Burning Heads, Zinc, Bultacos – 10.10.08, Alte Meierei, Kiel
Keine Ahnung wer o.g. Bands sind, noch was sie machen. Ich weiß nur, dass die Bands aus Frankreich bzw. Spanien kommen. Das aber ist für mich schon Anreiz genug in die Meierei zu gehen. Aus diesen Ländern sind ja vergleichsmäßig wenige Bands bei uns im Norden zu Gast.
Mit der im Netz angegebenen Anfangszeit von „spätestens halb Zehn“ is’ aber auch heute nichts. Immerhin, diese Ankündigung wirkt, denn zu diesem Zeitpunkt trudeln doch etliche Leute ein, so dass es dann um Zehn losgehen kann.
Bultacos aus Madrid eröffnen den Reigen. Der Drummer legt `nen ordentlich schwungvollen Beat hin und die schicke Gitarristin schrammelt tatsächlich gleich motörhead-mäßig los. Das mit Motörhead war ja in der Ankündigung zu lesen, dass es tatsächlich auch gleich so erkennbar ist, überrascht und erfreut. Der Gitarrensound klingt schön räudig und der Drummer ballert sein Kit in die Bretter der großen Bühne. Einzig der Bassist wirkt etwas abwesend, spielt seine Takte ohne viel Power. Schade eigentlich, denn die Mucke ist recht gut und könnte so richtig Arsch treten. Hinzu kommen noch technische Probleme bei den Gitarrenverstärkern und so geht der Fluss doch etwas verloren. Der Sänger zappelt und springt über die Bühne, bis sein Hemd schweißnass ist. Was mich aber stört ist, dass die Stimme etwas zahm klingt. Hätte jetzt `ne geschundene Rock`n`Roll – Kehle erwartet, aber die meist klare Stimme wirkt eher so normal. Dafür sind ja die Songs an sich ok. Oft schnell gespielt, wird so manches Mal ganz plötzlich das Tempo raus genommen und kurz langsam gegroovt. Mehr als Höflichkeitsapplaus ist für die sympathischen SpanierInnen aber nicht drin, denn so ganz können BULTACOS nicht überzeugen. Da war mehr drin.
Wie’s richtig geht, zeigen uns Zinc, die ebenfalls aus Madrid kommen. Ihr Punkrock versprüht wesentlich mehr Energie und lässt den Platz vor der Bühne schnell voll werden. Diese Band kennt keine Hemmschuhe – hier wird gerockt, dass es kracht! Der Sound ist jetzt viel besser und dichter, die Songs eingängiger. Ganz besonderes Augenmerk liegt dabei auf Frontfrau Dulze. Die ist ein Energiebündel und eine Rampensau, haut sich ordentlich Hörnerwhiskey hinter die Binde und hat auch noch eine tolle Stimme. Zwar kommen die englisch gesprochenen Ansagen nur bruchstückhaft beim Publikum an, weil der Akzent doch etwas aufträgt, aber davon lässt sich die junge Dame keinesfalls beeindrucken. Stattdessen wuselt sie kokettierend über die Bühne, steigt auf eine Verstärkerbox und wird sogar beim Radschlagen (!) gesichtet. Die gute Laune der Band überträgt sich auch auf’s Publikum, das ordentlich mit abgeht. ZINC bieten geilen, ausgefeilten Punkrock, der desöfteren an Black Flag erinnert. Und siehe da: Die Urgesteine werden auch gleich mal gecovert. Prima! Wie schon erwähnt, ist die Stimme der Frontfrau sehr angenehm und im Zusammenspiel mit der Stimme der Bassistin wird’s sogar noch besser. Die Texte sind in Spanisch gehalten, worum’s geht, weiß ich nicht – aber es klingt sehr gut. Macht verdammt viel Spaß und ohne Zugaben dürfen die Madrilenen nicht gehen. Überraschend geil! Ich sach’: Ich bin „iN’Zinc“!
Burning Heads aus Orleans in Frankreich kenn ich nicht, obwohl die Jungs schon etliche Scheiben raus haben und in ihrem Heimatland anscheinend `ne große Nummer sind. Obwohl ich Ska gar nicht so mag, schaffen es die Franzosen mich von und mit ihrer Mucke restlos zu begeistern. Völlig entspannt legen die Herren los, genauso relaxed wie die Stücke die heute gespielt werden. Hauptaugenmerk liegt auf der neuen Platte “Opposite 2“. Auf dieser befinden sich (wie ich jetzt weiß) nur Dub- und Skapunk-Songs. Das ganze im gemütlichen Tempo, nicht so hektisch (und bebläsert) wie bei manch anderen Bands dieses Genres. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb ich mich so prächtig amüsiere. Auch von der Band geht eine große Ruhe aus. Das kommt alles sehr natürlich und bodenständig rüber. Oft wird zum Tanzen aufgefordert und etliche folgen den Aufrufen. Selbst meine steife Hüfte bewegt sich im Takt. Die Begeisterung ist groß und die Franzosen freut’s. Song um Song wird gespielt, im letzten Teil des Konzerts gibt’s dann auch kurze, schnelle Songs von den Vorgängerplatten. Wichtig hier: Immer steht Gesellschafts- und Sozialkritik im Vordergrund. Sarkozy kriegt genauso sein Fett weg wie die Bullerei. Im Song „Grey“ geht’s um Großstädte und deren Bewohner, die eben „grau“ aussehen. Passendes Bild. Die BRENNENDEN KÖPPE spielen ein ordentlich langes Set und trotzdem ist es nicht genug. Hätte gerne noch länger sein können, doch irgendwann muss dann doch mal Schluss sein. Sehr geil! Sehr ehrlich! Sehr mitreißend!
Am Schluss geht’s noch zum Merchstand, wo allerhand nette Sachen zu korrekten Kursen angeboten werden. Kaum steht man da, wird man auch gleich von den Spaniern angeschnackt und bekommt noch Sticker und Poster und sogar eine CD geschenkt. Sehr amtlich – vielen Dank! Auch die Franzosen gehen bei den SpanierInnen einkaufen. Jeder möchte was von jedem haben und alle freuen sich. So muss das sein! Ein äußerst gelungener Abend!
Torsten