Wenn Klarinettenklang mit harten Gitarrenriffs kollidiert –
10 Rue d’la Madeleine verschmelzen Chanson, Rock und Reggae
Von Carsten Purfürst
Morgen, Alte Meierei (Hornheimer Weg 2), 21 Uhr
Kiel – Überall dort, wo Folkmusik ihre Blüten treibt, garniert durch moderne Crossover-Soundspielarten aus den Genres Punk, Rock oder Ska, darf nach wie vor aufgehorcht werden. Denn die Faszination, die in überlieferten Liedern vergangener Generationen bewahrt bleibt, hat tatsächlich immer noch eine größere Wirkungsmacht als jede Verstärkerwand. Hier schlägt das Herz des Volkes, leidet, frohlockt und kämpft die Seele, wird das Leben in Harmonien und Gesangslinien verpackt und weitervermittelt.
10 Rue d’la Madeleine kommen aus der Indie-Rock-Szene Frankreichs und werden in ihrem Heimatland – noch – als heißer Geheimtipp gehandelt. Französischer Chanson trifft auf Rage Against The Machine, dazu gibt es eine ordentliche Kelle Folklore, die sowohl bretonisch als auch osteuropäisch geprägt ist. In der Musik von 10 Rue d’la Madeleine treffen harte Gitarrenriffs auf Klarinetten- und Violinenklänge. Was für eine Mischung! Wer die offbeat-lastigen Balkan-Rock-Ansätze von Negu Gorriak oder den Hardcore-Jüngern von Kultur Shock schätzt, der wird mit 10 Rue d’la Madeleine bestens bedient.
Das Sextett spickt seine Texte und Bühnenshow – getreu dem Schlagwort „plein de rage et ironie“ („voller Wut und Ironie“) – mit einer kabarettistischen Note. Auch dieser Truppe eilt der Ruf einer schweißtreibenden, energiegeladenen Performance voraus, bei der auch schon mal das Interieur in Mitleidenschaft gezogen wird. Auf dem Berliner Fusion-Festival machte die Band im vergangenen Sommer das erste Mal hierzulande von sich reden, in Hagen und Leipzig hinterließ man zerstörte Bühnen und ein begeistertes Publikum.
Peter Goldberg (Geige), Brad Bronstein (Gesang), Andy Burke (Schlagzeug), Bill Nuggetts (Gitarre), Eddy Flint (Klarinette) und Mike Flanagan (Bass) starten dieser Tage ihre Deutschlandtour, die ein Dutzend Konzerte umfasst. 10 Rue d’la Madeleine erweitern das Genre des Folkrock um einen interessanten Baustein, der Zeugnis davon ablegt, dass in dieser Schublade nach wie vor so einiges steckt. Veranstaltet von der Konzertgruppe rebelti@s musicales, werden 10 Rue d’la Madeleine in der Kieler Alten Meierei nicht nur ihr Debütalbum Sur Les Murs vorstellen, das im September 2006 in Frankreich erschien und noch in diesem Monat in Deutschland veröffentlicht werden soll. Zu rechnen ist auch mit so mancher Überraschung, was die Live-Performance betrifft.