KI, 30.6.: Solidarität mit Tabel-Arbeiter_innen!

Dokumentation eines Aufrufes zur Demonstration in Solidarität mit den kämpfenden Tabel-Arbeiter_innen am Mi., 30.6. in Kiel.


Demonstration „Solidarität mit den Tabel-Beschäftigten“

^Mittwoch, 30. Juni 2010, 10:30 Uhr

Auftaktkundgebung: Asmus-Bremer-Platz – Zwischenkundgebung am Hauptbahnhof – Abschlusskundgebung: ca. 12 Uhr Asmus-Bremer-Platz^
Arm trotz Arbeit
Leiharbeit und prekäre Beschäftigung zurückdrängen!

Die Geschichte der Beschäftigten der Kieler Nachrichten (KN) und der Tabel-Gruppe ist ein deutliches Beispiel dafür, wie sich die Arbeitsverhältnisse in Deutschland verschlechtert haben: Im Jahre 2000 durch die KN „ausgegliedert“, wurde die Weiterverarbeitung der Zeitung im Druckzentrum Moorsee an die Leiharbeitsfirma Tabel vergeben. Die Arbeitsbedingungen verschlechterten sich dramatisch: Es wurde nur noch die Hälfte des üblichen tariflichen Stundenlohns gezahlt, alle sonstigen Leistungen gestrichen, Urlaubsansprüche auf ein Minimum reduziert, überwiegend „Mini-Jobber“ (400-EUR-Kräfte) beschäftigt. Nicht einmal diesen geringen Einkommens konnten sich die Mitarbeiter_innen der Tabel-Gruppe sicher sein: Die Zuteilung der für die Lohnhöhe maßgeblichen Schichten erfolgte willkürlich – mal bis zu 18 Arbeitsstunden am Tag, manchmal nicht eine einzige im ganzen Monat.

Gegen diese unwürdigen Arbeitsbedingungen haben sich die Mitarbeiter_innen der Tabel-Gruppe zur Wehr gesetzt: Sie erkämpften jüngst die Gründung eines Betriebsrates. Zum 30. Juni ist allen Mitarbeiter_innen der Tabel-Gruppe im Druckzentrum Moorsee gekündigt worden. Ein Zufall? Wohl nicht: Die KN kündigte bereits an, den Auftrag an eine „günstigere“ Leiharbeitsfirma zu beauftragen. Offensichtlich sind existenzsichernde Löhne, faire Arbeitsbedingungen und demokratische Mitbestimmungsrechte den Kieler Nachrichten zu teuer.

Seit der durch die rot-grüne Bundesregierung im Jahre 2004 umgesetzten „Liberalisierung“ der Leiharbeit und Etablierung der sogenannten Mini-Jobs ist die Anzahl unsicherer, prekärer Arbeitsverhältnisse dramatisch zugenommen: Gab es im Jahre 1998 nur etwa 250.000 verliehene Beschäftigte, so waren es im Jahre 2008 fast 800.000, mit stark zunehmender Tendenz. Mehr als 7 Mio. Arbeitnehmer_innen arbeiten ausschließlich in Mini-Jobs. Heute hat Deutschland den größten Niedriglohnsektor aller westlichen Industrienationen.

Diese Entwicklung war politisch gewollt: Niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen wurden von den Arbeitgeberverbänden verlangt, um ihre Profite zu maximieren. Die herrschende Politik setzte dieses Verlangen um – gegen die Interessen der arbeitenden Bevölkerung. Auf der Strecke blieben die Menschen, ihr hart erarbeiteter Lebensstandard und Planungssicherheit für die Zukunft. Diese Entwürdigung der Arbeit muss beendet werden!

^Wir fordern:

– Für die Abschaffung der Leiharbeit! Für die sofortige strikte Begrenzung der Leiharbeit. Gleicher Lohn und gleiche Arbeitsbedingungen für LeiharbeiterInnen zuzüglich einer zusätzlichen Flexibilitätsvergütung!

– Für die Begrenzung der maximalen Ausleihdauer auf sechs Monate!

– Für die Zurückdrängung des Niedriglohnsektors: Sozialversicherungspflicht für jede geleistete Arbeitsstunde!

– Für einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn von mindestens 10 EUR die Stunde in allen Branchen!

– Für die Verbesserung der Rechte von Gewerkschaften und Betriebsräten: den Antistreikparagraphen (§ 146 SGB III) abschaffen, ein Verbandsklagerecht für Gewerkschaften, die Durchsetzung des Rechts auf politischen Streik wie in den anderen Ländern Europas!^
» Stellungnahme der FAU Kiel: www.fau.org/ortsgruppen/kiel
» Aufrufe/Druckvorlagen auf www.avanti-projekt.de/kiel
» Hintergründe: de.indymedia.org
» Diskussion: www.chefduzen.de