Meierei reizt mich am meisten

Smile And Burn, We Will Fly / 18.08.2012 – Kiel, Alte Meierei

Ich mag es, wenn ein Plan klappt. Meiner lautet, einen fiesen beginnenden Husten erst durch Abhängen in der Sonne wegzubrennen und schließlich durch laute Musik und viele Kaltgetränke fortzuquellen. Gelingt gut, denn meine Kehle ist so unfassbar trocken, dass ich gar nicht genug hineinschütten kann. Unklar ist im Vorfeld nur länger, an welchem Ort ich mein Healthprogram durchziehe. In HH zocken SIX FEET UNDER & DEW-SCENTED, im Aubrook findet das von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt angekündigte Freevival statt, der Rathausbunker bietet ein Death-Metal-Fest und in der Alten Meierei spielen We Will Fly und Smile And Burn zum Tanze auf. Ganz zu schweigen von mindestens drei größeren Partys, die man crashen könnte.

Meierei reizt mich am meisten, obwohl ich schon gern mal wieder aufs Freevival gegangen wär. Maybe näxt time!

Erfreulich viele Menschen finden sich vor und in der ALTEN MEIEREI ein, gerade angesichts des üppigen Freizeitgestaltungsmöglichkeiten. Liegt sicher nur zum Teil an den freundschaftlichen Banden, welche eine oder beide der Combos zu Kieler Bands wie POWER geknüpft haben.

WE WILL FLY überzeugen mich komplett. Gerührt durch so viel Aufmerksamkeit legt die Band hochmotiviert los. Gerade der Gitarrist in der Mitte (ich glaube, jemand sprach ihn als Paul an, falls nicht, heißt er halt für die Dauer dieses Berichts so) ist gar nicht zu halten und tänzelt, hüpft und schlumbumbert entfesselt herum. Schön flott sind die Songs, das ist schon mal gut. Und ich weiß nicht, warum es so ist, aber ich finde die Band heute viel besser als im Februar in der Flora und auch gar nicht so ANTI-FLAG-lastig. Meine Laune steigt, die wunde Kehle wird schon flutschiger. Ich empfinde diese Sorte Bierdurst, bei der man bereits beim Anblick der erst halb geleerten Pulle gierig an die nächste denkt. WE WILL FLY machen aber auch irgendwie durstig. Vielleicht sollte mal irgendein Institut voller verrückter Wissenschaftler untersuchen, warum das so ist. Man könnte hilflose Probanden mit unterschiedlicher Musik beschallen und verschiedene Getränke in ihre Reichweite stellen. Ich bin fast sicher – wenn ein WE WILL FLY-Stück kommt, greifen diese Probanden zum Bier. Äh, ja. Jedenfalls sind WE WILL FLY sympathisch, knutschen sich hippiemäßig gegenseitig auf der Bühne ab, Punk ist irre.

SMILE AND BURN gefallen mir zunächst gut, sind mir dann aber auf Dauer doch zu dudelig. Obwohl Bocky im Prinzip schon Recht hatte, als im Vorfeld „Punkrock mit ‘ner Menge Melodie“ versprochen hatte. Die Leute tanzen auch ordentlich zu den Klängen, der Sänger ist fast nur auffem Boden vor der Bühne zu sehen und erzählt viel, was ich ja prinzipiell mag. Eine Ansage führt ihn zu der Feststellung, dass die Menschen bestimmt cool gewesen seien, als sie noch Affen waren. Der Gitarrist hat dieselbe Assoziation wie ich: „Was wohl Brian Fallon dazu sagen würde?“… Letztendlich macht also auch dieser Auftritt Spaß, auch wenn ich persönlich jetzt nicht soo auf die Mucke abfahre. Zum NOFX-Cover „Linoleum“ wird Bocky auf die Bühne geholt, der mal wieder seine Textfestigkeit bei Stücken dieser Band unter Beweis stellt.

Danach geht es noch inne 34 zu der Geburtstagsparty eines Herrn M von S, die barbarisch laut und schön verläuft. Ich fühl mich gut. Mittlerweile.

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