Sand Creek Massacre, Guillotine, Brain Dead, Annotation / 31.08.07 – Kiel, Alte Meierei
Ein schönes Hardcore-Punk-Programm auf ’nen Freitagabend in der Meierei – eigentlich keine Frage, wo man diesen Abend als Kieler verbringt, oder? Dennoch traf ich auf dem Weg zur Meierei diverse Leute, die „auf ein Punkrock-Konz in der Pumpe“ wollten. Es stellte sich heraus, dass mit diesem Konz die ABGELEHNT-Abschiedsgala gemeint war, es sich mithin offenbar NICHT herumgesprochen hatte, dass diese Veranstaltung verschoben worden ist…
Aber egal, in der Meierei angekommen, musste man feststellen, dass sich die Konzertgruppe überlegt hatte, das Ding ebenerdig stattfinden zu lassen, was ja prinzipiell immer gut kommt. Nur wurde heute nicht der Boden vor der eigentlichen Bühne genutzt, sondern der Bereich oben direkt gegenüber vom Tresen. Das erwies sich dann doch für ein Wochenendkonz als definitiv zu eng. War etwas unangenehm drängelig, so dass einige Leute nach lediglich ein, zwei Bands entnervt den Rückzug antraten.
Annotation waren gleich ein Hammer zum Anfang. Richtig alte Schule. Hardcore-Punk kann vieles sein, aber diese Ibbenbürener waren offenbar in eine Zeitmaschine gekrabbelt, haben sie auf 80er Jahre programmiert und den Schlüssel weggeworfen. Dabei sindse relativ jung und existieren erst seit ’nen paar Jahren. Find ich immer irgendwie genial, dass sich zeitloser Scheiß wie CIRCLE JERKS, BLACK FLAG etc. immer wieder auch neuen Generationen als maßgeblicher Einfluss manifestieren kann. Ich mein, es gibt ja so unglaublich viel Zeug mittlerweile, da ist das nicht selbstverständlich. Jedenfalls sollten ANNOTATION für einige Stunden das Highlight des Abends bilden, wenn da nicht noch spät so eine Band aus Holland gekommen wäre.
Hm, ich hoffe, ich bekomme die Reihenfolge noch richtig hin. Ich meine, dass Brain Dead aus Ahrensburg als nächste gespielt haben. Die waren nicht ganz mein Ding, auch wenn der Ansatz, Hardcore mit Reggae zu vermischen an eine meiner All-Time-Faves schlechthin erinnert, BAD BRAINS. Aber die BRAIN DEAD-Stücke fingen irgendwie immer interessant an, um dann ziemlich lahm zu werden. Ich verlor das Interesse und begab mich teilweise lieber nach draußen, außerdem war es wie gesagt nervig voll. Andere BesucherInnen fanden die Band am besten heute Abend, das will ich nicht verschweigen.
Geiler wurd’s für mich dann mit Guillotine, die ein schickes Screamo/Hardcore-Brett schroteten. Besonders der hyperaktive Sänger setze Energie frei. Gnadenlos rannte er mit gesenkter Rübe in die Leute hinein und konnte so glatt einige Mini-Circle-Pits erzeugen. Es gab kapitalismuskritische Aussagen zu hören, ebenso wat über die Todesstrafe oder den deprimierenden Blick in den Kühlschrank der Eltern.
Aber was dann kam, setzte dem bisherigen Treiben doch glatt noch die Krone auf. Sand Creek Massacre aus somewhere in Holland kloppten ma richtig rein. Düsterster Crust im FROM ASHES RISE/TRAGEDY-Stil, der nicht nur vehement in die Beine ging, sondern auch mit extrem viel Bewegung dargeboten wurde. Der Sänger sah bisschen aus wie der große Bruder von DEAN DIRG-Dolph, kann er ja fast nix für. Was mir gut gefiel, war auch, dass eigentlich jedes Bandmitglied mal ins Mikro röhrte. Man merkte im positiven Sinn, dass SCM schon ein paar Auftritte hinter sich haben, denn sie waren gut eingespielt und jede/r legte sich mit ganz klar ersichtlichem Vergnügen ins Zeug.
Sehr schön, und Steve Steel hat eifrig die Kamera draufgehalten, sodass wir dat wohl irgendwann im OK nochma bestaunen können (ich verpass das nur immer, Mist).
Soviel dazu, ich möchte abschließend nur noch vor dem Dielenhänger in der Schaubude warnen!