…da ich die Atmosphäre in der Meierei vorziehe

Der Häuserfilm, 12.04.08, Spontanzusatzvorführung in der Meierei

Der Häuserfilm von Kiel…

Letzten Samstag sollte, 24 Jahre nach der ersten Uraufführung des Häuserfilms der Kieler Filmgruppe Chaos, die Premiere der restaurierten Fassung in der Pumpe in Kiel gezeigt werden. Wie es halt leider immer so ist, kommt man nie rechtzeitig to hus los, also trudelten wir ersten kurz vor 20 Uhr vor der Pumpe ein, um zu erfahren, dass der Saal restlos ausverkauft ist…

Glücklicherweise wurde uns mitgeteilt, dass der Film gegen 21 Uhr auch noch mal in der Meierei laufen sollte – puh Glück gehabt, wollte ich ihn doch unbedingt sehen…Also umgekehrt und gemütlich in die gute alte Alte Meierei gelaufen… Auf dem Weg leider noch einige unsympathische Zeitgenossen getroffen, da ein rechtes Hooligan-Konzert am Wasser stattfinden sollte….

Angekommen in der Meierei wurde noch fleissig auf- und umgebaut. Nach und nach füllte sich der Saal doch recht ansehnlich und wir hatten Glück so früh dagewesen zu sein, denn von weiter hinten hätten meine Augen wohl kaum richtig was mitbekommen.
Der Film behandelt die Hausbesetzerszene in Kiel in den frühen 80er Jahren…Habe ich als Nicht-Ur-Kieler Hausbesetzungen in den frühen 80ern immer in erster Linie mit Berlin, Hamburg und ev. noch Hannover assoziiert, muss ich doch nach und nach lernen (erste Aufklärungsarbeit leistete der „Meierei bleibt Pfeffer in der Suppe- Film), dass in Kiel in dieser Hinsicht einiges am Start war.
So standen anfang der 80er am Sophienhof, dort steht heute dieses unattraktive Einkaufszentrum, unglaublich schöne Altbauhäuser, die von Seiten der Stadt bzw. der Stadtplaner abgerissen werden sollten und in Folge der allgemeinen Wohnungssituation besetzt wurden. Einige der Besetzer taten sich zu der ‚Filmgruppe Chaos‘ zusammen und hielten auf Super 8 Kameras das Geschehen fest. Das Ergebnis ist ein authentischer Film über die damalige Zeit, die jedoch auch eigene Standpunkte und Probleme kritisch hinterfragt. Der Film gibt interessante Einblicke in die politischen Diskussionen und Ereignisse der Zeit, der Ziele und Bedürfnisse der Besetzer und deren Probleme. Ebenso zeigt er aber auch die Radikalität, mit der Kiel sich seit den 80ern baulich verändert hat. Unglaublich viele Menschen schimpfen auf die Hässlichkeit der Stadt, aber als Leute auf diese Mißstände aufmerksam gemacht haben….

Einziges Manko des Films ist, dass er meiner Meinung mit knapp 3 Studen doch etwas zu lang ist, irgendwann schwindet die Konzentration. Hier wäre weniger ev. doch mehr gewesen, so schwer wie es sein wird, Material abzuschneiden an dem Erinnerungen und viel Arbeit hängen.

Im Nachhinein konnte man fast froh sein, nicht mehr in die Pumpe gekommen zu sein, da ich die Athmosphäre der Meierei vorziehe und es einfach ein gemütlicher Abend war.
Jeder der die Möglichkeit hat sich den Film anzuschauen sollte dies unbedingt tun oder sich die DVD besorgen, die es geben soll.

Ein riesen Dank geht an die Filmemacher, für den Film und für die Bereitschaft, diesen auch für die Meierei zur Verfügung zu stellen. Ein ebenso großer Dank geht an die Leute, die sich spontan bereit erklärt haben, eine zusätzliche Vorführung in der Meierei durchzuführen- das war spitze!

Ach ja und auf dem Heimweg noch freudig zur Kenntnisgenommen, dass an dem ewig leerstehenden Haus in der Preetzer Straße nun Plakate hängen, dass dieses Haus besetzt sei!
Während des Films wurde ganz kurz erwähnt, dass es auch in Gaarden ein besetztes Haus oder Häuser gab, worauf leider nicht genauer eingegangen wurde. Wenn jemand da Informationen hat, würde ich mich über Infos freuen…

http://www.dremufuestias.de