Ein Gesamtkunstwerk

Ufomammut, Incoming Cerebral Overdrive / 15.10.2012 – Kiel, Alte Meierei

Hoppla, als wir – eigentlich ja ganz schön früh – um 21.30 Uhr an der Meierei aufschlagen, spielt doch glatt bereits die erste Band. Merke: Wenn die Konzertgruppe Spiral Of Noise ein Konzi macht, solltest du verdammt pünktlich sein!

Incoming Cerebral Overdrive kommen wie Ufomammut ebenfalls aus Italien, haben sicherlich auch Sludge/Doom Metal in ihren Sound integriert, aber damit hören die Parallelen zur Hauptband auch schon auf. ICO klingen technischer, frickeliger und insgesamt aggressiver. Aufgrund der wenigen Songs, die ich mitbekomme, würd ich vorsichtig Vergleiche zu DILLINGER ESCAPE PLAN, alten MASTODON und Mathrockgeschichten ziehen. Ziemlich vertrackte/abgehackte Beats, ein brüllender Sänger, fiependes Elektrogelurche, dissonante Riffs. Bleibt zwar auf Anhieb wenig hängen und der Sänger wirft sich zum Teil in etwas pathetische Posen, aber schlecht sind sie auf keinen Fall und es wird schnell deutlich, dass die sehr genau wissen, was sie tun.

Ein Blick auf den Merchstand zeigt ein durchaus ungewöhnliches Angebot. Neben diversen Tonträgern liegt dort eine riesige Mappe mit Siebdrucken. Mir war bisher gar nicht bewusst, dass zwei UFOMAMMUT-Musiker auch Mitglieder von MALLEUS sind. Dieses Künstlerkollektiv macht Artwork, das mich z.T. etwas an Jugendstil erinnert und hat bereits unzählige von Bandmotiven, Fanzinecover, Postern etc. gestaltet. Checkt mal www.malleusdelic.com, da findet man Beispiele von SEX PISTOLS über CANDLEMASS bis TURBONEGRO. Leider sind die Siebdrucke zum Teil recht teuer, aber viele Besucher_innen sind sehr begeistert und so sieht man im Verlauf des Abends viele Leute mit zusammengerollten Postern ihres Weges ziehen.

UFOMAMMUT sind ja überhaupt ein Gesamtkunstwerk – da greift alles ineinander: der Bandname, die Cover ihrer Alben, die Titel, ihr Equipment, der Sound und die Art, wie die Italiener sich live präsentieren. Es gibt konsequenterweise keine Ansagen. Konsequent deshalb, weil es streng genommen keinen Gesang gibt. Eher ist die Stimme ein zusätzliches Instrument, welches sehr dezent und verfremdet eingesetzt wird (ich schätze, dass es keine Texte im konventionellen Sinne gibt, sondern lautmalerische Vocals). Auch ist das Tourkonzept ungewöhnlich, denn UFOMAMMUT spielen ihr komplettes „ORO“-Werk, also die beiden letzten Platten „ORO Opus Primum“ und „ORO Opus Alter“, im Grunde ein einziges, völlig wahnwitziges Stück Musik, welches sich über vier LP-Seiten erstreckt… Ich bin gleich davon begeistert, dass das Threepiece möglichst viel selbst spielt – so bedient der Gitarrist zusätzlich eine Roland-Fußorgel. Obwohl das Tempo insgesamt schon von Ultra-Doom beherrscht wird, bleibt die Sache jederzeit spannend. Es gibt vereinzelte Tempoausbrücke, auch diese natürlich massiv und druckvoll, immer wieder aber auch ruhigere, hypnotische Passagen. Im wahrsten Sinne des Wortes derart berauschend, dass ich es fast schade finde, nicht zu kiffen, hehe. Die sehr gut gefüllte Meierei (und das an einem Montag) wogt benebelt hin und her, gibt sich den Riffwogen hin und lässt sich in diesen anderen Kosmos entführen, in dem es ausschließlich Liebe, Doom und den mächtigen Oroborus gibt… Und man fühlt: „Allem Zukünftigen beißt das Vergangene in den Schwanz“.

www.dremufuestias.de