The Driftwood Fairytales, Affenmesserkampf, The Vasecs / 07.01.12 – Kiel, Alte Meierei
Trotz der Tatsache, dass Rejected Youth absagen mussten, ist die Meierei richtig gut gefüllt. Affenmesserkampf sind natürlich auch ein cooler „Ersatz“ – Respekt für die kurzfristige Einspring-Aktion.
Als ich eintrete, böllern The Vasecs bereits schon unbekümmert vor sich hin. Mir ist der Name noch von Siggis Bericht aus der Fährstaße im Gedächtnis geblieben – dort hatten die auf einer Scheiße-Vernissage gezockt. Das passt sinnbildlich irgendwie… Zumindest den Duft von Müll, Dreck und Ranz transportiert das rüpelige Gepolter der Punker. Gemein und asozial rotzen die Lübecker uns ihre Ergüsse vor die Füße. Schon lange kein so geil dilettantisches Geschepper mehr gehört. Ein Wust aus jungen Punks schubst sich vor der Bühne begeistert hin und her. Ich muss sagen, dass ich schwanke – manchmal gehen mir die Uffta-Beats auf den Sack, manchmal muss ich ob der Unbekümmertheit und Pöbeligkeit der Band auch feist grinsen. Ach, im Nachhinein hätte ich mir die Demo-Scheibe der Vasektomierten mal mitnehmen sollen.
AFFENMESSERKAMPF. Immer ein Vergnügen. Der heutige Auftritt erscheint im Vergleich zum „Buschmesser, Äxte, Alles“-Releasegig weniger straff. Macht aber nichts, ich schätze das sehr, wenn Hannes lange verpeilte Ansagen vom Stapel lässt. Wobei es auch immer mal kurz und knackig geht und ratzfatz „alle Spacken, die bei zehn Grad plus auf dem Rathausplatz Schlittschuh laufen gehen“, gedisst werden. Ha, genau! Songmäßig gibt es all die Stücke, die man vonner Platte kennt und liebt, „Euer Spaß ist nicht mein Spaß“, „Schnitzeljagd nach Scheiße“, „Süße Sehnsucht“, „Ein deutsches Herz hat aufgehört zu schlagen“ (nur einmal! Menno.), natürlich den BÄA-Knaller „Gut, aber kacke“, aber auch wat Neues, was mir persönlich auf Anhieb gefiel. Das Pages-Cover wird trotz drängenden Zwischenrufen übrigens heute nicht gespielt. Schade, aber auf Dauer wird davon wohl selbst den hartgesottenen Monkeyknifefighters schlecht.
Hui, die Stimmung ist gut, man erfreut sich an Kaltgetränken und angeregtem Plausch. Doch was ist das? Viel zu entspannter Indiepop nimmt den Aggress aus der Luft. Ich bin da heute gar nicht offen für. Handwerklich und gesanglich ist das astrein, ganz klar, aber… nö, du, heute nich. The Driftwood Fairytales spalten so richtig die Gemüter, einige Menschen pöbeln böse, andere blicken mit verträumtem Glanz in den Glotzies gen Bühne, weitere knutschen ihre_n Partner_in oder andere sich in Reichweite befindliche Personen ab. Wir ziehen lieber schnell weiter in die nächste Kneipe.
Schön war’s (trotzdem).