Risposta, V Dobe Moru, Always Wanted War, Seenot / 05.04.10 – Kiel, Alte Meierei
Was heißt es wohl, wenn Jens & Fussel eine „Matinee Show“ ankündigen? Auf die Angabe „17 h“ fällt ja wohl niemand herein… Ich rechne einfach mal flotte zweieinhalb Stunden drauf, begebe mich somit um ca. 19.30 Uhr in die Meierei. Da haben doch tatsächlich Seenot schon gezockt und gerade beginnen Always Wanted War. Die Destructioncrew – schneller, härter, früher!
Die SEENOT-Jungs müssen langsam denken, ich meide sie mit Absicht oder so. Aber das stimmt nicht, ich hätte die gerne gesehen. Immerhin bekunden alle Anwesenden, dass es ein guter Auftritt gewesen sei. Näxtes Mal!
ALWAYS WANTED WAR sind wahnsinnig laut (so laut, dass El Tofu meine ihm ins Ohr gebrüllte Frage, wer denn gerade spiele, völlig missversteht und „Nein!“ zurückbrüllt. Hä?). Gespielt wird auf dem Boden, aber unter Einsatz von Teilen der PA. Die Jungs nutzen das Treppchen zur Bühne, das Sofa links oder weitere hilflose Möbelstücke, um darauf herum- bzw. davon herunterzuhüpfen. Der Drummer spielt sehr akzentuiert und kraftvoll und singt außerdem ab und zu per Headmike, was das Gebrüll/Geschrei des Gitarristen angenehm kontrapunktiert. Insgesamt ergibt sich eine mitreißende Mischung! Außerdem sind die Cuxhavener sehr kommunikativ und freuen sich über jede Resonanz: „Ah, das Kopfnicken ist schon zum Headbangen geworden, das gefällt mir sehr gut!“ Die neue CD „Doom 3D“ gibt es übrigens für wenige Euronen komplett mit Geschirrhandtuch (natürlich mit Logo der Band druff)!
Ach ja, Downfall Of Gaia fallen leider aus, daher gleich weiter mit den tschechischen Krusten von V Dobe Moru (der Name steht zum Glück auf dem Flyer, aussprechen konnte ihn keiner so richtig). Ja, das ist mal schönes Gekloppe! Ein Krachfetischist neben mir moniert zwar, dass der Sänger zuviel schreie und zu wenig grunze, aber ich bin da toleranter und muss sagen, dass ich sowohl Kruste mit Geschrei als auch Kruste mit Gebrüll mag. El Tofu geht da übrigens noch einen Schritt weiter, der mag auch Inverted Screams und jeglichen Animal Grind, er wird uns später vor der Meierei eindrucksvoll den Unterschied zwischen Pig Screams und Frog Screams vormachen. Ich bin mir gerade nicht mehr sicher, ob V DOBE MORU oder deren Nachfolger Risposta das Cover von STATE OF FEAR spielen, aber es kommt gut.
RISPOSTA (ebenfalls Czech Republic) setzen dem Treiben die Krone auf und gefallen mir heute am besten. Einerseits spielt der Schlagzeuger etwas weniger aufwändig, hat nämlich diese geilen Discharge-Galoppel-Beats im Einsatz, andererseits hört man einige Gitarrenschweineren und Protometalriffs heraus. „Ist das nun Neocrust oder Postgrind“?, philosophiert mein bereits erwähnter noisophiler Nachbar etwas überfordert. Ich bleibe ihm die Antwort schuldig, bin ich doch zu sehr mit Rübeschütteln beschäftigt. Zentimeter um Zentimeter schleicht sich die erste Reihe näher an die Band heran, gemeinhin ein gutes Zeichen.
Astreine Sache also, ich finde zudem so eine Matinee gar nicht schlecht, denn der ganze Spuk ist bereits um 22.15 Uhr zuende, also zu einem Zeitpunkt, an dem es sonst erst losgeht, und man kann rechtzeitig ohne Schlafentzug Bubu machen.