The Holy Mountain und Lies Feed The Machine in der Alten Meierei
Von Carsten Purfürst
Suchten die Nähe
zum Publikum:
The Holy Mountain.
Foto Bevis
Kiel – Was für eine Mischung! Welch Kraft in der Packung, die man dazu noch guten Gewissens eine volle nennen kann! Und was für ein Sound! The Holy Mountain ist ein Quintett aus Tampa, Florida, das in der Alten Meierei einen Gig der Extraklasse liefert. Im Fahrwasser von Bands wie Anti Cimex, Violence oder Tragedy, mit einem gehörigen Schuss schwedischen Crust-Gebretters, hauen The Holy Mountain eine Mischung aus ultrahartem Punk und Hardcore raus, die selbst dem Genre-Kenner die Stiefel ausziehen dürfte.
Foto BevisSchreihals Ponch drapiert sich vor dem Mikrophon wie eine Spinne, die auf ihr Opfer wartet. Wenn das Netz zu zittern beginnt, kommt blitzschnell Bewegung ins Spiel, es wird zum tödlichen Stich angesetzt. Von der EP Enemies gibt es mit The Will Of The People einen unglaublich starken Song, an dem sich die Galionsfiguren des Kollegenkreises erst einmal messen müssen. Gitarrist Tyler hüpft manisch durch die Schnittmenge aus Bühne und Publikumsreihen, während Schlagzeuger Greg mit Takt- und Tempiwechseln das Getriebe souverän zusammenhält. Ex-Combatwoundedveteran-Basser Dan hat hier heute Abend mit seiner Truppe einen kleinen Geniestreich abgeliefert. The Holy Mountain markieren mit ihrem Konzert Kiel als Revier, und es wird schwer werden, gegen diese Duftmarke anzustinken
Wobei der Support Lies Feed The Machine durchaus erwähnenswert ist. Das junge Quartett aus Berlin legt sich mit seinem US-Hardcore/Crust mächtig ins Zeug, und obwohl die professionelle Routine, die The Holy Mountain mit jeder Note bieten, fehlt, ist bereits zu erahnen, was diese Band einmal leisten könnte. Das selbst betitelte Debütalbum im Gepäck, rocken Lies Feed The Machine engagiert, während The Holy Mountain-Gitarrist Tyler es sich schräg hinter dem Schlagzeug gemütlich gemacht hat und mit anerkennendem Kopfnicken die ultraschnellen Beats goutiert. Ein zeitgenössischer, moderner Lärm, der Künstlern wie Publikum Katharsis verspricht. Der Soli-Euro geht an diesem Abend übrigens an all jene, die an den Demonstrationen gegen den Abriss des Kopenhagener Ungdomshuset teilgenommen haben und während der Demos inhaftiert wurden.