MOSH IN DEN MAI IV, 30.04.08, Kiel, Alte Meierei
mit Greenfueled, The Damnation, Inquiring Blood, Exposed Guts…
Jetzt wird es aber Zeit, eines der sympathischsten Festivals in und um Kiel Revue passieren zu lassen. Zum vierten Mal fand es in diesem Jahr statt, wieder mal mit hochkarätigen Bands besetzt, mit Liebe und Enthusiasmus durchgesetzt und erfolgreich (mehr Besucher) abgeschlossen – MOSH IN DEN MAI! Sieht so aus, als würde sich dieses Festival mehr und mehr in der heimischen Szene etablieren, geliebt vor allem von Krachfetischisten jeglicher metallischer Couleur. Schon seit der Ankündigung dieses Ereignisses freute ich mich auf den letzten Tag des Aprils! Dieses Jahr stellten sich dem Publikum sogar sieben Bands, was ebenso als Erfolg wie Rekord zu verbuchen ist. Gastgeber und Organisatoren, wie immer, die Erben des Zorns. Jene sorgten diesmal für mehr musikalische Abwechslung und somit für ein breiter gefächertes Angebot an metallischer Musik.
Den Anfang machen durfte eine ganz junge Band, die heute gar ihren ersten Auftritt vor Publikum absolvierte: GREENFUELED. Allerdings hatte ich davon gar nichts, denn zuerst musste ich meinem Schichtplan Tribut zollen und diesen erfüllen. Und ausgerechnet bei einer Band, die mit ihrer Musik genau in mein Kerbholz haut. Laut Bekunden einiger Anwesender wurde hier nämlich Stoner-/Doom Rock/Metal dargebracht, der sehr an die Slow-Mo-Kings DOWN angelehnt war. Tja, Pech gehabt. Ich seh’ euch beim nächsten Mal …
Als THE DAMNATION anfangen, komme auch ich endlich in den Genuss des Feierabends (und des ersten Bieres) und was mir da von der Bühne entgegenschalt, klingt tatsächlich recht angenehm. THE DAMNATION spielen Death-/Thrash-Metal, der zum Teil nicht unmelodisch, aber vor allem old-schoolig-straight klingt. Unleashed mit Thrash-Riffs könnte man sagen. Die Niedersachsen geben ordentlich Gas, um den Anwesenden zu zeigen, wo die Metal-Axt hinhaut. Einige Nachwuchsmetaller lassen vor der Bühne vehement die Haare zum Sound von THE DAMNATION fliegen, generell sind die Reaktionen allerdings noch etwas verhalten. Trotzdem: guter Beginn!
Der Name an sich und der Schriftzug auf dem Backdrop der nächsten Band lässt mich an „sehr alte Schule“ denken. Dabei stellt sich heraus, dass EXPOSED GUTS keinerlei Grind Core oder Death-Metal-Geblaste von sich geben. EXPOSED GUTS zollen vor allem einem Mann Tribut: Chuck Schuldiner. Dieser war ja bekanntlich Oberhaupt einer kongenialen Band: DEATH – steht dann auch folgerichtig auf dem T-Shirt des Sängers/Gitarristen. Und nicht nur das – der Typ sieht Evil Chuck auch noch etwas ähnlich, hat dieselbe Haltung beim Gitarre spielen, spielt technisch auf dem selben Level, hat eine „Chuck Schuldiner Signature“- Axt um den Hals hängen und selbst Songtitel erinnern an den Meister („Broken Words“ vs. „Empty Words“). Mehr Klon geht nich’? Doch, doch – der Bass-Sound klingt nach, na, wer weiß es? – genau! Steve DiGiorgio. Ha,ha; ich muss mir doch während des Gigs einige Male die Augen reiben und traue meinen Ohren kaum. Einerseits finde ich solcherart Huldigung an dem Meister ehrenhaft, dennoch kommen mir beim Spiel des EXPOSED GUTS – Gitarristen auch einige Zweifel. Muss man denn jemanden soo kopieren? Zum Schluss finde ich das Gitarren – Gefrickel sogar überzogen. Keine Frage – der Mann beherrscht sein Instrument, doch eine gewisse Selbstverliebtheit lässt sich nicht verleugnen. Vielleicht hätte der fehlende zweite Gitarrist für einen gewissen Ausgleich gesorgt, doch jener kann wegen familiärer Dinge nicht am Gig teilnehmen. Dafür begegnet uns ein alter Bekannter. Schulzi, vor dem Umzug in den Pott, Drummer bei den ERBEN DES ZORNS, zockt die nicht ganz einfachen Stücke von EXPOSED GUTS. Das macht er gut. Generell gefällt mir, was die Jungs da machen – mit dem Kritikpunkt oben wird’s aber nur „ok“.
