THE Restarts, Chaos Control / 12.04.09 – Kiel, Alte Meierei
Mein innerer Konziwecker ist optimal geeicht: Original im selben Moment, als ich am Eingang stehe und bezahle, beginnen Chaos Control!
Und sind besser denn je! Hab sie länger nicht gesehen und auch noch gar nicht mit Bandhure Bocky (he, diese Bezeichnung stammt von Doc Love, und der darf das sagen) an der Gitarre. Moe schreit mehr als früher, was der ganzen Chose mehr Arschtritt verleiht. Und er zeigt sich heute solidarisch. Mit Goofy! Das sei nämlich ganz schön diskriminierend, wenn sich Leute nur die „Lustigen Taschenbücher“ mit Entengeschichten kaufen, was sei denn dann mit Micky Maus und eben Goofy! Sagt’s und spielt den Song mit Goofy-Gedächtnis-Mütze. Aber noch besser kommt die TURBOSTAAT-Diss-Aktion, da könnten sich diese Rapper von Kollegah und Fler noch wat abgucken. Moe ist nämlich der Meinung, dass TURBOSTAAT höchstens „halb gut“ seien, die Gitarre nur halb zerren und Texte a la „es ist Juli, der Karton ist noch immer leer“ „Kindergarten“ seien. „Dat können wa auch!“. Deshalb kommt die Waffe gegen TURBOSTAAT, das deutschsprachige und mit viel Hall unterlegte „deine Katze liegt am Fenster und der Hund hat gerade gebellt“. Danach müssen sich so einige Pipi aus den Augen wischen. Bocky will jetzt wissen, wer eigentlich „dieser Michael“ sei, der immer auf Dremu unqualifizierte Kommentare abliefere. Er solle sich zu erkennen geben, Bocky habe ihm persönlich was zu sagen. Doch Michael bleibt stumm. Michael, jetzt ist deine Chance: Deine Meinung über Chaos Control?
THE Restarts. Wenn ich irgendwann mal einem Alien erklären soll, was Punk ist, schlepp ich es/sie/ihn auf ein RESTARTS-Konzi. PUNK AS FUCK! Die Stimme vom Bassisten macht mich jetzt noch sprachlos. Klingt, als hätte man Joey Shithead eine Literspritze Testosteron in den Arsch gejagt. Dazu grölt auch noch der Gitarrist ins Mikro, der angeblich heiser ist, was aber echt nicht zu hören ist. Die Songs zünden direkt im Stammhirn und lösen entweder verklärtes Grinsen oder enthemmten Pogo aus. Oder beides! Wobei: Der Kieler Mob dreht nicht völlig am Rad – wie ich später höre, ist am Tag zuvor in Bremen wohl komplett der Ratz abgegangen. Macht vielleicht das lange Osterwochenende, das viele mit ersten Ermüdungsanzeichen zurücklässt. Aber spätestens mit den Zugaben hat man den Mob direkt bis an die Bühne gespielt. Ich hätte die Band noch locker ‘ne Stunde länger sehen mögen, auch wenn die Mucke zum Teil natürlich stumpf nach vorne donnert. Aber es gibt Bands, die das perfekt beherrschen. Die einem immer wieder mit dem Brecheisen übern Kopf fahren und ein begeistertes „Nochmal!“ als Reaktion bekommen. Die Refrains sind eben Hammer, die Mucke schiebt brutal nach vorne. Die Reggae-Einsprengsel müsste ich persönlich nicht haben, aber gerade hier wird ausgiebig geskankt, und so oft machen die das zum Glück auch nicht.
Die gute Stimmung trägt noch ein paar Stunden übers Konz hinaus, Tresen und Tanzfläche werden noch ausgiebig belagert. Klasse Abend!