Dat hatte Wut, Elan und Spaß zugleich

DA haben mal so einige Leute was verpasst! Angekündigt waren eigentlich Asunto aus Chile sowie Somebody Left aus Hamburg. Darauf hatte ich mich eingestellt und war schon voller Vorfreude, denn irgendwie haben Hardcorebands aus Südamerika so gut wie noch nie enttäuscht. Doch seltsam, kein Arsch vor der Meierei zu sehen, die Tür zur Halle zu, allerdings dringen proberaumartigeTöne aus dem Café nebenan. Rein da, erfreut richten sich ca. zehn Augenpaare auf mich, wovon allein fünf zur Band gehören. Es stellte sich heraus, dass Asunto nicht aus Chile rausgekommen sind und am Zoll hängen, die Hamburger ebenfalls abgesagt haben und Pogo-Paul aus Husum megaspontan eine Ersatzband rangeholt hat. Aus Finnland: Kauniit Poliisit!!

Komisch, dass so wenig Leute gekommen sind, denn zum ASUNTO-Konz wollten doch diverse Nasen und von der ultrakurzfristigen Absage dürften die gar nicht alle erfahren haben? Es kamen zwar noch ein paar Besucher, aber mehr als 15 Leute waren beim besten Willen nicht im Café. Da kannte man sich fast in jedem Falle beim Namen: Moe von CHAOS-CONTROL lümmelte am Tresen, mit Andrea und Burkhard (NORDSCHROTT) und Kollegen war eine Schleswiger Fraktion anwesend, Rodde (Ex-EUSOPHOBIA) steckte in charmanter Begleitung ebenfalls seine Rübe ins Café und das war’s dann auch schon fast, den Rest kannte man dann auch mindestens vom Sehen (Glück gehabt, dass mein Namensgedächtnis so mies ist, sonst hätte ich euch alle hier aufgeführt)…

Die Band hatte ihren Soundcheck beendet und verschwand noch mal kurz in die Katakomben der Meierei, „to put on some clothes“. Dachte, dass sei ein Joke gewesen, aber wenig später tauchten die Vögel in Verkleidung Marke „best of Altkleidersammlung“ wieder auf. Moe schwor Stein und Bein, dass es den Ski-Anzug des Gitarristen vor 8 Jahren bei Aldi im Angebot gegeben hätte (Kerl, da warste doch grad mal zehn oder so). Ansonsten rulten Kleider, fiese Sonnenbrillen und aufgeknöpfte 70ies-style-Hemden. Und dann ging die Post ab, finnischer Punk hat ja meistens was ganz eigenes, ist oft kompromisslos schnell, rabiat und von latentem Wahn durchsetzt. So auch hier: Energie pur! Der kleine Sänger wieselte durchs Café, schmiss sich auf den Boden, sprang die Besucher ein, legte sich kurz zum Relaxen aufs Sofa, keifte, schrie, brüllte. Bassist und einer der Gitarristen verzogen keine Miene, während der zweite Klampfer sich konstant einen abgrinste und mit tiefer Röhre Backings ins Mikro brüllte. Genial! KAOOS und TERVEET KÄDET könnte man als groben Vergleich nennen, auf jeden Fall sehr abwechslungsreich bei allem Geballer. Auch sehr old-schoolig orientiert, obwohl die Jungs recht jung sind. Die 80er waren halt doch am besten was unverfälschten HC/Punk-Spirit angeht… Von völlig hysterischen Kreisch-Passagen bis hin zu schlagerartigen „Scha-la-la“-Geträller war alles am Start. Dat hatte Wut, Elan und Spaß zugleich. Oder wat sagte Moe neben mir: „Punkrock UND Stand-Up-Comedy in einem – ich bin begeistert!“ Hab ich auch nicht so oft, dass ich mir gleich nach dem Gig bei der Band eine Scheibe kaufe, aber heute musste es sein. Ha, und „Vahingonlaukaus“ (hä?) ist auch noch bei Höhnie-Records erschienen, da musste natürlich noch ein kurzer Plausch gehalten werden. Es stellte sich raus, dass KAUNIIT POLIISIT auch aus Tampere kommen – was ist das bloß für eine Stadt? Na, jedenfalls sind sie noch länger auf Tour, spielen u.a. in Husum (26.2.) – checkt bei Interesse http://www.pogo-paul.de.

http://www.kauniitpoliisit.com/