On A Bad Trip + Empty Vision + I.O.U. + Codeheart Syndrom + Single State Of Man / 10.08.07 – Kiel, Meierei
Die Konzertgruppe Conformist Concerts feierte Geburtstag. Ein Jahr schon „Konzerte von angepassten Spießern für angepasste Spießer“. Na, herzlichen Glückwunsch!
Dazu waren dann gleich fünf Bands geladen, von denen mir persönlich lediglich EMPTY VISION bisher ein Begriff waren.
An der Meierei eingetroffen, war bereits die zweite Band am Musizieren. „Schlechte-Laune-Musik“, wurden wir noch vor den Toren gewarnt. Und in der Tat: Gesehen hab ich zwar nichts, doch auch von draußen hörte sich die Band nicht so spannend an. Rein instrumental und ziemlich ruhig gehalten, geradezu melancholisch und eher passend auf ’ner Beerdigung statt auf ’nem Geburtstag.
Da waren ON A BAD TRIP eher nach meinem Geschmack. Recht junge Band offenbar, die ihre Einflüsse offenbar aus HC a la SS DECONTROL und räudigem Punk bezieht. Technisch ist da noch einiges an Luft nach oben, aber Scheiß drauf. Dafür waren Wut und Empörung ungefiltert und direkt spürbar, so als sei es noch gar nicht lange her, dass den einzelnen Bandmitgliedern aufgefallen ist, was alles scheiße läuft inne Welt und dass eine Möglichkeit dagegen anzukämpfen, Gebrüll und verzerrte Gitarren sind. So wurde „Putins HJ“ adressiert um auf die faschistischen Tendenzen in Russland hinzuweisen. Für noch mehr Hallo sorgte aber das KNOCHENFABRIK-Cover „Grüne Haare“, bei dem es Bocki aus den Reihen der Zuschauer riss und er sich eins der Mikros schnappte um gleich den ganzen Text mitzugrölen. „Die Gesellschaft macht dich krank – du bist ein Punk“. Bocki versicherte übrigens später, dass jeder schiefe Ton absichtlich gesetzt wurde, klinge ja schließlich auch im Original so.
EMPTY VISION für mich zum dritten Mal und der sehr gute Eindruck vom T-Stuben-Auftritt bestätigte sich. Zwei Wochen auf Tour, aber keine Ermüdungserscheinungen. Wie immer moderierte Sänger Michael mit viel Charme, Esprit und Intelligenz. Mir gefiel besonders die Geschichte von der Schweden-Tour mit dem Sänger, der zuerst auf der Bühne wie ein Schwein gegrunzt habe, um danach von seinem Vater mit dem Fahrrad nach Hause gefahren zu werden. Oder so ähnlich, irgendwelche Punker ham unqualifiziert dazwischengelabert. Jedenfalls hab ich die Platte „The Rise“ mittlerweile oft gehört und war nun in der Lage Songs wie „The Rise“ oder „Unbreakable“ korrekt mitzuschmettern (im Gegensatz zu Bocki bescheiden aus dem Hintergrund natürlich). „All Bridges Burnt / We Won’t Look Back“ – SEHR amtlich. Immer wieder krass auch die apokalyptischen Melodien, welche die Gitarren spielen. Das RAWSIDE/OHL-Cover von „Faschopack“ gab es auch wieder.
Aus Bergen dann I.O.U. Ich kannte sie noch nicht, aber man musste sie nicht kennen, um sofort mitgerissen zu werden. Im Vergleich zu EMPTY VISION hatten die Norweger noch deutlich mehr Schmutz in ihrem Sound und donnerten wirklich hemmungslos nach vorne. Ansonsten vielleicht NOCH düsterer als TRAGEDY oder FROM ASHES RISE. Jedenfalls erzeugten I.O.U. eine besondere Atmosphäre – es war einfach perfekt, wie sie auf dem Boden spielten, die Leute vor ihnen um sie herumwirbelten, während andere auf den Treppenstufen und auf der eigentlichen Bühne lungerten. Mit „I Owe You“ hatten sie eine Platte dabei (LP schön mit Klappcover), die von fünf D.I.Y.Labels in Kooperation veröffentlich worden ist. Sind noch länger auf Tour, wer sie in Hannover, Berlin usw. sehen kann, sollte sich das nicht entgehen lassen.
Im ganzen also ein mehr als gelungener Geburtstag – weiter so!