Icos und Axt, 13.10.07, Kiel, Alte Meierei
Statt der angekündigten drei Bands spielen heute Abend nur deren zwei. Icos & Axt. Cave Canem hätten das Billing komplett machen sollen, doch Krankheit verhindert dies. Hatte mich gerade auf diese Formation gefreut, denn Crust mit deutschen (kritischen) Texten gibt es nicht so oft. Na, ich hoffe der Gig wird nachgeholt … Deutsche Texte könnte man durchaus auch bei AXT erwarten, denn der Bandname hält sich ja schon an die Regeln der deutschen Rechtschreibung. Is’ aba nich’! Gebrüllt wird auf Englisch. Und zwar ordentlich! Der Frontmann des Neubrandenburger Vierers hat seine Stimmbänder verdammt tief gelegt. Kommt richtig gut dieses Organ; mit der passenden Lautstärke ergibt das eine passable Leistung und verleiht dem KrustenGrind der Jungs das richtige Flair. Kurz, schnell und rabiat schmettern die Songs durch die gut eingestimmte PA. Aufgelockert wird dieses Kurzzeitinferno durch schleppende Passagen und einige Downbeats. Das ist richtig gut. Zwar reagiert der Mob zuerst etwas verhalten, doch die AXT macht keine Gefangenen, sodass gegen Ende die positiven Meinungen überwiegen. Hat nich’ lang gedauert das Gemetzel – vielleicht `ne halbe Stunde, oder so, doch die Blutspur der Neubrandenburger kann sich sehen (und hören) lassen. Gerne wieder midde AXT!!! Was jetzt kommt, kann als totale Überraschung geltend gemacht werden. ICOS kommen, spielen und siegen! Die Göteborger spielen sich und die Zuhörer in einen Rausch, den ich in dieser Form noch nicht in diesen Mauern erlebt habe. Schleppend und dunkel beginnt ein Konzert, das sich im Verlauf auch nicht großartig von dieser Schiene wegbewegt. Mächtige Sound- und Klangwelten türmen sich vor den Zuhörern auf. Ein fantastisch schleppender „Groove“ lässt etliche Oberkörper frenetisch vor- und zurück wippen. Schmerzerfüllt und wütend werden Textfragmente herausgebrüllt. Es entsteht ein, gewissermaßen, hypnotischer Sog, der einen nicht mehr loslässt. Die Atmosphäre scheint greifbar. Die Schweden pendeln zwischen laut und leise, zwischen Ekstase und Ruhe. Klangsamples schwirren durch den Raum und verbinden sich mit tonnenschweren Riffs. Streicher unterstützen die schwelende Melancholie. Die eingeschobenen ruhigen Parts werden immer wieder aufgebrochen von rabiaten Trommelschlägen und dichten, aggressiven Gitarrenwänden. Und das alles in Zeitlupe. Ich versuche vergleichbares zu finden, finde aber nichts. Nur NEUROSIS kommen mir in den Sinn, aber das ist vage und beschreibt eher diese drückende Atmosphäre. Die Songs sind lang und laden ein zum sich-fallen-lassen; zum abtauchen in Tranceartige Zustände. Das Tempo bleibt unverändert langsam. Kein Punk-Rock, der schnell auf den Punkt kommt. Ich wundere mich, dass kaum einer geht, gebannt wird zugehört (und doch noch auf was kurzes Schnelles gewartet). Geradezu erholsam erfüllen mich ICOS’ Klänge. Lava, in der ich mich wohl fühle. Der Applaus ist wirklich verdient und zeugt von Respekt und Begeisterung. Ohne Zugabe darf die Band nicht gehen. Jetzt werden ICOS doch noch der Ankündigung „melodisch-schleppender Crust“ gerecht. Der Titelsong der ersten Platte „Walk with me“ bringt schnellen, kurzen Crust und beendet ein – verdammt noch mal!!! – gelungenes Konzert, das tiefe Spuren hinterlässt.
GAAANNNZZZZ GGGRRROOOßßßß!!!!! Unbedingt anchecken!!! Im Gespräch mit einem der Bandmitglieder erfahre ich dann noch, dass als unbedingter Einfluss der Schweden, die US- Band HIS HERO IS GONE aufgeführt werden muss. MIDIAN wurden auch genannt. Hoffe mal, die Jungs kommen wieder. ICOS macht süchtig!
PS: Dank an Band und Konzertgruppe! Mehr davon!
Torsten