Drei Bands vom Feinsten in der Alten Meierei
Kiel – Zehn Stunden Flug, acht Stunden Autobahn, dazu der Jetlag – eigentlich ein Grund, konditionell in die Knie zu gehen. Doch dies ist der Tournee-Auftakt, und das will gefeiert werden. So lassen sich Old Growth aus Portland, USA, nicht lange bitten und beginnen einen musikalischen Reigen der Extraklasse, der mit unerwartet hohem Energielevel über die gut besuchte Alte Meierei hereinbricht.
Nicht auszudenken, zu was diese Jungs imstande wären, liefe der Stoffwechsel auf Hochtouren. Da kredenzt das Trio eine wilde Mischung aus Buffalo Tom, den Stooges und diversen Old School Roots Rock Acts nach Crazy Horse-Vorlage, dass einem ins Bewusstsein rückt, wie wunderschön es ist, dass es solche Bands gibt. Gitarrist John Magnifico wechselt zwischen manischem Geschrei, angedachten Gesangslinien und atemlosen Stößen in die Mundharmonika, während Bassist Luke Clements und Schlagzeuger Ben Muha in ihrer Wlt aus Lärm und Groove versinken.
Ein superber Auftakt und Steilvorlage für den zweiten Act Science of Yabra. Clements bleibt gleich auf der Bühne, wechselt vom Bass afu die Gitarre, ein letzter Soundcheck – dann wird gepumpt! Im Spannungsfeld aus Rites of Spring, The Hives und Drive like Jehu vermengen Science of Yabra fantastische Gitarrensounds mit ungestümen, stakkato-dominierten Rock-Rhythmen, die eher an Schnellfeuersalven erinnern als durch Songwriting bestechen. Science of Yabra haben ganz nebenbei mit Mike May einen der unglaublichsten Drummer, welche diese Art von Musik jemals erlebt haben mag. Die Raffinesse, mit der hier Taktwechsel betrieben werden, die technische Sicherheit, die exakte Fills direkt in den Bauch schießen lässt, dazu eine relaxte Attitüdea ,ls würde hier ein uralter Jazzer zu Werke gehen – einfach klasse und „over the top“. Melodien werden durch Bassharmonien interessant gehaltenu nd lasen immer wieder aufhorchen.
Noise Rock oder Post-Hardcore wären mögliche Kategorisierungen. Fakt ist, dass Science of Yabra in ihrer Überdrehtheit ein unbedingtes Statement modernen hochqualitiativen Punkrocks liefern. Kein Wunder, hier kommen schließlich ehemalige Mitglieder der Underground-Heroen A great Divide und Yaphet Koto zusammen. „We want to Smash!“ – so das definitive Rock’n’Roll-Statement.
Und der Abend ist noch lange nicht zu Ende, steht doch mit World Inferno Friendship Society|World/Inferno Friendship Society noch ein weiterer Act aus den Staaten mit einem Red-Eyed-Soul an …