Warum ich mich so auf Inquiring Blood freue, weiß ich eigentlich auch nicht. Liegt wohl an der allgemein gelösten Stimmung im Saale. Aber irgendwie hab ich’s im Urin, dass diese Band einen formidablen Gig vom Stapel lässt – und ich werde nicht enttäuscht. Als erstes fällt der tiefe, trockene Gitarrensound auf. Hier gibt’s zum ersten Mal richtig Druck auf die Kessel. Die Hannoveraner zocken Death Metal mit abgrundtiefem Gesang und fetter Gitarre. Aber nicht nur, denn die Jungs haben auch bösen Rock’n’Roll im Blut. Ab und an muss ich an die Death’n’Roller CRACK UP denken, die ja ebenfalls den Groove gepachtet hatten. INQUIRING BLOOD gefallen mir auf Anhieb. Locker, flockig wird „mit einem Lächeln getötet“ und mit Druck geholzt. Die Songs sind geradlinig ohne stumpf zu wirken, wissen aber auch durch Abwechslung zu gefallen. Die Freaks vor der Bühne haben ordentlich Spaß und schwingen fleißig das Tanzbein. Das bisherige Highlight dieses Festivals!
So, nun muss Schulzi noch mal ran. Ansonsten könnten sich seine Kollegen von den ERBEN DES ZORNS ihren quasi Release-Gig gepflegt in die Haare schmieren. Damit es nicht so weit kommt, wurde der Ex-Drummer angeheuert, um dem „Hasswerk I“ den nötigen Drive zu verpassen. Besser is’ das auch, denn besagte Scheibe zeigt die ERBEN wütender als je zuvor. Das zeigt sich auch auf der Bühne. Die Jungs geben gleich dermaßen Vollgas, das einem Angst und Bange wird. Da entlädt sich ein großer Haufen Anspannung. Aggression ist angesagt. Vor der Bühne ist ebenso die Hölle los, wie oben drauf. Da wird „Tod im Pit“ (ein Hit!) beinahe wörtlich genommen. Bei EDZ ist der Laden eh sehr gut gefüllt. Sänger Sven lässt es sich dann auch nicht nehmen die Freaks vor der Bühne zu besuchen. Die danken es ihm mit wildem Gemoshe. Viele der Songs, die auf „Hasswerk I“ zum Zuge kommen, sind längst keine Unbekannten mehr: „Ebbe und Flut“ und „Stur“ gehören seit jeher zum Programm. Dazu kommen die unverzichtbaren „Sumpf aus Stahl“ und „Pessimist“. Sattes Geballer! Als besonderes Schmankerl übergibt Alt-Drummer Schulzi seine Sticks an einen erst zwölfjährigen (?!?!?) Verrückten, der die ERBEN so lange malträtierte, bis sie ihn spielen lassen. Und Hallo, der Jung’ ballert los wie’n Alter und man merkt ihm sein Alter nicht wirklich an. Wäre ein guter Nachfolger, der Philipp. Die ERBEN skandieren Sprechchöre ihm zu Ehren. Man wird sehen, ob der junge Mann noch öfter bei den ERBEN DES ZORNS zu hören sein wird.
