Die kalifornische Band The Adolescents brachte Punkrock in die Alte Meierei
Kiel. Sonntage sind seltsame Tage: Kehrausstimmung trifft auf Familienausflug, die Menschheit wirkt ein wenig müde, und abends gibt es einen Viertel-nach-Acht-Film. Die Alternative, die sich vorigen Sonntagabend in der Alten Meierei bot, machte jedoch bereits mit den ersten Gitarrenakkorden jegliche Tranquil-Bestrebungen zunichte: die US-amerikanische Punkrock-Band The Adolescents.
Von Carsten Purfürst
Zunächst schlägt die Stunde des Supports. Jener bekennt sich als Authority Zero aus Arizona, eine Band, angesiedelt im klassischen Punkrock, gepeitscht von Jason DeVores Stakkato-Gesang. Der Vierer bedient sich teilweise Hardcore-Versatzstücken, kann aber auch mit Reggae- und Folkpassagen aufwarten, was die Mixtur kurzweilig geraten lässt.
Authority Zero geben sich publikumsnah, suchen immer wieder die Interaktion mit den alles andere als verhalten agierenden Anwesenden. Zu diesem Zeitpunkt tummeln sich in der Crowd bereits die Mitglieder der Adolescents, die dem Treiben ihrer Vorband interessierte Beachtung schenken und den Fans respektvolle Blicke abverlangen, stehen an dem Abend noch als Legenden auf der Bühne.
The Adolescents legen los mit No Way vom „Blue Album“. Einen besseren Opener kann sich der Fan nicht wünschen, gilt der Song doch als Modelliermasse zahlloser nacheifernder Kopien, die diesen Klassiker nie erreichen konnten.
Frontmann Tony Cadena quengelt den Text in Richtung Schlagzeug, dem Publikum in bester Punk Rock Manier den Rücken zugewandt, bevor er sich umdreht und einen zauseligen Wurzelgnom gleich ausdruckslos ins Publikum starrt. Und damit ist der Hitreigen der Truppe eröffnet, der sich im gesamten Verlauf des Konzerts auf die Frühphase konzentriert.
Das hymnenhafte Amoeba, Monsanto Hayride als auch Creatures werden seitens des Publikums im vollen Haus mit Pogotanz und gestreckten Fäusten begegnet. Einem älteren Fan hält es nicht länger im Moshpit, er erklimmt die Bühne, verwickelt – sehr zur Verwunderung bon Bassist Steve Soto, der skeptisch eine Augenbraue hoch zieht – die Musiker in wirre Diskussionen, bevor der Verstand ein Einsehen hat und The Adolescents weiter lärmen dürfen. Dies tun die im Hardcore-Uptempo mit Brats In Battalions und beweisen, dass die seit dreißig Jahren die beste kalifornische Punkband sind.
Wer diese Legende verpasst, hat selbst schuld, spielen The Adolescents doch ein Konzert der Extraklasse, das mit dem umjubelten Kids Of The Black Hole sein Finale einläutet. Ein Erlebnis.