Mit einer „Sofa-Demo“ warben Freunde alternativer Kultur in Kiel gestern auf dem Vinetaplatz für den Bestand der Alten Meierei
Gaarden – Erst war sie zu laut, jetzt ist sie zu unsicher. Und eines nicht mehr allzu fernen Tages könnte die Alte Meierei den Stadt-Gewaltigen schlicht zu lästig sein. Das jedenfalls fürchten die Freunde des alternativen Kulturzentrums, das sich schon seit mehr als einem Jahr mit allerlei behördlichen Auflagen abmüht und immer noch kein Licht am Ende des Tunnels sieht. Um auf diesen Schwebezustand aufmerksam zu machen und auch, um die Kieler Kommunalpolitiker zu einem klaren Bekenntnis für oder gegen den Fortbestand der Alten Meierei zu bewegen, haben es sich Bewohner und Anhänger der Einrichtung gestern Nachmittag auf dem Vinetaplatz bei einer „Sofa-Demo“ so gemütlich gemacht, wie es das durchwachsene Wetter eben zuließ.
Die Sofa-Symbolik soll über den bloßen Gag hinaus verdeutlichen, dass auch die nicht in erster Linie auf Charts und Kommerz zielende Kultur Rückzugs- und Entfaltungsräume braucht. Doch in dieser Hinsicht sieht es für die Alte Meierei eher ungut aus. Zwar gibt es dank schallschutztechnischer Nachrüstung keine Klagen mehr über Lärmbelästigung, doch an den nach Einschätzung des Ordnungsamtes nicht eingehaltenen Auflagen zum Brandschutz droht sich das Kulturzentrum die Zähne auszubeißen. Fast 75000 Euro müssten nach Berechnungen der Stadtverwaltung für normgerechte Feuersicherheit investiert werden, abzüglich der von den „Meieristen“ angebotenen Eigenleistungen bliebe immer noch ein Batzen von 60000 Euro.
Geld, das im Zweifel die Stadt als Eigentümerin des Gebäudes bereitstellen müsste, wie die Meierei-Betreiber betonen. Ob das aber geschieht, daran darf in Anbetracht der bekannten Öde in der kommunalen Kasse gezweifelt werden. Oder vielleicht doch nicht? Morgen, wenn der Bauausschuss im nichtöffentlichen Teil seiner um 17 Uhr beginnenden Sitzung über das Thema Meierei und Brandschutz berät, könnte die Lage schon ein bisschen klarer sein.
Grünen-Ratsfrau Regina Rosin jedenfalls ist optimistisch, dass die Alte Meierei fortbesteht. Sie deutete gestern die Möglichkeit eines Kompromisses an. Demnach wäre eine Lösung für deutlich weniger als 75000 Euro möglich, umgesetzt werden müsste sie aber durch Eigenleistung der Leute von der Meierei und möglicherweise durch Spenden. mag
nordClick/Kieler Nachrichten vom 11.05.2005 01:00