Wenn einen der Unmut drückt, könnte man ein Pamphlet schreiben. Oder man könnte irgendetwas demolieren. Oder man entscheidet sich für Musik. Die Alte Meierei hat sich für die Musik und hier für drei Möglichkeiten entschieden. Die US-amerikanische Troika aus A Light in the Attic, Ghost Mice und End on End bietet einen spannenden Querschnitt durch das stilistische Repertoire der musikalischen Mittel und stilistischen Zuordnungen. Nicht sehr voll ist es geworden, worauf die Bühne einmal mehr am Eingangsbereich platziert wurde, um für Rezipienten und Band gleichermaßen etwas mehr Dichte zu schaffen. Dass die Gäste trotz der fast obligatorischen Verspätung bleiben, liegt aber vor allem an der Vielfältigkeit der musikalischen Offerte.
Krasse Gegensätze: Während A Light in The Attic
einen akustischen Tornado losbrechen ließen,
sangen Ghost Mice Lagerfeuer-Songs. Fotos: Peter
Den Anfang machen A Light in the Attic. Das Trio bricht von der ersten Sekunde einen dermaßen brüllenden Sturm los, dass sich die Schrecksekunde (zumindest bei einigen) zur Schreckminute ausweitet. Ein Naturereignis als Schrei, geordnetes Chaos in Rhythmus und Klang und gnadenlos im Gebrüll. Leider fällt es schwer zu verstehen, welche Inhalte dieser Schrei eigentlich birgt, dafür ist die Stimme einfach zu leise abgemischt. Aber denen wird das Herz schon im richtigen Takt schlagen, und so kann man auch ein wenig mit A Light in the Attic wütend und verzweifelt sein. Nachdem der Tornado so unvermittelt aufhört wie er einsetzte, wird es ruhig.
Sogar mit dem nächsten Act. Chris und Hannah sind Ghost Mice und spielen unverstärkt mit Geige und Westerngitarre ihre Lagerfeuersongs. Aus der Mitte der Gäste heraus gibt es Musik, die vor allem aufgrund ihrer unprätentiösen und uneitlen Machart rühren. „Dass wir die Töne nicht immer treffen, wissen wir selber“, lässt Chris clever verlauten. Dann kann man es ja sagen: stimmt! Aber sie verbreiten gute Laune und haben etwas zu sagen. Musikalische Geschichten über Religion, alternative Lebensmodelle bis hin zur guten, alten Liebe im amerikanischen Erzählerstil. Irgendwie Punk, irgendwie Country und irgendwie auch wie alle, die ein paar Akkorde greifen können.
Mit End on End werden dann wieder genau gegenteilige Töne angeschlagen. Auch wenn es nach wie vor von den Wänden der Alten Meierei schreit, dass es keiner Superhelden bedarf, in ihrem Genre könnten es die Jungs von End on End schon werden. Emo-Hardcore mit Metal-Einflüssen und jenem Angst-Faktor, der nötig ist, um im großen wilden Meer der wutentbrannten Musik noch eine wahrnehmbare Welle zu bauen. Harte Powerchords, drückende Basslinien, rasende Schlagzeugattacken und ein rauer, kantiger Gesang – das sind die Eckpfeiler einer Band, die das Gewissen hat, das den Hardcore Bands der 90er Jahre so viel Relevanz verliehen hat. Sozial-kritisch und politisch, ohne dass die Inhalte die Musik überlagern. Nichts Neues, aber es tut doch immer wieder gut zu hören, dass diese Art der Sinnsuche noch immer ein Motor in manch schlauem Kopf ist.
Von Manuel Weber