BUSCHMESSER, ÄXTE, ALLES – Rotten Releaseparty Tag 2 / 12.06.11 – Kiel, Alte Meierei
Was für ein Wochende! Na, ich will euch nicht mit privatem Kram belästigen, aber ich bin froh, als ich in der Meierei aufschlage und sofort erkenne: Heute wird Fabian glücklich sein!
Denn der Sonntag beschert den Rottingern eine gar noch vollere Meierei als am Freitag. Und kaum bin ich drin, geht es auch bereits los, sodass die bekannten Fratzen unmöglich ausreichend gewürdigt werden können.
Alert werden heute von Niles (And then they run, OPHIS) am Schlagzeug unterstützt, wodurch tatsächlich keine der heute spielenden Bands ohne inzestuösen Querverweis zu den Bands des ersten Tages auskommt. Am besten ist aber Hannes, der durch BÄA und Kiel-Explode-Festival gleich drei Mal innerhalb von einer Woche in der Meierei brüllt! Aber zurück zu ALERT: Herrlich, die mal wieder genießen zu dürfen. Ich bin eh offiziell FAN und kann mich mal wieder nur positiv über den Auftritt äußern. Gibt viel zu wenig Bands, die derart politische Inhalte mit cremigstem Melodie-Punk kombinieren. Stay positive, stay pissed! (huch?) Nicht nur für historisch interessierte Punkahs dürfte der Text von „Days Of November“ ein Höhepunkt auf dem Sampler sein, geht es hier schließlich um die Revolution von 1918, welche die Hohenzollern hinwegfegte und die HIER in Kiel begann – mit Matrosen, die nicht in einem bereits verlorenen Krieg verheizt werden wollten. Aber wem erzähl ich das? Wer das als KielerIn nicht weiß, hat nur ein sehr zartes Flämmchen in der Birne flackern. Ach ja, ich erwähne hier jetzt KEINE Unterbuxe.
Der totale Culture-Clash: SchlOidergang-Ois und Alert-Politniks treffen aufeinander… Und soweit ich weiß, geht es den ganzen Abend entspannt zu (nochmal: Stay positive, stay pissed…) Nur später am Abend muss ein „Provokateur“ der Meierei verwiesen werden, was aber keiner Band angelastet werden kann. Viele erzählen später, wie positiv überrascht sie von unserer Kieler Premium-Oi-Kapelle waren. Die sind dann wohl noch nie in den Genuss eines Konzertes der Jungs gekommen und haben sich von den Texten verschrecken lassen. Nüchterner als sonst kloppt der Haufen wie immer fett aufs Mett. Nur verhauen sich Jan und Timo gleich mehrfach bei den Einsätzen, was Moe entgeistert fragen lässt: „Was ist los mit euch? Habt ihr gesoffen?“. Die Frage ist wohl eher, ob der FEHLENDE Alkoholkonsum die Ausrutscher bedingt… „Saufen, Kotzen, weiter geht’s“ ist zumindest bis zum Auftritt lediglich ein Songtitel…
Power – der Name, die Band. Schluck. Offenbar schießt den Jungs das Adrenalin angesichts der vollgepackten und dampfenden Meierei ins Blut, denn so heftig hab ich die Hunde selten zocken sehen. Besonders Macko gibt alles und wird von einem Kumpel als „bester Hardcoresänger Kiels“ bezeichnet. Ich muss es zugeben – das Bonehouse-Cover erzeugt bei mir Gänsehaut. Klingt vielleicht seltsam, aber so isses halt. Knochenhaus-Kalle wird als Gastsänger dazugeholt, was die Jungs zwar fast aus dem Konzept bringt (Joy Boy: „Da waren wir wegen Kalle wohl etwas aufgeregt“), aber stiezelsche Timing-äh-Besonderheiten gehörten zu BONEHOUSE wie Dosenbier zu Punkrock. Saugeil auch „Business Punk“, bis dato durch den Sampler mein favorisierter POWER-Song. Weitere Details verschwimmen im Rausch der Ereignisse.
„Atlaa, SCHLOIDERGANG waarn haart, POWER waren… noch hääärter und Altaa, TAACKLEBERRY warenn dann am hääärtesten!“, analysiert Sggi Sick am Ende des Abends die Gesamtsituation. Und ich mach hier derart viel Worte! In der Tat gelingt es Tackleberry allein durch schieren Einsatz und nie nachlassende Energie den Mob nicht nur bei der Stange zu halten, sondern spätestens im letzten Drittel des Sets zu einem infernalischen Pit zu mobilisieren. Kein Wunder, packt man doch „Me And The PistBocky“, „The Youngblooded“ (Hannes: „Obwohl wir umme dreißig sind und Aiko Haarausfall hat“) und den „Bonebreaker“ aus. Wobei ich persönlich gar das Kurhaus-Cover „Priority Nr. I“ heute als NOCH zwingender empfinde. Mehrere Menschen reißt es da auf die Bühne, um diese Synthie-Melodie am Ende ins Mikro zu quietschen. Herrlich, dudüdüdü, düdüdüdüdü.
Tscha, so isset. BÄA, Teil II, anyone?