Mass//Strangulation, The Dynamite, The Youths, Lights Out! / 27.10.07, Alte Meierei, Kiel
Und wieder haben die Veranstalter dieses Konzerts mit einer Absage zu kämpfen: Mass//Strangulation sagen am Abend zuvor(!) ihren Auftritt ab. Kurzfristig und dreist, wie ich finde (es sei denn, es lagen wirklich ernste Gründe vor …). Dabei hatte ich heute Abend auf das Crust-Vergnügen der Absager gesetzt und fuhr nicht zur „Ballernacht“, welche Zeitgleich in RD über die Bühne ging. Naja, müssen’s halt die andern Bands richten. Wie so oft, geht es auch heute wieder sehr spät los. Als ich ankomme, ist sogar noch nichts aufgebaut. Als der Kram endlich steht und die Bassdrum mit drei Ziegelsteinen am ausbüchsen gehindert wird, schicken sich Lights Out! aus München an, Leben in Bude zu bringen. Das schaffen sie aber nur bedingt. Zwar ist die Mucke wild und treffend, aber dafür auch sehr kurz und irgendwie fehlt einfach etwas. So richtig kommt keiner rein in die musikalischen Visionen der Bayern. Hardcore-Punk der alten Schule, der mich vom Gesang her etwas an die DEAD KENNEDYS erinnert. Die Gitarrenarbeit bleibt auf Dauer zu gleichförmig. Da fehlt die Abwechslung. Nett, aber nicht Überzeugend. Was wirklich auffällt, ist der topmodische türkisfarbene, ballonseidene Jogginganzug des Sängers. Wenigstens der bringt Farbe ins Spiel. Portugiesisch wird’s als nächstes mit The Youths. Da geht schon mehr. Der Sound ist fetter, die Gitarren braten ordentlich und der Drummer hat mehr Wumms. Aber was ist das? Die Tonlage des Sängers ist viel zu tief, soll heißen, der Gesang klingt sehr oft schief. Scheiße, der Rest der Band macht so’nen guten Eindruck. Vor allem versuchen sie die Leute zu animieren, dichter vor die Bühne zu kommen und sich von der Couch zu erheben, schließlich sind wir ja hier „nicht auf einer Beerdigung“. Hilft alles nix – einige Leute verziehen sich dann doch und Stimmung kommt nur bei zwei(?) Coverversionen auf. Alles in allem wenig Resonanz für die Band. Das war aber auch bei LIGHTS OUT so. Die Stimmung ist allgemein sehr verhalten heute. Vielleicht liegt’s ja daran, dass die Meierei heute nicht geheizt ist – is’ jedenfalls ziemlich kühl… Wie gesagt – musikalisch gesehen war’s gut. Der Hardcore-Punk klang vernünftig; nur am Sänger haperte es … Jetzt liegt’s an The Dynamite den Abend zu retten. Die Göteborger Spandexfans waren (das scheint ja wahnsinnig „in“ zu sein – auch bei THE PROCESS waren die Beinkleider sehr eng …) vor einem Jahr schon mal in der Schaubude. Man erinnert sich noch … Mittlerweile ist eine neue CD draußen („Corrupted Sound Waves“) und Kiel wird wieder beehrt/beackert. Wow, das hört sich doch gleich ganz anders an! Die Jungs wirken eingespielt und zocken und rocken, dass es bebt. Ihr Punkrock hebt die Stimmung und versprüht positive Vibrationen. Mich erinnert ihre Mucke komischerweise an die schwedischen Hypes… – äh THE HIVES; die haben auch so abgehackte Rhythmen. „Wrong Turn“ halte ich sogar erst für ein Cover der letztgenannten. Is’ aber auch egal, denn es klingt gut! Später flüstert Kalle was von „Mando Diao auf Punk“. Jooo, passt auch. Zwar ist genug eigenes Material vorhanden, doch auch hier werden zwei Sachen nachgespielt. Einmal was von THE DAMMNED und beim zweiten Mal hab ich’s nicht erkannt. Wohl aber ein, zwei andere Konzertbesucher, die sogleich vor der Bühne ein kleines Tänzchen wagen. Das haben die Schweden auch verdient und da die Reaktionen jetzt besser sind, lässt sich die Band nicht lumpen und hängt noch zwei Songs dran. Prima! THE DYNAMITE waren explosiv und sorgen so für einen versöhnlichen Ausklang des Abends. Ich bin’s zufrieden, ärgere mich nur grade, dass ich keine CD gekauft habe … Torsten