Wir dokumentieren einen Bündnisaufruf der Autonomen Antifa Koordination Kiel, Antifaschistischen Aktion Neumünster, AuLAr (außerparlamentarische linke Arbeitsgruppe), FAU Segeberg, Antifaschistischen Initiative Elmshorn, Plan B/Antifa Segeberg, VVN/BdA Neumünster, Bündnis gegen Rechts Neumünster
„Ich habe weder etwas mit rechts noch links zu schaffen.“
Mit diesen Worten wird Horst Micheel, seines Zeichens Wirt der Titanic, von der bürgerlichen Presse Neumünsters zitiert. Dass die Presse diese Aussage von Micheel völlig unkommentiert wiedergibt, sollte Mensch allerdings zu denken geben.
Bereits seit 2007 steht seine neonazistische Gesinnung nicht mehr in Frage, da Fotos belegen, dass er sich z.B. am NPD-Aufmarsch gegen die Befreiung Lübecks durch die Alliierten beteiligte. Kein Einzelfall, denn Micheel zeigte sich später auch bei diversen anderen Veranstaltungen der Nazis, so bei der Demo für den Club 88 in Neumünster oder dem Aufmarsch der Freien Kameradschaften am 01. Mai in Hamburg, bei dem es zu brutalen Jagdszenen auf JournalistInnen und GegendemonstrantInnen kam. Auch innerhalb Neumünsters suchte Micheel den Schulterschluss mit der militanten Naziszene, z.B. mit dem Club 88, dessen 12. Geburtstag sogar in die Titanic verlegt wurde, um die städtischen Auflagen, die den Nazis das Feiern erschweren sollten, zu umgehen. Kontakte zum Club 88 unterhält auch der Titanic-Pächter Wolfgang Tiemann, der ebenfalls auf der Demonstration des Club 88 gesehen wurde. Darüber hinaus gibt es mittlerweile auch personelle Überschneidungen, so wurde schon Clubbetreiberin Christiane Dolscheid hinter dem Tresen der Titanic gesichtet.
Es ist mehr als offensichtlich, dass der Hauptteil der Gäste der Titanic nicht nur Micheels´ menschenverachtende Ideologie teilt, sondern diese bereits verinnerlicht hat und sie dann auch umzusetzen versucht. Angriffe mit Barhockern auf MigrantInnen, Übergriffe auf linksalternative Jugendliche, eingeschlagene Scheiben bei der AJZ und der Moschee… Und wenn der antifaschistische Selbstschutz nicht verstärkt worden wäre, hätte es sicherlich noch deutlich schwerwiegendere Konsequenzen der Nazi-Attacken gegeben.
Die ständige Gefahr, der die BesucherInnen der AJZ bei Konzerten ausgesetzt sind, konnte dadurch aber nicht beseitigt werden, denn solange dieser Treffpunkt für gewaltbereite Neonazis in der Neumünsteraner Innenstadt existiert, stellt sie auch eine große Gefahr für alle dar, die nicht in das faschistische Weltbild eben jener passen.
Neben den Übergriffen, die direkt von der Titanic ausgehen, spielt diese Nazikneipe eine weitere zentrale Rolle in Neumünster: Da auch unpolitische Gäste aus Unwissenheit oder schlimmer noch aus Ignoranz die Kneipe besuchen, bietet sich den Nazis so die Gelegenheit, diese mit ihrer rechten Propaganda zu konfrontieren, sie zu politisieren und letztendlich in ihre Strukturen einzubinden. Die strukturierte Naziszene hat leider den Nachteil, dass nicht nur spontane Übergriffe in angetrunkener Überheblichkeit erfolgen, sondern geplante Angriffe, die eine andere Dimension der Gewalt erreichen, wie zum Beispiel der Brandanschlag auf ein linkes Wohnprojekt, vor dem ein Auto angesteckt wurde und komplett ausbrannte.
Doch die Neumünsteraner Neonaziszene vernetzt sich nicht nur untereinander, sondern knüpft auch zusehends überregionale Kontakte. So gibt es weitreichende Kontakte zu den Neonazis der „Aktionsgruppe Kiel“, die sich unter dem früher in Neumünster ansässigen Peter Borchert gegründet hat. Auch Nico Seifert aus Neumünster-Einfeld gehört dieser Gruppe an, von der bereits diverse Anschläge auf linkskulturelle Zentren und Einzelpersonen ausgingen.
Wir wollen nicht weiter nur zusehen, wie sich die militante Neonaziszene in Neumünster breit macht und sich zusehends mehr Räume für ihre menschenverachtende Propaganda schafft. Dass sich mit der Titanic ein zweites einschlägiges Forum der Nazis etabliert hat, ist in der Stadt hinlänglich bekannt. Diese Erkenntnis allein genügt aber nicht, es muss nun alles getan werden, um die Titanic endlich zu schließen. Wir können uns hierbei auf nix und niemanden verlassen, weder auf die Stadt, die den Neofaschismus am liebsten totschweigen würde, noch auf die Polizei, die konsequent antifaschistischen Widerstand kriminalisiert, noch auf die Presse, die auch weiterhin eher Hetzkampagnen gegen die AJZ initiiert und die Gefahr der Titanic relativiert. Nazis werden, sofern über dieses Thema in der Presse überhaupt berichtet wird, als Opfer dargestellt. Mit der Demo als einen Schritt zur antifaschistischen Selbsthilfe wollen wir den Betreibern der Titanic lautstark zu verstehen geben, dass sie auch in Neumünster nicht in Ruhe ihre braune Ideologie verbreiten können, weder am Arbeitsplatz noch zu Hause. In dem Sinne: „Nazis aus der Deckung holen, Titanic schliessen!“
Antifaschistische Demonstration am 16. Mai
Treffen 13Uhr Neumünster Hauptbahnhof
* Autonome Antifa Koordination Kiel * Antifaschistische Aktion Neumünster *
* AuLAr (außerparlamentarische linke Arbeitsgruppe) * FAU Segeberg *
* Antifaschistische Initiative Elmshorn * Plan B/Antifa Segeberg *
* VVN/BdA Neumünster * Bündnis gegen Rechts Neumünster *
www.antifanms.blogsport.de
^ Gemeinsame Anreise zur Antifa-Demo „Nazis aus der Deckung holen!“ am Samstag, 16. Mai 2009 in Neumünster mit dem Zug aus Kiel
Treffen: 12.00 Uhr Hauptbahnhof Kiel
Abfahrt: 12.21 Uhr mit dem Regionalexpress
Demotreffpunkt: 13.00 Uhr Hauptbahnhof Neumünster
Mehr Infos: www.antifa-kiel.org^