Schallschutz-Soli-Konzert mit fünf Frauenbands in der Alten Meierei
Nun ist es vollbracht, der Schallschutz sitzt. Wo einst Mond und Sterne durch die Glasdecke der Alten Meierei schimmerten, vielen Konzerten die besondere Note verliehen, stecken nun Holzelemente. Anwohner und Stadt wollten es so, setzten der Alten Meierei vermehrt zu bis zur Horror-Vision eines endgültigen Aus. Soli-Konzerte und Kundgebungen waren die Antwort des politisch-alternativen Zentrums. Mit Hilfe von Spenden – jemand warf gar 500 Euro in den Topf – wurde dann die Forderungen erfüllt, griffen Bewohner und Freunde zu Werkzeug und Material.
Und heute Abend wird gefeiert, das „Schallschutz-Release-Konzert“ mit fünf Frauen-Bands. Den Anfang machen Störup aus Hamburg. Es ist ihr zweiter Gig, und ob das Punkrock in Reinkultur, Anfänger-Augenzwinkern oder bar jeglicher Beschreibung ist, mochte jeder für sich entscheiden. Instrumentenbeherrschung gleich Null, Rhythmus ein Fremdwort und das Zusammenspiel im klassischen Sinne findet quasi nicht statt. Dafür ist die Stimmung richtig gut, resultierend aus grenzenloser Toleranz, wird in den ersten Reihen getanzt und gejubelt.
Korkx im Anschluss kommen auch aus Hamburg und können mit einem Mann an der zweiten Gitarre – der Abend gehört laut Plan ausschließlich weiblichen Künstlern – eine echte Besonderheit aufweisen. Auch Korkx spielen Punk im weitesten Sinne, nur ist ihre Version durchsetzt mit angepoppten Passagen, weiß in Momenten den Weg zum schrillen Hardcore zu weisen. Plötzlich ist Dynamik im Spiel, werden Songs – sofern nicht abgebrochen und neu gespielt, da schlecht geübt – langsam aufgebaut, lässt ein spanischer Text aufhorchen.
Der erste Groove des Abends ist jedoch Venus Envy aus Bremen vorbehalten. Schon als die Schlagzeugerin mit einem simplen moderaten 4/4-Takt beginnt, fährt der Bassdrum-Punch ins Herz eines jeden Rock’n’Rollers. Venus Envy spielen eine ureigene Mischung aus Punk, Hard Rock und exaltierten Gesangspassagen, die sofort – trotz schwerer Erkältung der Frontfrau – zündet. Der Sound stimmt, das WahWah-Padal arbeitet, die Botschaft ist klar: notengewordene Frauenpower mit außerordentlichem Kick-Faktor. Erster Höhepunkt und Hoffen auf guten Abschluss, denn zwei Bands – Marca Zenit und Dont nod|Don’t nod – sollen noch antreten. Bleibt zu hoffen, dass die Bemühungen der Alten Meierei seitens der Stadt nun Rechnung getragen wird. Denn vor allem der zweite Teil des Abends belegt, wie unverzischtbar diese Stätte für die Fördestadt ist.