Headed Nowhere, Nervous Breakdown, Pyroneer / 16.04.08 – Kiel, Alte Meierei
Konzerte am Mittwochabend haben angesichts des für gewöhnlich übervollen Terminplaners der Durchschnittsmeiereibesucherinnen und –besucher von Natur aus schon mal einen schweren Stand.
Wenn dann auch noch pflichtbewusste Ordnungshüter öffentliche Ankündigungen unterbinden, stehen die Vorzeichen für ein volles Haus bei Meiers trotz erlauchter Gäste wie Headed Nowhere denkbar schlecht.
Angenehm überrascht war ich daher, dass bei meinem eigentlich recht zeitigen Eintreffen (viertel vor zehn) doch eine stattliche Menge Augenpaare auf die Conformist-unter-der-Woche-Standardbühne gegenüber vom Tresen gerichtet waren, wo auch prompt grade Pyroneer den illustren Kreis bunter Melodien eröffneten.
Wenn mich nicht alles täuscht, war das zahlreiche Erscheinen nicht zuletzt dem Lokaltrio um Gitarrenästhet Kris Karacho , der auch bei Tackleberry leidenschaftlich in die Saiten greift und Pyroneer außerdem mit seinem kraftvollen Organ bereichert, geschuldet. Jedenfalls fielen mir neben den „üblichen Verdächtigen“ einige ungewohnte Gesichter auf, die möglicherweise von dem Schweinerock angelockt worden waren.
Eben jene Stilrichtung ist für mich spätestens seit den V8 Wankers eine Art Schimpfwort geworden (eine Einschätzung, die eventuell sogar Teile von Conformist Concerts teilen), aber Pyroneer machten nun ganz und gar nicht den Eindruck, als würden sie das Gepose und sich selbst sonderlich ernst nehmen, was die Sache sehr gut erträglich und unterhaltsam machte (O-Ansage Kris: „Das nächste Lied handelt von Verbrennungsmotoren!“).
Musikalisch war das Ganze dann auch mehr als ordentlich – der Neugierige möge sich überzeugen auf http://www.myspace.com/pyroneermusic.
Geiler Scheiß!
Die folgende Umbaupause wurde dann genutzt, um auf den Naziaufmarsch (der natürlich gerne verhindert werden darf) in Hamburg am 1.5. 2008 aufmerksam zu machen, (Ich verweise dazu mal auf tiki-read_article.php?articleId=761 und die entsprechende Infoveranstaltung am Donnerstag, den 24. April in der Meierei).
Nebenbei wurde auch noch berechtigterweise daran erinnert, dass zwischen Hardcore und linker Politik durchaus eine Verbindung besteht und dass D.I.Y. eh geiler ist als MTV-Klingeltonkacke.
Genau den Faden nahmen dann Nervous Breakdown auf und lieferten ein entsprechendes oldschooliges Hardcore (bzw. Trashcore)-Brett ab. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich die Band zuletzt vor zweieinhalb Jahren in Hannover gesehen …oder war ich doch bei einem der Meierei –Gastspiele dabei und der Gerstensaftkonsum blockiert meine Erinnerung daran?
Jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass die Band nochmal ne gute Schippe an Qualität zugelegt hat. Das ging sehr, sehr feist nach vorne und dieser die Trommelgarnitur beprügelnde Fleischberg von Drummer wirkt auf mich eh immer sehr imposant.
Obwohl die Mucke zum Ausleben spontaner rhythmischer Bewegungsimpulse prädestiniert gewesen wäre, löste sie bei ihren Adressaten größtenteils nicht viel mehr als anerkennendes Kopfwippen aus, aber gut – war halt Mittwochabend.
Anders wurde es dann dennoch bei Headed Nowhere, die eine Energie versprühten, die einfach saumäßig ansteckend war, so dass die (Hardcorepunk-)Tanzbeine doch noch ausgepackt wurden. Nicht ganz unbeteiligt daran waren einige Tackleberry-Bandmitglieder, von denen der Sänger mehrmals begeistert besprungen wurde und die einige Zeilen ins Mikro schmetterten.
Uneingeweihten würde ich die Mucke von HN jetzt mal als recht wilden HC mit viel frühachtziger Punk drin anpreisen.
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich es erst im vergangenen Jahr hinbekommen habe, erstmalig einem Headed Nowhere-Gig beizuwohnen, bei dem die Jungs aber aus irgendwelchen Gründen nur zu dritt (ohne Sänger) zocken konnten. In voller Besetzung war‘s dann tatsächlich noch schöner.
Naja, nachdem der Spaß dann gefühlte 29,5 Minuten später vorbei war, rief mich der nahende Studentenalltag aus einem exorbitant gutem Konzertabend ins traute Heim.
Abschließend erwähnenswert sind vielleicht noch die sensationellen T-Shirt-Preise von HN – ab läppischen 3 € bekam Mensch hier die Ausstattung, um der Umwelt die eigenen subkulturellen Kenntnisse zu demonstrieren – yeah!