Popperklopper, Abfukk, Absturtz / 15.09.2012 – Kiel, Alte Meierei
Die Abfukk-7“ „Keine Kompromisse mehr“ dürfte auf dem Weg sein, die bei mir am häufigsten aufgelegte Single zu werden. Wie geil donnert bitte allein der Titelsong los? Unwiderstehlich, wenn die Band einem die Zeilen „Keine Kompromisse mehr, asozial bis in die Zehen, keine Kompromisse mehr, JETZT IST ABFUKK!“ entgegenbrüllt. Auf dieses Rotten-Sprotten-Konz hatte ich mich somit schon länger gefreut und da ich in der Woche vorher arbeitsbedingt mehrere lohnenswerte Konzerte (MEATMEN, CROSS STICHED EYES, DETECTORS) sausen lassen musste, war ich gleich doppelt so krachhungrig. Übrigens hat über keines dieser Konzerte jemand einen Bericht geschrieben – haut gefälligst mal in die Tasten, ihr faulen Hunde!
Nach einer gemütlichen Quellung in der 34 erreichen wir die Meierei profimäßig pünktlich. Wie ich von den Sprotten erfahre, waren einige Besucher_innen bereits richtig früh vor Ort, so um 19.00 Uhr oder so. Hehe, Anfänger! Aber daran sieht man, dass der Mob heiß ist. Und aufgrund der Wartezeit bereits gut auf Betriebstemperatur…
Absturtz hab ich vor ziemlich genau drei Jahren an selber Stelle zum letzten Mal gesehen (Bericht) und fand sie gar nicht schlecht. Heute legen sie noch eine Schippe drauf. Witzigerweise liest man über die Band häufig was von „rumpeliger Deutschpunk“, dabei sind ABSTURTZ gar nicht so rumpelig. Die Mucke bewegt sich stilistisch grob gesagt zwischen RASTA KNAST und DRITTE WAHL, garniert mit einigen nicht unmetallischen Riffs. Ich finde das Songmaterial allerdings nicht durchgehend auf demselben Niveau. Einige Songs knallen gut rein und bleiben auf Dauer hängen, andere sind etwas belanglos. Den Song „Viva“ kenn ich fast auswendig, weil mein iPod den ständig als ersten Song abspielt, wenn ich dieses unheimliche Gerät mal anmache. Ist doch alles Science Fiction. Egal, ABSTURTZ animieren immer wieder zu großen Pogo-Knäuel. Besonders die schnelleren Stücke lassen viele Punker spontan in den Pit springen und ab geht dat Gerempel.
Bei ABFUKK potenziert sich der Pogo-Alarm noch. Bei manchen Bands weiß man nicht, warum sie Kult werden, während andere ähnlich geartete Kapellen ignoriert werden. Aber bei ABFUKK stimmt eben alles – angefangen beim Bandnamen über die geilen Cover und Shörtmotive (den „Abfukk Messias“ sollte man wohl nicht überall spazieren führen, wenn man nicht zu der Spezies der Dangerseeker gehört…) bis hin zu gelungenen Texten, welche oft scharfzüngig, manchmal ironisch ausfallen oder alte Themen perfekt mit ‘ner gewissen Frische auf den Punkt bringen („Wir tragen keine Iros, denn wir haben dünnes Haar“ – „Punker“; „Euren Scheiß-Messias brauch ich nicht, liefe alles nach eurem Plan, hätten wir den Ku-Klux-Klan im Vatikan“ – „Messias“, „Alles, was ihr wissen müsst, ist, dass alles Scheiße ist.“). Hab ich noch was vergessen? Vielleicht dass die meisten Songs einfach mal verdammte HITS sind. Und: Die Typen ham Charisma, da gibt es nichts. Nicht umsonst ist Sänger Marcel (auch: SNIFFING GLUE) ständig in irgendwelchen Zines abgebildet. Die Voraussetzungen sind also optimal und tatsächlich gibt es die erhoffte Klatsche. Die Band haut ihren Trashpunk sehr energiereich und mit viel Bewegung raus. Man könnte es Deutschpunk nennen oder einfach 80er HC/Punk, der halt deutsche Texte hat. Die werden begeistert mitgebrüllt und beim erwähnten „Keine Kompromisse mehr“ findet sich auch der Autor dieser Zeilen im Knochenpogopit wieder. Deutschlands unterste Schublade? Hemmungslos genossen.
Hey, unfassbar eigentlich – es gibt tatsächlich noch keinen Popperklopper-Live-Bericht auf Dremu! Dabei gibt es die seit über 20 Jahren, seit 1989. Bei mir ist das letzte Konz von denen auch schon ein paar Jahre her, auf einem Force Attack oder bei Höhnie. Hab häufiger die Meinung gehört, dass POPPERKLOPPER inzwischen zu rockig geworden seien. Hm, ich kenn die Tonträger der Band nicht gut genug, um diese Entwicklung bestätigen zu können. Live ist die Band auf keinen Fall auf langweiligen Schweinerock zu reduzieren, da sind eher durchaus unterschiedliche Stücke dabei. Der verstärkte Rock’n’Roll-Einfluss scheint somit eher eine Phase in der Bandgeschichte gewesen zu sein, denn für mich klingt das insgesamt doch eher nach zeitlosem Punkrock. Die meisten Stücke sind schnell, ab und zu gibt‘s melancholische Riffs, die mir gut gefallen. Einige Songs kommen mir etwas lang geraten vor, da wirkten ABFUKK im Vergleich etwas zackiger. Aber dennoch ein großer Spaß, die Meierei bleibt sehr gut gefüllt und die Wände wackeln.
Keine Frage, das Ding wird als großartiger dreckiger Abend im kollektiven Gedächtnis von Kiels Punkrockgemeinde kleben bleiben.