Ein schöner Haufen Punkrock

Ein schöner Haufen Punkrock war für diesen Freitagabend in der Meierei angekündigt – übrigens mittels eines der coolsten Flyer der letzten Zeit: „Du fährst in die Meierei – ich schwör’s dir!

Die Suburban Scumbags hatte man immerhin seit genau vier Monaten und einem Tach nicht mehr in Kiel sehen können, da machte die Idee durchaus Sinn, sie zusammen mit Hiroshima mon Amour für diesen Auftritt einzuladen. Wie immer machte es einfach Spaß, sich die Drecksäcke anzusehen. Sound war klasse, Uller röhrte uns charmante Botschaften wie „We gonna stink you away“ oder „I don’t give a fuck“ in die Lauscher, MOTOR DUDES-Micha zockte, als sei er schon ewig in der Band und überhaupt wirkte die gesamte Band gut eingespielt und in bester Zocklaune. Benni von Klownhouse hatte massenweise neue Songs angekündigt und natürlich gab es HUNDERTE neuer Titel…NICHT. Nee, die Scumbags sind nicht die schnellsten auffe Welt beim Schmieden neuer Stücke, aber was soll’s? Ist mir auch sympathisch – scheiß drauf, es dauert halt so lange, wie es dauert. Was nicht heißen soll, dass ich mich über eine neue SCUMBAGS-Pladde nicht freuen würde. Das Publikum brauchte etwas Zeit um sich einzuschwofen, aber irgendwann ging ein richtig nettes Tänzchen vonstatten, inkl. Bierfontänen und auf’m Arsch landenden Pankern. Höhepunkte für mich: „World’s On Fire“, „Beast Under My Bed“, „Small Minded Man“ und die geilen Covers „I Don’t Care About You“, „Sonic Reducer“ und „GLC“ (obwohl die Spontanversion dieses Songs mit Ulf, ABGELEHNT-Axel und BONEHOUSE-Späthi neulich auf Bollers u. Ulis Hochzeit auch ihren Charme gehabt hatte).

Nu also Hiroshima mon Amour, die sich bereits durch ihren Gig inner Schaubude und der amtlichen Split mit SHOCK NAGASAKI in Kiel Sympathien erspielt haben. Heute waren sie allerdings gehandicapt, denn wenige Tage zuvor war ihr Gitarrist ausgestiegen oder war rausgeworfen worden. So war mit lediglich einer Gitarre und mit nur noch drei Leuten auf der Bühne einfach die Gesamtwirkung schwächer als beim letzten Mal in der Bude. Doch angesichts der Umstände haben HMA dennoch einen Klasseauftritt abgerissen, fand ich. Das Publikum war zunächst irgendwie sehr abwartend, man musste sich natürlich auch erst soundmäßig umgewöhnen. Die SCUMBAGS waren sehr fett gewesen, jetzt klang alles ein wenig fragiler. Mit der Zeit stieg die Laune jedoch, die Band ließ sich nicht beirren und rockte sich konsequent durch ihr Punkrock-Programm. Es gab wieder wat von The Revolvers und auch TON STEINE SCHERBEN wurden wieder gecovert. Am besten gefielen mir jedoch die bandeigenen Feger „Condemned To Rock“, „Heute hier & morgen tot“ und „Material Total“. Charismatisch gesungen, mit viel Elan gezockt, schick melodisch und textlich kein Bullshit, sondern mit Ansage inne Fresse – Material sinnlos und brutal. Am Ende war dann doch gut was los in der Meierei, die Band hatte sich durch die anfänglich etwas maue Stimmung gekämpft und dat Ruder rumgerissen.

Yep, danach gab es noch ordentlich Hits aus der Konserve und Teile des Mobs feierten weiter. Es steht demnächst einiges an in der Alten Meierei, wie der neue Newsflyer verkündet. Apropos: Interessant fand ich in dem Teil folgende Passage: „Für die, die sich’s während der Veranstaltungen am Theodor-Heuß-Ring gemütlich machen: Bitte achtet darauf, dass auf dem Parkplatz vom Reifenhändler keine Flaschen und kein Müll liegen bleiben und benutzt doch lieber die frisch renovierten Meierei-Toiletten statt der Autoreifen oder Bürotür des armen Mannes, der uns eigentlich nichts Böses will, aber verständlicherweise schwer genervt ist von wiederholten Kotzflecken, Scherben und kaputten Sachen auf seinem Anwesen“ Da kann man sich nur anschließen – was nützen monatelange Kampagnen, wenn die BesucherInnen durch vermeidbare Müllberge für schwerst genervte Nachbarn sorgen?

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