Schmackes und Qualität!

Anchor, Don’t Run, We’re Your Friends, 05.11.07, Alte Meierei, Kiel

Gerade noch den tollen Freitag mit BEHIND ENEMY LINES und eine vollbesetzte Meierei vor Augen, heißt es am Montag wieder vorlieb nehmen mit der kleinen Bühne und weniger Leuten, aber mit ebenso Schmackes und Qualität! Welche Band aus Göteborg hat in der letzten Zeit eigentlich noch nicht in der Meierei gespielt, hehe? Unglaublich, dass da soviel gutes Zeux’ mit der Fähre zu uns rüberschwappt! Sind die Südschweden mittlerweile Norddeutsche oder wir Schleswig-Holsteiner südschwedisch? Hmm… – jedenfalls kommen Anchor auch aus Göteborg und da kann man ja eigentlich taub und blind hingehen und weiß; das gibt orn’lich wat auffe Omme…!

Doch zuerst heißt es: „Nich’ wechlaufen, wir sind gut Freund“. Ich bleib stehen und warte gespannt, wer sich denn nun hinter dieser neuen Kieler Formation versteckt. Und siehe da ein, zwei Gesichter kommen mir sogar bekannt vor. Namentlich kann ich leider keinen der Jungs erwähnen, da mir dergleichen nicht bekannt ist. Aber den Sänger, den kenn’ ich, denn der malträtiert seine Stimme sonst bei den höchst genialen TACKLEBERRY. Hannes also schreit und röhrt sich heute Abend wieder mal die Seele aus der Kehle und facht erstmal mein Verlangen nach einer erneuten TACKLEBERRY – Show an. Das währt aber nicht lange, denn auch Don’t Run, We’re Your Friends wissen zu überzeugen. Im Gegensatz zu Tackleberry zocken DRWYF nicht so wild und ungezügelt, sondern gemäßigter in Tempo und Aktion. Der Schlagmann verleiht den Songs ordentlich Druck und legt so eine solide Basis. Durch Hannes’ Stimme rückt das Ganze zwar merklich Richtung Screamo, hat aber deutliche Querverweise zum Old School-HC. Gefällt mir schon mal recht gut. Aber kaum bin ich mit den Klängen warm geworden, ist die Show auch schon vorbei. Kommt mir vor, als wenn das gerade mal 20min gewesen sind…? Na macht nichts, war immerhin unterhaltsam und hörenswert. Da freu’ ich mich auf nächste Show, wo es dann vielleicht mehr Songs zu hören gibt.

ANCHORS Tour stand unter keinem guten Stern, denn einer ihrer Gitarristen konnte die Tour nicht mitfahren. Doch zum Glück findet sich ein Musiker aus Hamburg, der spontan eingesprungen ist, und die Schweden auf ihrer Reise unterstützt. Oft konnte man nicht proben, scheint es, doch ANCHOR machen das Beste aus der Situation und liefern trotzdem eine gelungene Show. Der Sound ist sehr amtlich, die Gitarrenfront tönt schön fett und die Downbeats kommen gezielt und gewaltig. Geil! Schöner Mosh-Core! Ihrer veganen und Straight-Edge-Lebensweise verleihen die Jungs mit textlichen Aussagen Nachdruck. Der Sänger macht dementsprechende Ansagen und erklärt, warum, wie und wann. Allerdings ohne erhobenen Zeigefinger. Vielmehr wird dazu aufgerufen, mehr selbst zu organisieren und die Szene zu unterstützen. Die Musik steht dem in nichts nach – druckvoll und dynamisch ballern sich die Songs in die Ohren. Stampfende Rhythmen, die mit guten (manchmal metallisch) klingenden Riffs gekrönt werden. Kurze Songs zwar, dafür aber auf den Punkt. „Captivity Songs“ nennt sich die 7inch, die Extra zur Tour noch mal neu gestaltet und limitiert raus gebracht worden ist. Klar, dass auch Songs davon gebracht werden. Das Zeug trifft schön ins Schwarze und kommt auch auf Vinyl sehr gut rüber! Auch hier ist die Spielzeit relativ kurz, obwohl ich gern noch mehr hören möchte. Anscheinend sind nicht mehr Songs einstudiert worden können. So bleibt wieder mal „nur“ die Konserve und die Hoffnung auf ein baldiges Wiederhören.
PS: Auf der ANCHOR my space-Seite hat Marcus ein paar Fotos dieses Abends eingestellt…

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