Wat gibt es Schöneres als nach wochenlanger Krankheit ENDLICH wieder gesund zu werden? Ein verschissener Bänderriss hatte mich lahmgelegt und es kann sicherlich Schlimmeres geben, aber es reichte definitiv dafür aus, um ein geradezu körperliches Verlangen nach einem LAUTEN und DRECKIGEN Konzi zu entwickeln. Nennt mich einen süchtigen Knecht der Musik, ich zeich euch nur den Finger! Also packte ich am Sonnabend die Krücken ein, warf ein paar Biere in den Rucksack und schwang mich in den näxten Bus zur Meierei – YEAH! REKONVALESZENT STRIKES BACK!
’ne Busfahrt am Samstagabend ist bekanntlich immer unterhaltsam. So saß ich direkt hinter ein paar Jungprolls, die über den Austausch von Körpersäften und die Wahl des richtigen Sexualpartners dozierten. Die Dame des Trios verkündete lautstark: „Also, deine Olle ist so hässlich, wie kannste die nur ficken? Ich würd als Macker niemals nich so eine Hexe klarmachen!“ Ach, wie ist das schön wieder unter Leuten zu sein und intelligenter Konversation beiwohnen zu können!
Am Bahnhof dann eine MASSE Bullen, die offenbar eine Schar Hooligans zu den Zügen geleitete. Die aber ziemlich ruhig waren – vielleicht war das Spiel nicht nach ihrem Wunsch verlaufen?
Aber egal, in der Meierei angekommen musste ich feststellen, dass ich doch etwas gebummelt hatte, denn die The Rippers|Rippers waren gerade fertig. Schade, schade, waren sich doch alle Anwesenden einig, dass diese Band sehr sehenswert gewesen sei. Blutjunge Typen zwischen 12 und 15, die offenbar amtlich die Pommesgabeln geschwenkt und dem Gott des schweren Metalls ein paar inbrünstige Weisen gewidmet hatten. Nächstes Mal!
Nun machten sich Affluenza daran uns ordentlich Punkrock in die Gehörgänge zu pusten. Ich muss gestehen, dass jetzt auch PillemannArsch hätten spielen können – ich wär garantiert auch erfreut gewesen. Aber auch im Nachhinein und unter Abzug aller überschwänglichen Euphorie – „ich kann wieder GEHEN – ich kann wieder die Rübe schütteln – ich stehe gerade in der Meierei, saufe Bier und treffe Leute!“ – muss ich konstatieren, dass diese Band einfach nur klasse rüberkam. Viel besser als noch weiland mit INFEKCTA oder wie diese Polen-Crusties geschrieben werden. Verstärkt um eine Bassistin gab es flotten Emo-HC/Punk, der zweistimmig gebrüllt und gesungen wurde. Bei irgendeinem Titel schrie der Gitarrist wie am Spieß „WORLD WAR III! WORLD WAR III“ und ich musste doch stark an mich halten nicht mit meinen Krücken um mich zu dreschen und mich Hals über Kopp in den Pit zu stürzen. Tja, Pogo, Stagediving, Wall Of Death oder Circle Pits müssen dann doch noch ein paar Tage warten… Aber von Song zu Song steigerte sich der Applaus und es machte Spaß zu beobachten, wie immer mehr Besucher sich auf ein Tänzchen einließen. Wie Bolle schon übern Schönberg-Gig schrieb: Da geht noch was, zumal die Band in ANTI-CONTROL-, PARAGRAF 119-Shirts und Widmungen an politische Gefangene nicht einfach Mucke fürn paar Freibier und Rockstar-Ruhm macht, sondern wat zu sagen hat.
Mit Imbecile gab es erneut einen Kontrast, stand doch Death Metal mit Grindcore-Einschlag auf dem Programm. Besonders der Sänger sagte mir sehr zu, brüllte er doch in einer Art, die mich irgendwie durstig machte. Vielleicht kennt dieses Gefühl der eine oder die andere, jedenfalls gibt es so Stimmen, wo die Kehle automatisch trocken wird und nur ein schnelles Bier hilft. Der Sänger – Timo – veranstaltet übrigens jedes Jahr das kleine aber feine KUHLE-Open Air (dieses Jahr u.a. mit MACABRE, EXCREMENTORY GRINDFUCKERS, JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE und irgendsoeiner Krawallcomco aus Kiel). Der Sound war gut bzw passte gut zur Musik, der Bass klackerte so geil und die Blastbeats des Drummers massierten angenehm die Bauchdecke. IMBECILE waren heute schon zum vierten Mal in der Meierei zu Gast, bisher jedes Mal mit den unvergesslichen Prog-Grindern OSH (Bericht vom letzten Mal unter http://www.dremufuestias.de/postnuke/html/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=88).
Wieso also nicht dieses Mal auch mit Osh? Nun, diese Band gibt es in der Form nicht mehr, aber ihre Nachfolger heißen Das Rote Universum und die waren heute natürlich auch am Start! In dem Jahr seit dem letzten OSH-Gig hier hat sich einiges getan: Die Band besteht nur aus drei Leuten, der Sänger sitzt jetzt hinterm Schlagzeug, singt aber dennoch über Headmike. UNGLAUBLICHERWEISE soll der Typ bis vor einem Jahr nur ein wenig auf Bongo-Trommeln gezockt haben, was völlig verrückt ist, denn DRU stellten sich als hässliches Groove-Monster dar, die sich nicht zu schade sind, Einflüsse von Pink Floyd, Queen und Metal zu verbinden. Mann, Mann – was da allein an vollständig gänsehautigen dreistimmigen Gesängen geboten wurde, war schon abartig. Nicht alle Besucher waren dieser nervlichen Belastung gewachsen und so waren die Reaktionen gespalten. Sicherlich im Sinne der Band, denn die frickelten derart krass ab (obwohl auch viele eingängige Parts und Melodien dabei waren) und widmeten sich mit deutlicher Lockerheit und voller Inbrunst zugleich ihrem gänzlich unkommerziellem Songwriting, dass es auf der Hand lag, hier keine Band vor sich zu haben, die um die Gunst irgendeines Publikums buhlt. Ein gewisses komödiantisches Talent kann ihnen indes auch nicht abgesprochen werden, fühlte ich mich doch von der Präsentation im Ansatz manchmal an Jack Black und sein großartiges TENACIOUS D-Projekt erinnert. Musikalisch hervorheben darf man eigentlich keinen der drei, aber gerade das virtuose Bassspiel und die Gesänge hatten es mir angetan. Zum Schluss gab es noch eine abartige Version der Beatles („She’s So Heavy“ hieß das Ding glaub ich) und dann ließen uns die Bastarde einfach so stehen und wir mussten mit dem eben Gehörten irgendwie fertig werden…