Bonehouse-Gitarrist Stoeckicht verabschiedete sich – die neue CD ist da
Er wirkt aufgeladen, als hätte er die letzten Wochen an einen Generator gekabelt verbracht, ein fleischlicher Energieball voll des Spielwitzes und guten Laune. Und doch steht Pete Stoeckicht Wehmut ins Gesicht geschrieben. Es ist der letzte Auftritt des Bonehouse-Gitarristen mit seiner Band, zugleich CD-Release-Party des neuen Albums The Fuse is lit! – und alle sind gekommen.
Knochenpogo, Skandierungen und super Sound:
Bonehouse rockten in der Alten Meirei. Foto Bevis
Rawside haben mit ihrer Mischung aus Hass, Wut und Exploited-Sound den Abend fulminant durchgestartet und die Alte Meierei droht aus allen Nähten zu platzen, als Bonehouse loslegen. Und jeder, der die Band über die letzten zehn Jahre begleitet hat, kennt den Reigen aus neuen und alten Hardcore-Metal-Hits der Truppe: Maria Mar, Onward to Mayhem, Go Bastards Go – um nur einige zu nennen. Das „Knochenhaus“ ist besetzt durch Liebe zum Metier, genretypischer political correctness und Musikern, deren Herzschlag durch die Takte führt.
Da ist es verzeihlich, dass jeder kompliziertere Break den Fünfer eher durch Zufall wieder die Eins finden lässt oder Destroy the City als Opener so gar nicht in Gang kommen will. Denn irgendwann fangen Bonehouse an zu rollen. Disarm Charlton Heston ist von der Weigerung geprägt, dem Waffenfanatiker Heston seine reaktionären Ansichten – wie im Michael-Moore-Film „Bowling for Columbine“ offen gelegt – durchgehen zu lassen. Und dann – als besonderes Bonbon – ein Trio-Klassiker, Ja ja wo geht’s lank Peter Pank Schönen Dank, der durch sauber akzentuiertes Riffing und Phillip Wolters klopfenden Sprechgesang brilliert.
Natürlich gibt es Abschiedsgeschenke für Stoeckicht, der in all den Jahren in erster Linie Kumpan, in zweiter Linie Mitmusiker war. „Pete bleibt!“ steht auf den Schildern. Mischungen gibt es auch, die von Wolter in Plastikflaschen ans Pogo-Volk verteilt werden: „Alkohöllisches aus dem Cafe Stietzel“ – das Ganze ist ein Ritual, dem die Fans in großzügigen Schlucken huldigen. Und es wird Musik gemacht: Songs von The Fuse is lit! reihen sich nahtlos in die „Klassiker“ der Band ein, da ist es geradezu Fan-Pflicht, die Bühne zu erklimmen und durch verbale Ausbrüche in Mikrophone Refrains zu unterstützen, um sich im Anschluss als Stagediver zu betätigen. In Zukunft wird Gitarrist Späthi allein für den Sechssaiter-Sound verantwortlich sein. Zu diesem Anlass hat auch er ein Geschenk bekommen – eine Aufforderung von Stoeckicht, jetzt erst recht weiter zu machen: Ein T-Shirt mit dem Aufdruck: „Ich bin zwei Gitarren“. Ansonsten? Knochenpogo, Skandierungen und super Sound. Ein legendärer Abend.
Von Carsten Purfürst