Vogue, Real Life Version, Short Round, 07.04.09, Kiel, Alte Meierei
In der Innenstadt sammeln sich Nazis zu einer Demo – und linke Gegendemonstranten werden von der Polizei weggeboxt! Was für’n Scheiß! RECHTSstaat ick hör dir trapsen! Frust genug also, um sich in die Meierei zu begeben und die Wut weg zu moshen oder weg zu pogen – ganz nach Laune oder Frustintensität.
Zwei Bands sollen heute spielen: eine neue Kieler Gruppe und eine aus Belgien. Aber es kommt sogar noch eine dritte hinzu, die niemand auf dem Zettel hatte. Die kommen aus Slowenien. Schön INTERnational also!
Den Anfang machen Short Round. Mit ordentlich Karacho geht’s in die Vollen. Hardcore vom derbsten. Schön wütend, stumpf und bollerig. SHORT ROUND gibt’s noch nicht so lange, das ist wohl ihr erster Gig heute. Der Sänger meint, dass man extra für diesen Auftritt noch schnell zwei Songs geschrieben hat, damit man die Spielzeit auch voll nutzen kann. Hat sich ja gelohnt, denn so nach und nach trudeln immer mehr Leute ein, die dem Old-School-Hardcore ein offenes Ohr entgegenbringen. Zwar sitzt noch nicht alles perfekt, aber der Einsatz der Jungs macht die „short round“ recht unterhaltsam. Und lieber ein paar kleine Fehler, als glatt gebügelte Sülze, ne! Der Frontmann brüllt echt amtlich ins Mic und sucht ständig Kontakt zu den Zuhörern. Er schreit ihnen seine Botschaft regelrecht ins Gesicht! Wenn mich nicht alles täuscht, erkenne ich im Gitarristen den VENESECTION – Fronter. Angenehm: wieder jemand der Metal UND Hardcore liebt und beides auch musikalisch unterlegt. Freu mich auf mehr!
Ne ganz andere Ecke bedienen die folgenden Real Life Version. Hier wird’s melodiös. Besonders der Gesang wird hier eher sauber und verständlich vorgetragen. Auch die Backings klingen clean. Die Gitarren drücken nicht so, dafür gibt’s aber doppelstimmige Maiden-mäßige Riffs. Der Bass steht ziemlich im Vordergrund, der Drummer kesselt nen ordentlichen Rhythmusteppich. Anfänglich überwiegt die positive Überraschung, doch nach und nach wirken die Songs auf mich zu sauber, zu lang und zu gleichförmig. Die Slowenen geben sich wirklich Mühe, um das Publikum für sich zu gewinnen, aber irgendwie ist das nicht ihr Abend. Dat is’ alles ne Spur zu brav. Toll gespielt, keine Frage – aber der Funke springt nicht über. Mit Hardcore haben REAL LIFE VERSION nur am Rande zu tun. Klingt alles eher rockig. Nicht schlecht, aber nicht der Bringer. Das passte einfach nicht zum Rest des Abends.
Vogue aus Belgien klingen dann wieder anders. Was für ein Brett! Kurz, prägnant und brutal ballert der Vierer auf die Zuhörer ein. Ein kurzes „Hallo!“ und dann geht’s los! Ein Sound – Gewitter jagt das nächste. Keine Verschnaufpausen. „Einfach nur draufhalten!“ ist die Devise. Kurze schleppende Parts sorgen in all dem Geballer für entspannte Momente. Aber nicht für lange! Ohne großes Gelaber oder gar Entertainment donnert die Mucke über die Köpfe hinweg. Bin ganz perplex – und stelle nach zwanzig Minuten überrascht fest, dass VOGUE schon fertig haben. Wow!
Torsten – www.dremufuestias.de