Philipp Harkonnen Wolter zieht um! Am 1. Juni ist es soweit. Damit er nicht so viele Sachen schleppen muss, verschenkt er einfach welche … – heute Abend müssen ein paar geliebte T-Shirts dran glauben. Doch bevor Herr Harkonnen den Samariter spielt, spielt erstmal die Musi. Und die Vladis kommen gewaltig! Meine Herr’n – da geht was. So ein, zwei Mal hab ich Vladimir Harkonnen ja jetzt schon gesehen, doch heute plätten sie mich richtig. Die Songs werden dermaßen schnell gespielt, dass es den Anschein hat, dass die Songs vor den Aufnahmen zur LP noch mal überarbeitet wurden. Nee, im Ernst – die Harkonnens sind einfach nur gut drauf und lassen uns an ihrer rohen, positiven Energie gerne teilhaben. Mein neuer Lieblingssong ist neuerdings „Teddybear 666“. Ein gar niedlicher Wutbrocken. Aber auch die anderen (mittlerweile) Standards höre ich mit Freuden: „Party of the damned“, „Body in a trunk“ oder der etwas ernstere „Water means bleeding“. Alles äußerst feine Ware, die von mal zu mal immer besser wird bzw. schon Hitcharakter hat. Zwischendurch hagelt’s Textilien: sogar Sachen wie Slayer oder No Means No (wollte Philipp gar nicht hergeben …), Sepultura (mit angespieltem Riff gewürzt) oder Pestsau werden den verdutzen Leuten (oder dem Drummer) um die Ohren gehauen. Zuerst sind die Leute richtig verdutzt, aber als sie merken, dass sie nicht verarscht werden is’ richtich Krieg um die fetzigen Tücher. Da macht auch das bloße Zuschauen Spaß, hehe! Wie früher bei WALLCRAWLER, Oll’n. Die Pladde is’ inner Mache – man darf gespannt sein. Grade auch, weil mir Philipp später ins Ohr hauchte, dass die besten Songs noch gar nicht gespielt wurden … Ich nehm’ dich beim Wort, Alter! Geiler Gig mit Spaßgarantie! @ Lena & Olli: habt ihr noch meine Umzugskartons? Es gibt da jemanden der sie braucht …
Der Arbeitstag hinterlässt nun doch seine Spuren. Vor der letzten Band ist es in der Meierei merklich leerer geworden. Zu Unrecht, denn was die Hamburger Devastator gleich vom Stapel lassen werden, ist der HAMMER zu später Stunde. Ich sah die Band im Vorprogramm von VADER; noch gar nicht so lange her. Allerdings konnten mich DEVASTATOR damals nicht überzeugen. Heute frage ich mich warum, denn der Death Metal, den die Band spielt, trifft voll ins Schwarze! Fetter, geiler, technisch perfekter Geschwindigkeitswahn. MONSTROSITY lassen grüßen oder auch DEATH oder CANIBAL CORPSE. Alle die auf technisch brutalen Death Metal stehen, sollten sich den Namen DEVASTATOR merken. Die Band lässt live nichts anbrennen und ackert wie bekloppt. Ein Geschoß nach dem anderen wird abgefeuert. Trotz der komplexen Sachen, gibt’s immer wieder abwechslungsreiche Tempovariationen, die dafür sorgen, dass nicht alles im gnadenlosen Blastwahn untergeht. Sänger Lenny mimt theatralisch böse, wirkt aber manchmal etwas angestrengt. Das ist aber nur ein kleiner Minuspunkt, denn alles andere ist Spitzenmäßig. DEVASTATOR – gerne wieder! ( …und beim nächsten Mal hol ich mir auch die CD!)
Bleibt zum Schluss nur zu sagen: DANKE! (für das geile Festival, für die tolle Mucke, für den (übrigens immer!) klasse Sound, für den niedrigen Eintrittspreis und und und … ) Ich freu’ mich auf’s näxte Mal!
Torsten