Morne, Bitches On Heat, 15.08.09, Kiel, Alte Meierei
Zur Wahl stehen heute zwei Konzerte: eins inner Schaubude mit Sista Sekunden und eins in der Meierei. Ebenda bittet die Destruction-Crew zum Tanz: Morne aus Boston, USA sind zu Gast. Das ist beides sehr interessant, doch überwiegt bei mir die Gier nach schleppenden Tönen, sodass ich mich für die Düster-Crustler entscheide.
Vorher nutze ich die Gelegenheit, mich beim Sommerfest meines Arbeitgebers mit fester und flüssiger Nahrung zu versorgen. Dann flugs auf’s Rad und fix zur Meierei, wo schon Bitches On Heat die PA quälen. Die Jungs aus Flensburg sind spontan eingesprungen, da wohl kein anderer Act zu finden war. Es dröhnt und fiept, ballert und scheppert. Is’ wat Grind und wat Core; so genau vermag ich das nicht zu orten. Der Sound is’ nich’ so dolle. Nichtsdestotrotz legt sich die Band ins Zeug; allen voran deren Sänger, der sich am Boden wälzt, schreit, hüpft und nicht zuletzt ins Mikro brüllt. Was sich als Problem erweist, denn die deutschen Texte sind im lauten Klang kaum zu vernehmen. Da bleibt am Ende nur die Erkenntnis, dass mich die Bitches heute noch nicht sooo heiß machen konnten – aber ich hoffe auf ein näxtes Date …
Gespannt warte ich auf MORNE. Auf myspace klang das schon mal viel versprechend. Vorher gehen erst mal alle hellen Lichter aus. MORNE mögen es im dunklen zu spielen. Passt denn auch zum Sound der Amis. Der Gitarrensound ist amtlich fett und hat so’n geil-dreckigen Crunch. Die Songs bewegen sich allesamt im Zehn-Minuten-Bereich und vollziehen jeweils eine sich steigernde Entwicklung. Der Crust von MORNE hat `ne ordentliche Metalkante. Is’ jetzt auch nich’ sooo langsam. Eher werden die Songs durch das treibende Schlagzeugspiel regelrecht nach vorne gepeitscht. Das hat, mit der Dauer der Songs, auch gleichsam eine sehr hypnotische Wirkung. Grade bei den beiden letzten Songs ist dieser Umstand zu merken. Schade, dass der Gesang im Hintergrund bleibt, aber die kleine Anlage vor der großen Bühne lässt sich heute nicht dazu bewegen gut abgemischt zu werden. Fussel gibt alles, aber am Ende gewinnt die Lautstärke. Der Gesang ist kaum zu vernehmen. Is’ aber auch nicht wirklich schlimm, denn, wie schon erwähnt, beflügelt dieses das hypnotische Moment der – ansonsten melancholischen – Songs (die Melancholie wird auf Vinyl noch durch Streicher und Samples verstärkt). Wobei mir einer der beiden Schreihälse doch genervt erscheint und das Singen ganz unterlässt … Mir gefällt’s trotzdem. Und den anderen Besuchern auch. MORNE kommen um eine Zugabe nicht herum. Sehr schön! Man weiß ja nie, ob MORNE noch mal in Europa zu sehen sind … Daher wird auch gleich das dicke Vinyl verhaftet und noch’n nettes Schwätzchen mit Timo von Alerta Antifaschista gehalten. (Dem gefällt übrigens die beschriebene Atmosphäre der Martha … – grade bei so’ner Band wie MORNE doch sehr passend … )