Der Meierei-Geburtstag Tag 1 mit u.a. Kotzreiz, Disharmonia / 13.05.11 – Kiel, Alte Meierei
So feiert man seinen Geburtstag richtig – unregelmäßig, nur wenn man Bock drauf hat und mit Bands, die die Hütte auseinandernehmen. Und natürlich plus einem Mob feierwütiger Gäste. Entsprechend voll ist es auch, als ich eintrudele – leider spielen Disharmonia bereits.
Immerhin bekomme ich noch die letzten vier Stücke mit, die erahnen lassen, dass hier gerade das frühe Highlight des Abends stattfindet. Herrlich, wie die Schlagzeugerin losrumpelt, dazu der destruktive Herb in Angriffshaltung und mit Black-Metal-Gekeif. In den Spielpausen explizite und ausführliche Ansagen gegen Faschismus, Kapitalismus… – so kennen wir den Herb. Daumen hoch, davon will ich mehr!
Vorher hatte übrigens ein Vortrag gegen Gender-Lügen stattgefunden, der laut Aussagen diverser BesucherInnen gelungen gewesen sei. Halt darüber, warum es biologisch „Mann und Frau“ nicht gebe. Hätte ich gern gehört, war aber zu früh für mich.
Die zweite Band Skankshot guck ich mir kaum an und sabbele lieber draußen. Mäßig gespielter Skapunk, von dem ich in meinem Leben schon viel zu viel ertragen musste. Vielen gefällt’s.
Kotzreiz polarisieren. Ich find die Platte schon klasse und live macht es auch Spaß. „Die Typen sehen zu schick aus“, wird hier gemault, „der Drummer spielt auch bei JENNIFER ROSTOCK!“, wird dort denunziert. Klar wär das besser, wenn die Bandmitglieder hässlicher wären, hehe. Aber ob der Drummer nun auch bei dieser JR-Band spielt, ist doch ziemlich wumpe. Denke eher, dass es dafür spricht, dass er wirklich Bock auf eine Punkband hat, denn die große Knete wird er damit wohl kaum verdienen, eher den letzten Rest Freizeit investieren. Und klar wird, dass der Typ brennt: Er verprügelt nicht nur manisch sein minimalistisches Set (Bassdrum, Floortom, Snare, Hi-Hat und zwei Becken oder so reichen), sondern brüllt auch noch dazu ins Mikro. Mein einziger Kritikpunkt wäre, dass die Vorstellung insgesamt einen Tick zu routiniert wirkt, etwas mehr Spontanität hätte ich schon erwartet. Aber nach ein paar Songs tanzt das vordere Drittel und besonders „Bauarbeiter Stuerb“ und „Berlin“ werden textsicher mitgebölkt. Bei letzterem Titel stürmt ein Punker gar auf die Bühne, reißt der Band ein Mikro weg und rotzt seine Spucke hinein, während ein zweiter Gast die Zeile mit dem Dosenbier mit ausführlicher Gestik, Mimik und passendem Requisit unterstützt…
Letzte Band des Abends sind dann wieder nicht so spannend in meinen Augen. The Feminists aus Berlin haben sich originellerweise in Frauenklamotten gekleidet… Das mag der Genderdebatte dienen, ich finde nur leider die Musik nicht sonderlich fesselnd – dudeliger Glamrock. Die Meierei leert sich auch recht schnell – vorne gibt es dagegen einen ganzen Haufen Menschen, der dafür eher empfänglich ist.
Alles Gute, Meierei! Auf die nächsten xx Jahre voller Gesundheit!