Spermbirds, Eiltank, Stumbling Pins / 02.10.10 – Kiel, Alte Meierei
Spermbirds – die mal wieder live sehen zu können, ist schon etwas Besonderes. Erinnerungen an sprichwörtlich legendäre Konzis in den 80ern und 90ern (Speicher Husum, T-Stube Rendsburg…) von SPERMBIRDS oder auch 2Bad (Alternative Lübeck) werden wach, aber auch die überzeugenden Festivalauftritte nach der Reunion (Wilwarin, Force Attack) lassen die Vorfreude auf das heutige Konz wachsen.
Mit [richtig vielen Leuten ist die Meierei dann auch proppenvoll, fast schon ZU voll, aber ganz vorne oder direkt hinterm Pit lässt es sich ertragen. Schön, dass das Publikum wieder sehr bunt gemischt und wie am letzten Freitag sehr enthusiastisch und positiv drauf ist! Ein Lob muss übrigens mal an den Lichtmenschen gehen, der sich mit der Bühnenausleuchtung jedes Mal überdurchschnittliche Mühe gibt (seht euch diesbezüglich mal die Fotos von letzter Woche an, hoffentlich gibt es vom heutigen Konz auch wieder gute).
Die Stumbling Pins sind ‘ne neue und blutjunge Band aus Kiel. Coole Sache von den Rotten Sprotten, die gleich bei so einem fetten Ereignis mitzocken zu lassen und auch ein guter Nebeneffekt, dass viele junge Bekannte der Band so möglicherweise einen optimalen Erstkontakt mit der Meierei haben… Die Band muss wohl gerade angefangen haben, als wir uns nach vorne drängeln. Der Mob geht schon gut ab und tanzt zu den eingängigen Klängen, die mich in der Art der Melodieführung grob an ANTI-FLAG erinnert. Man könnte jetzt meckern, dass sich die Songs auf Dauer etwas ähneln und vielleicht etwas zu sehr auf bewährte Schemata setzen (kein Song ohne O-ho-ho-Chor). Aber angesichts der rotzfrechen, selbstsicheren und handwerklich einwandfreien Darbietungsweise wäre das irgendwie Erbsenzählerei. Ein Song wie „Welcome to brave ‘84“ zeugt zudem von politischem Bewusstsein – das zählt doch und ist einfach geil!
He he, Eiltank verscheuchen mit ihrem Geknatter erst mal einige Leute. Ich finde sie heute noch besser als auf dem diesjährigen Wilwarin. Mag an den perfekten Rahmenbedingungen liegen oder an der Tatsache, dass ich das Split-Vinyl mit ASIFLASH mittlerweile recht häufig gehört habe. Das sei auch weiterhin dringend empfohlen, denn Brecher wie „Inferno“, „Fragments Of Glowing Glass“ oder „Barricades“ sind erfreulich fies vertonte Wutklumpen. Lediglich die stets rutschende Buchse des Sängers irritiert mich, ich muss nämlich ständig den aus reiner Nächstenliebe entspringenden Impuls unterdrücken, auf die Bühne zu hüpfen und dem Kerl das Ding mal ordentlich strammzuziehen.
Yeah, kurze Atempause und dann ist es Zeit für die alten Hardcorehelden aus Kaiserslautern! Wow, vom ersten Song an tobt die Hütte dermaßen, dass der Drummer sich später zu dem Statement verleiten lässt, dies sei eines der besten Konzis auf der Tour. „Sagt der doch jeden Abend“, grinst ein Freak neben mir, aber der Spaß ist heute deutlich sowohl Band als auch BesucherInnen ins Gesicht geschrieben. Man muss es klar sagen: Die Band ist einfach nicht schlechter geworden! Und die Songs sind zeitlos gut, egal ob man die frühen Klassiker von „Try Again“ über „My God Rides A Skateboard“ bis hin zu „Americans Are Cool“ (Lee Hollis: „At least this one here…“) intoniert oder Stücke der beiden „neuen“ Platten („Set An Example“ ist ja auch schon sechs Jahre alt, ich vermisse übrigens „Knifethrower“) wie „A Columbus Feeling“ oder „Meet Me In The Middle“. Ich weiß ja nicht, ob JoyBoy es wie ich gemacht hat und sich Lee Hollis‘ Fotobuch „Got To Land Somewhere“ mit zahlreichen Bildern von spektakulären Stagedives gekauft hat, aber der Gute will heute offenbar selbst eine gelungene Motivvorlage abliefern und bietet einen knochenbrecherischen Todessprung…
Bombenabend!