Druckbetankung nach Misstönen

Akustische Druckbetankung nach Misstönen

Kiel – Ein herrlicher Sommerabend neigt sich dem Ende, in der Alten Meierei trifft sich punkrockendes Publikum zum Mitternachtsumtrunk. B.U.S.H. haben sich angekündigt, die Musiker sind hier keine unbekannte Größe und so herrscht eine gewisse Erwartungshaltung.

Doch was ist das? Uninspiriertes Gedudel zum Soundcheck, das sich über eine halbe Stunde lang direkt vor Konzertbeginn hinzieht und in seiner katzenmusikartigen Kakophonie gewaltig auf die Nerven geht. Es knarzt und bollert, pfeift und klöppelt. „Fangt endlich an!“, fordert der Tresenmann. Zumal der Sound im Anschluss kaum schlechter sein könnte. Und zumal B.U.S.H. als Sideprojekt von Point of no Return und I shot Cyrus doch höchste Qualitätsstandards in Sachen 80er-Hardcorepunk versprechen sollten – allein, um die weite Anreise aus dem brasilianischen Sao Paulo zu rechtfertigen.
Die Band benannte sich tatsächlich nach der legendären Punkband aus L.A. desselben Namens, deren Mitglieder fast allesamt bei einer Drogenrazzia von der Polizei erschossen wurden oder Suizid begingen. Das war bereits 1987, der musikalische Spirit jedoch sollte nie in Vergessenheit geraten. Das Cover des aktuellen Albums ziert nicht von ungefähr der teufelsbehörnte Kopf des amerikanischen Präsidenten, dessen Politik Dreh- und Angelpunkt jener wütenden Texte der Band ist.


Hart, schnell und laut: B.U.S.H. aus Sao Paulo in der Alten Meierei. Foto bev

Leider überwiegen zunächst noch Lärm- und Rumpelfaktor. Kalone gibt den kehlig brüllenden Frontmann von B.U.S.H.; die Rhythmik, die gleich einem Schnellfeuergewehr ihre Ladung in den Saal der Alten Meierei spuckt, ist das akustische Druckbetankung vom Feinsten. Das Gitarrenriffing Pedrons bewegt sich zwischen typischen Black-Flag-Powerakkorden und experimentellem Gegniedel à la Recurring Dreams von Hüsker Dü. Dann wird der Sound etwas transparenter, auch das Publikum hat sich eingegroovt. New American Century und Buy Us Some Heroin – zwei provokante LP-Titel der Band – sowie das zugehörige Thrashcore Label lassen vermuten, wohin die Reise geht. Und so krachen sich B.U.S.H. (tatsächlich keine Anspielung auf George W. Bush, sondern die Abkürzung für „Buy us some heroin“) durch ihr Programm, engagiert und laut. Der erste Eindruck, den die Truppe durch ihre Soundcheckorgie hinterlassen hat, er ist heute Abend jedoch nicht gänzlich zu revidieren. Eine Packung. Kein Feuerwerk. cpu