Ata Kask, 2nd Engine und Hausvabot ließen in der Alten Meierei die Wände wackeln
„Unglaublich, dass die hier spielen!“ Der meistzitierte Satz des Abends trifft den Kern der Sache: Zur Jahreswende haben sich Asta Kask in der Alten Meierei angesagt. Die Band hat in Skandinavien in etwa denselben Status wie die Sex Pistols in England.
Schweden-Punks mit Legendenstatus: Ata Kask. Foto Bevis
Beide Bands gibt es noch, was an sich schon erstaunlich ist. Und dass Ata Kask in der Alten Meierei gastieren, scheint Grund genug, den Schuppen aus allen Nähten platzen zu lassen, sprich: Es ist so voll wie selten erlebt.
Derartige Konzerte ziehen auch immer einen kleinen Rattenschwanz an Support-Bands mit sich, so auch diesmal. Ein Gentleman, wer sich da auf die Funktion als „Anheizer“ besinnt und seine Performance nicht überstrapaziert. Was im Fall der ersten Band des Abends nicht stattfindet, denn Hausvabot aus Berlin spielen mit ihrer Oi-Punk-Variante ein definitiv zu langes Programm. Im selben Atemzug mit Oxymoron oder The Exploited zu nennen, grölt und schraubt sich das Trio rumpelnd und pumpelnd durch Songs, die die Zwei-Minuten-Grenze selten überschreiten. Wem dass zu stumpf ist, der hat Pech gehabt, kann man sich in der massigen Traube doch dem Bühnengeschehen kaum entziehen. Jeder Gang wird zum Abenteuer, sei es Richtung Tresen, Plattenstand oder Ausgang.
Mit 2nd Engine spielt im Anschluss dann eine formidable Hardcore-Formation aus Rendsburg. Plötzlich gewinnt der Sound aufgrund spielerisch-technischer Finesse an Durchschlagskraft, ist 2nd Engine darüber hinaus eine gewisse Erfahrung anzumerken, die sich wohltuend in originellen Arrangements sowie High-Speed-Passagen mit mehrstimmigem Gesang niederschlägt.
Weh dem, dem nun der Schalk im Nacken sitzt, sich von draußen mit Schneebällen bestückt und jene mit Weitwurf unter den vorderen Reihen des Publikums verteilt. Auch das Bier muss trotz der Außentemperaturen kalt sein, denn es naht der Höhepunkt: Asta Kask gründeten sich in Schweden vor 25 Jahren – und waren bis dato noch nie in Deutschland. Bereits vor vielen Jahren löste man sich auf, Familie und Unlust galten als Gründe. Doch da Punk bekanntlich nicht totzukriegen ist, gab sich die Band einen Ruck, formierte sich neu und ist nun auf Tournee.
Es gibt sicherlich bessere Gruppen. Doch was in diesem Fall zählt, ist der Mythos, die Legende. Asta Kask traten zum ersten Mal in einem Zuge mit Heroen wie The Clash, Ramones oder The Damned in Erscheinung, und es ist der typische Mitt-Siebziger-Punkrock, der von den Mitgliedern authentisch zelebriert wird und manchmal Richtung Pop driftet. Drei Akkorde, mal schneller, mal moderater, Punkrock in Reinkultur – und das ist dann auch schon alles. So präsentiert die Alte Meierei zum neuen Jahr noch einmal ein ganz besonderes Schmankerl und ist damit ein weiteres Mal für eine schöne Überraschung gut.
Von Carsten Purfürst