Dampfhammerriffs im Stile HELMETs, noisigen Parts und amtlichen Abfahrten weiß zu beeindrucken. Sehen auch die letzten Unentwegten vor der Bühne so, die ordentlich Stimmung machen. Ich muss hingegen acht Stunden Konzert und Kälte Tribut zollen und bin leider nicht mehr hundertprozentig aufnahmefähig. Trotzdem natürlich ein guter bis richtig geiler Auftritt und ein würdiger Abschluss des Abends.
Bleibt als Fazit nur zu sagen, dass das dritte Spiral Of Noise nicht nur seinen Vorgänger locker übertroffen hat, sondern auch ein richtig gutes Festival ist. Ich freue mich schon aufs nächste Maul und hoffe bis dahin, dass dann mehr bekannte Gesichter, in welcher Richtung auch immer da sind. Und das es dann zumindest etwas wärmer ist….